Skepsis in Starnberg:Fracking-Ängste im Fünfseenland

Lesezeit: 2 min

Eine britische Firma hat sich die Rechte gesichert, südlich von München nach Erdgas und Erdöl zu suchen. Das umstrittene Fracking soll zwar nicht zum Einsatz kommen - doch insbesondere die Grünen sind skeptisch.

Von Benjamin Engel, München/Starnberg

Zunächst klingt die Nachricht harmlos: Das britische Energie-Unternehmen Terrain Energy hat sich die Erlaubnis gesichert, südlich von München nach Kohlenwasserstoffen, also Erdgas und Erdöl, zu suchen. Laut Unternehmensangaben soll nur konventionell und nicht mit der umstrittenen Fracking-Methode gefördert werden. Bei letzterer wird Erdgas oder Öl aus tiefen Gesteinsschichten mithilfe von giftigen Chemikalien herausgelöst. Jetzt fürchten die Grünen, schlussendlich könnte doch Fracking angewandt werden, was Umweltschäden auslösen könnte. Sie verlangen, dass das Starnberger Landratsamt in der nächsten Kreistagssitzung zum Vorhaben Stellung nimmt. Zudem sollten Vertreter von Terrain Energy über ihre Pläne informieren.

Das bayerische Wirtschaftsministerium hat der Firma die Erlaubnis, im Gebiet "Starnberger See" nach Erdöl und Erdgas zu suchen, zum 12. Dezember des Vorjahres erteilt. Die Fläche umfasst 926 Quadratkilometer und reicht von den Landkreisen München, Starnberg bis in den Norden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen. Fracking werde nicht eingesetzt, heißt es im Ministerium. Bisher seien allein seismische Untersuchungen an der Oberfläche und keine Bohrungen gestattet. Zudem existierten in Bayern nur konventionelle Lagerstätten, für die Fracking nicht erforderlich sei. Und der bayerische Grundwasserschutz verhindere, dass die Methode überhaupt genehmigt werden könne.

Die Grünen trauen der Ansage nicht

Das Fünf-Seen-Land in Bildern
:Karibik-Flair und Wintertraum

Türkisblaues Wasser und schneebedeckte Berge. Die wunderschöne Landschaft des Fünf-Seen-Landes hielt Fotograf Bodenbender unter abenteuerlichen Umständen fest.

Von Sabine Cygan

Der Starnberger Grünen-Stadtrat und Geologe Franz Sengl traut den Beteuerungen aus dem Wirtschaftsministerium nicht. Seiner Ansicht nach geht es darum, unkonventionelle Lagerstätten aufzuspüren. Das Molassebecken vor dem Alpenrand biete beste Voraussetzungen für Erdöl- und Erdgas-Vorkommen. In den Sechzigern seien konventionelle Lagerstätten intensiv erkundet worden. Wenn das Unternehmen Terrain Energy erst einmal Vorkommen entdecke, die nur mithilfe von Fracking zu fördern seien, werde man Wege finden, dies zu genehmigen.

Die Methode ist für den Geologen nicht nur ein Rückschritt in der Energiewende. Die Umweltschäden könnten seiner Ansicht nach gravierend sein. Denn das in Gesteinsschichten gebundene Gas wird mit hohem Druck und unter Einsatz von giftigen Chemikalien herausgelöst. Verblieben diese in der Tiefe, sei es womöglich unproblematisch. Doch das Gas könne den Chemiecocktail nach oben in Richtung Erdoberfläche drücken. Auf diese Weise könnten die Stoffe in den Biokreislauf gelangen und das Trinkwasser verunreinigen.

Mögliche Versuchsbohrungen

Die Befürchtungen von Sengl teilt Martina Neubauer, Starnberger Vizebürgermeisterin und Kreisrätin für die Grünen. Ihren Angaben nach wollten sich die Grünen im Landkreis München dem Antrag auf weitergehende Informationen über das Projekt anschließen.

Terrain Energy gehört zur britischen Investmentgruppe Calculus Capital. Laut Wirtschaftsministerium sammelt das Unternehmen derzeit Daten. Dazu wertet es insbesondere frühere seismische Untersuchungen von Erdöl- und Erdgas- sowie Geothermie-Unternehmen aus, die es gekauft hat. Auf seiner Webseite kündigt Terrain Energy mögliche Versuchsbohrungen für 2015 an. Um wirklich bohren zu dürfen, müsste die Firma aber noch eine bergrechtliche Genehmigung zu gewerblichen Zwecken beim Wirtschaftsministerium beantragen. Zudem muss die Regierung von Oberbayern den Betriebsplan zulassen und eine wasserrechtliche Erlaubnis erteilen.

© SZ vom 12.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: