Rüen Thai:"Scharf, sehr scharf, sehr sehr scharf?"

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Anuchit Chetah führt seit 28 Jahren das Münchner „Rüen Thai“, das für seine gute Weinkarte bekannt ist. (Foto: Natalie Neomi Isser)

Das "Rüen Thai" im Westend hat mehr zu bieten als die 08/15-Gerichte des asiatischen Schnellimbiss um die Ecke - aber leider auch andere Preise.

Lars Langenau

Das "Rüen Thai" im Westend gehört definitiv zu den höherklassigen, damit aber auch höherpreislichen Thailändern Münchens. Man würde das selbst dann merken, wenn man den Blick auf die Speise- und Preiskarte vorher ignoriert hätte.

An der Eingangstür prangen Aufkleber von Testergebnissen des Gault Millau und des Feinschmeckers. Doch das soll nicht stören. Wir gehen rein - ohne Vorurteile, weil es erstens um die Ecke von zu Hause liegt, und es uns zweitens mit den Worten empfohlen wurde, mal reinzugehen - wenn man mal Geld habe. Also auf den Sanktnimmerleinstag warten? Nein, Augen zu und rein.

Uns empfing ein netter, älterer Herr, der durchaus Thailänder sein könnte, und geleitete uns zum Tisch. Meine Begleitung durfte auf eine Art Pfauenthron Platz nehmen, während ich mich auf einem einfachen Stuhl setzen musste. Erster Eindruck: An der Inneneinrichtung ist im vergangenen Jahrzehnt wohl nichts verändert worden.

Möglicherweise auch schon seit November 1990 als Anuchit Chetah das "Rüen Thai" eröffnet hat: Die vorherrschenden Farben sind komischerweise blau und weiß, obwohl man das eher von einem Griechen erwarten sollte. Hier jedoch ist viel mit asiatischem Nippes ausgestattet, das man sich schon (mit viel Phantasie) in den Süden Thailands träumen kann. Aber was soll es: Es kommt ja, wie üblich bei Restaurants, vorrangig auf das Essen an.

Also hingesetzt, über die Preise der Cocktails und der Weine gestaunt - und dann einen Martini und eine Apfelschorle bestellt. Angenehm zurückhaltend, jedoch aufmerksam und mit dem richtigen Tipp für die Schärfe (scharf, sehr scharf, sehr sehr scharf) wurden wir bedient. Den Schwerpunkt der südthailändischen Küche bilden diverse Currys und Seafood - im "Rüen Thai" allerdings werden aber auch spezielle Hirsch- und Kalbslebergerichte gereicht, was uns dann aber doch ein wenig zu exotisch erschien.

Wir wählten traditionell. Und ließen uns "Rüen Thai Piset", einen gemischten thailändischen Vorspeisenteller, und als Hauptmahl "Pad Naupik Guong", Huhn in rotem Curry mit thailändischen Auberginen und anderem Gemüse, und "Ped Tood Grob", knusprige Ente auf Gemüse und dazu gereichten zweierlei Soßen, servieren. Drollige Namen für perfekt angerichtete Speisen, die aussahen, als wären sie direkt einem Kochbuch entsprungen.

Die Vorspeisen (ab zwei Personen und pro Person elf Euro) bestanden aus Hühnerbrustfiletbällchen, Reisteig mit Gemüsefüllung, Hühnerbrust- und Rinderfiletspießchen mit Erdnusssoße, und gebratenen Hummerkrabben, die man auch beim Spanier bekommt. War okay, aber eigentlich auch nichts Originelles, da alles irgendwie gebacken und nichts, aber auch gar nichts frisches dabei war.

Dafür waren die Hauptspeisen exzellent. Besonders das Curry "Pad Naupik Guong", überraschenderweise ohne Kokosnussmilch, sondern mit einer anderen sehr speziellen Soße. Und auch für die exorbitanten Preise der Weine gibt es eine Erklärung: den Chef persönlich. Denn er liebt es selbst, "gute Weine zu genießen, zu erfahren, zu erschmecken" - und dieses Hobby will er auch seinen Gästen vermitteln.

Die Weinkarte umspannt den Erdball: von Bordeaux, Elsass, Italien, Deutschland, Österreich, Australien bis Kalifornien. Die Preise rangieren für Weißwein von 31,50 Euro bis 285 Euro. Für Rotwein von 45 bis 149 Euro. Ein paar Seiten weiter hinten in der Getränkekarte finden sich dann allerdings auch noch Weine bis 1250 Euro, falls das Geld besonders locker sitzt oder es eben einmal ein außergewöhnlicher Tropfen sein soll. Allerdings gibt es auch eine Cocktailkarte, von der man sich jedoch nicht allzu viel erwarten sollte: Die Drinks sind zwar fein, aber zu klein, um in irgendeinen Rausch versetzen zu können.

Alles in allem: Ein gute Wahl. Und ganz weit vorne in der Rangliste der Thailänder Münchens. Auch wenn es künftig eher nur zum Mittagessen reichen sollte, denn die Gerichte dieser Karte sind deutlich preiswerter. Aber sie schmecken genauso gut.

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