München:Harte Schule

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2012 hat der KTF schon einmal die deutsche B-Jugendmeisterschaften für Florettfechter ausgerichtet, hier trifft Leandro Walter (li.) vom MTV München. (Foto: Claus Schunk)

KTF Luitpold richtet deutsche B-Jugend-Fechtmeisterschaft aus

Von Carolin Ranz, München

Mit großen Fechttaschen auf dem Rücken gehen die Schüler die Treppe zur Turnhalle des Luitpoldgymnasiums nahe dem Englischen Garten hinauf. "Es ist kein Fechten während des Abiturs!", ruft ihnen eine Frau hinterher. Es ist die Hausaufgabenbetreuerin, doch sie irrt sich. Sicher, in der Abiturzeit dient die kleine Sporthalle mit dem abgenutzten Fischgrätenparkett und der großen Fensterfront häufig als Prüfungsraum. Doch Stühle und Tische sind feinsäuberlich vor der Halle aufgestapelt. Es ist Training - denn am Wochenende stehen die deutschen Meisterschaften der B-Jugend im Florett-Fechten an.

Der Kunstturn- und Fechtverein (KTF) Luitpold richtet diese Meisterschaft aus. 120 Mitglieder zählt dessen Fechtabteilung, die ihr Hauptaugenmerk auf die Jugendarbeit legt. "Wir sind stolz, nach 2012 zum zweiten Mal mit der Meisterschaft betraut worden zu sein und freuen uns sehr darauf", sagt Organisatorin Silke Weltzien euphorisch. Vier Einzelkonkurrenzen werden am Samstag und Sonntag ausgetragen, für Mädchen und Jungen der Jahrgänge 2001 und 2002, in jedem der Wettkampffelder treten 66 Fechter an. Dafür wäre die Schulturnhalle zu klein, die Titelkämpfe finden in den Sporthallen der städtischen Berufsschule und des Sonderpädagogischen Förderzentrums in Riem statt.

Rein sportlich ist die Trainerin allerdings schon vor dem ersten Hieb ernüchtert. Ausgerechnet Korbinian Koller, der Titelverteidiger vom KTF, musste seinen Start zurückziehen. Er hat sich einen Finger an der rechten Hand gebrochen, seiner Fechthand. "Das ist wirklich traurig. Deshalb denke ich, auch wenn er vom Stadtrivalen MTV München kommt, dass Florian Stadlbauer große Chancen aufs Finale hat", prognostiziert Weltzien. Seit März ist Stadlbauer bayerischer B-Jugend-Meister, sein Teamkollege Jan Fritsche wurde Dritter und tritt am Wochenende ebenfalls an.

Einziger Teilnehmer des gastgebenden Klubs ist der 14-jährige Jeremie Speer. Er hat es als Nachrücker gerade so ins Teilnehmerfeld geschafft, freue sich daher "einfach nur dabei zu sein", wie er sagt. Gerade bekommt er von Trainer Istvan Takats noch eine Einzellektion, um die Beinarbeit zu verbessern und neue Bewegungen einzustudieren. Speer trifft mit der 90 Zentimeter langen Klinge seines Floretts immer wieder dieselbe Stelle auf dem schwarzen Anzug seines Trainers. Auf Höhe der Leber bildet sich von den Treffern ein weißer Fleck. Speer wirkt konzentriert. "Willst du mich küssen?", ruft Takats ihm plötzlich unter seiner Maske zu. Jeremie schüttelt nur den Kopf. "Dann komm nicht auf mich zu! Wieso machst du den Ausfallschritt?", tadelt Takats. Eine harte Schule sei es, erklärt Jeremie Speer, doch "es bringt sehr viel, weil er anspruchsvoll ist".

Trotz der Strenge bleibt die Atmosphäre familiär. Die Trainer loben und motivieren, Eltern beobachten ihre Kinder und besprechen währenddessen den Ablauf des Wochenendes oder die Wahl der zu backenden Kuchen. Viel Aufwand bedeutet die Ausrichtung für den KTF, doch Weltzien nimmt diese Arbeit sehr gerne auf sich. Sie will "die Liebe und die Begeisterung für diesen Sport an die junge Generation weitergeben".

© SZ vom 08.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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