FC Bayern Basketballer:Ausgeruht und von der Rolle

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Der FC Bayern München verliert in Göttingen - und damit Boden im Kampf um die Tabellenspitze der Basketball-Bundesliga.

Von Matthias Schmid, München

Das T-Shirt ist in Göttingen ein Verkaufsschlager. "Stay calm and let El Amin handle it", steht da auf der Brustseite in großen Lettern geschrieben, viele in der heimischen Arena hatten sich für das Spiel gegen den FC Bayern München eines übergezogen: "Bleibt ruhig und lasst es El Amin richten."

Khalid El-Amin heißt der Basketballprofi des Aufsteigers mit vollständigem Namen, der ehemalige NBA-Spieler hat in dieser Saison schon oft den Unterschied gemacht. Auch im Hinspiel in München, als der Neuling gänzlich überraschend beim deutschen Meister 95:81 gewann, war der US-Amerikaner der beste Spieler auf dem Parkett und warf 20 Punkte.

Im Rückspiel am Sonntagabend nun spielte der 35-Jährige eher unauffällig, bis zur Schlussminute, dann war er tatsächlich der Spieler, der alles richten sollte: Mit vier Punkten sorgte er dafür, dass die Göttinger auch das zweite Spiel gegen München gewannen, diesmal 63:59 (25:39). El-Amin kam auf zehn Punkte - und die Bayern verloren ihr zweites Ligaspiel nacheinander und bringen sich um eine günstige Ausgangslage vor Beginn der Playoffs.

Von Anfang an hatte sich Münchens bester Verteidiger, Anton Gavel, um Göttingens Ausnahmespieler gekümmert, der sogar ein Jahr älter ist als sein Cheftrainer Johann Roijakkers. München fand nach der Heimniederlage gegen Braunschweig schnell Zugang zum Spiel, das Team von Svetislav Pesic hatte sich nach dem Europapokal-Aus eine Woche lang für eine Partie in der Basketball-Bundesliga präparieren können: "Ich habe den Spielern sogar eine Pause zur Regeneration gegönnt", hob der Trainer hervor.

Und diese stressfreie Vorbereitung machte sich schnell bemerkbar. 10:0 führten die Bayern nach vier Minuten, es sah nach einem entspannten Abend für Pesic aus. Doch so einfach ließen sich die Göttinger nicht abschütteln. Sie spielen einen unorthodoxen Basketball, mit vielen kleinen, schnellen und wendigen Spielern, die gerne von außen werfen, ohne richtigen Center. Die größten Göttinger Raymar Morgan und Harper Kamp messen jeweils nur 2,03 Meter, doch den Größennachteil gleichen sie mit List und Eifer aus. Sie kamen wieder heran und verkürzten nach dem ersten Viertel auf 15:19.

Als dann Robert Kulawick mit einem Dreipunktewurf Göttingen erstmals in Führung brachte (11.), glaubten auch die Zuschauer wieder an eine Chance gegen den übermächtigen Gegner. Doch die Gäste aus Bayern ließen sich nicht irritieren, Nationalspieler Robert Benzing antwortete mit einem humorlosen Dreier, er humpelte anschließend mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Feld, nachdem er einen Schlag aufs Knie bekommen hatte, konnte später aber weiterspielen. Von der Bank erlebte er mit, wie seine Mitspieler ihren Vorsprung kurz vor der Pause mit acht schnellen Punkten, darunter zwei Dreier von Heiko Schaffartzik und Lucca Staiger, auf 39:25 vergrößerten.

Dass sie das Schlussviertel allerdings nur noch mit einer Zwei-Punkte-Führung (44:42) beginnen konnten, lag erstaunlicher Weise auch daran, dass Göttingen plötzlich die Bretter dominierte. Immer wieder konnte sich Morgan gegen die wesentlich längeren Vladimir Stimac und John Bryant mit schönen Bewegungen durchsetzen, erschwerend kam hinzu, dass die Münchner Würfe nicht mehr durch den Korb fallen wollten. Nur fünf Punkte waren ihnen im dritten Viertel gelungen, die Göttinger Zonenverteidigung erwies sich als unüberwindbar.

Morgan war es dann auch, der Göttingen im letzten Viertel wieder eine 47:46-Führung bescherte, zwei Minuten und 59 Sekunden vor der Schlusssirene lag Göttingen 56:53 vorne. Schaffartzik und Gavel brachten München mit Freiwürfen zurück ins Spiel (57:56). Doch als es in der letzten Minute darauf ankam, punktete nur noch einer beständig: Göttingens Khalid El-Amin. Erst traf er mit Brett zum 60:57, dann erhöhte er auf 62:57. Die Bayern, bei denen Bryce Taylor mit zwölf Punkten erfolgreichster Werfer war, kamen nicht mehr zurück.

© SZ vom 23.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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