Der Busfahrer des EHC München ist am Freitagmittag gelassen an seine Arbeit gegangen. Wieder einmal beförderte er sein Gefährt in die Schweiz, erneut ging es in den Westen der Eidgenossenschaft. Den Großteil der Strecke dürfte er noch perfekt im Kopf gehabt haben, das Navigationsgerät war nicht zwingend vonnöten. Nachdem er den Bus Anfang August nach Le Sentier an der französischen Grenze befördert hatte, hieß das Ziel diesmal: Freiburg, im gleichnamigen Kanton. Die Münchner bleiben damit dem französischsprachigen Teil der Schweiz treu, allerdings verändert sich der Charakter der Reise. Waren die ersten zwei Partien auf Schweizer Boden noch Testspiele, wird es jetzt ernst: Für den deutschen Meister beginnt am Samstagabend beim HC Fribourg-Gotteron die Champions Hockey League (CHL).
EHC-Trainer Don Jackson erwartet in der Königsklasse Spiele mit "hohem Tempo" und betont, das sei der "erste Auftrag" an seine Mannschaft. In der letztjährigen Champions-League-Saison hatte der EHC seine Vorrundengruppe souverän gewonnen, war dann aber im Sechzehntelfinale am finnischen Vertreter Lukko Rauma gescheitert. "Wir haben viel aus der vergangenen Spielzeit, vor allem von unserem letztjährigen Gegner Lukko Rauma, gelernt und mitgenommen", sagte Jackson vor der Abreise in die Schweiz. "All das versuchen wir nun umzusetzen." Jacksons Herangehensweise ist immer die gleiche - egal ob Liga oder Königsklasse: "Wir gehen in jedes Spiel mit dem Glauben, es gewinnen zu können." Kapitän Michael Wolf unterstrich: "Das Ziel ist klar, wir wollen unsere Gruppenspiele gewinnen und die Playoffs erreichen."
Die EHC-Reisegruppe ist am Freitag ohne Steve Pinizzotto gestartet, er hatte sich beim ersten Mannschaftstraining der Saison eine Oberkörperverletzung zugezogen. Dass es auch ohne den Publikumsliebling gehen kann, bewiesen die Münchner bei ihren zwei Testspielerfolgen in der Schweiz. Zehn Treffer erzielte der Meister in den Partien im August (4:0 gegen Genf, 6:3 gegen Lausanne), dabei glänzte besonders die aus dem Vorjahr eingespielte Angriffsformation um Mads Christensen, Dominik Kahun und Frank Mauer. Jackson bescheinigte ihr, "on fire" zu sein. Zugang Deron Quint, der mit Jackson schon bei den Eisbären Berlin zusammengearbeitet hat, ist davon überzeugt, dass der EHC die nötige Qualität hat, um gut in die zweite CHL-Saison der Klubgeschichte zu starten. Er sehe beim EHC "große Ähnlichkeiten" zu den damaligen Eisbären, sagte der Verteidiger. "Wir haben viele Spieler mit einer Sieger-Mentalität. Jeder kennt seine Rolle und weiß genau, was er zu tun hat. Die ganze Mannschaft ist auf Erfolg ausgerichtet."
Nach der Partie in der Schweiz fliegt der EHC am Sonntag nach Wien, von wo es mit dem Bus weiter ins tschechische Znojmo geht. Dort folgt am Dienstag gegen Orli Znojmo die zweite der insgesamt vier Vorrundenpartien. Um sich für die Runde der letzten 32 Mannschaften zu qualifizieren, muss der EHC Gruppenerster oder -zweiter werden. Erst einmal gilt es aber, gegen Fribourg-Gotteron zu bestehen. Der Verein spielt seit 26 Jahren in der höchsten Schweizer Liga, 2013 stand er zuletzt im Endspiel um die Meisterschaft. Die von Kapitän Julien Sprunger, der in der vergangenen Liga-Spielzeit starke 26 Tore erzielt hatte, angeführte Mannschaft hat im Sommer prominente Verstärkung bekommen: Roman Cervenka stürmt nun für den HC. Der 30-jährige Angreifer hat mit Tschechien Gold und Bronze bei Weltmeisterschaften gewonnen, außerdem spielte er bereits in der NHL und KHL. Dieser Mann ist sicher schwerer in den Griff zu bekommen als die Anreise in die Schweiz.