Restaurant Vapiano:Viel mehr als Fastfood

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Die Vapiano-Lokale glänzen mit gutem Essen, schneller Bedienung und schönem Ambiente. (Foto: Catherina Hess)

Kette hin, Kette her: Das Essen in den Münchner Vapiano-Restaurants kommt zügig auf den Tisch - und an der Qualität gibt es nichts zu mäkeln.

Von Ivan Lende

Oh Schreck, oh Graus: Das ist ja eine Kette! So oder so ähnlich reagierten Ivan Lendes Mitesser, als er vorschlug, ein Vapiano auszuprobieren. Zugegeben, nicht alle lästerten, die jüngeren waren begeistert. Uija, gehen wir ins Vapiano in den Fünf Höfen? Oder in das im Busbahnhof? Von den anderen beiden in Pasing und Bogenhausen hatten sie noch nichts mitbekommen. Vapiano also, ein Name, der nach leiser Musik klingt, nach Wein und Parmesan und Liebe am Strand der Toskana. Auf der Website steht dazu: "Chi va piano va sano e va lontano", was ein kluger Freund Lendes mit "Wer es langsam angehen lässt, bleibt gesund und kommt weit" übersetzte. Ein weiser Satz, der nach Begutachtung durch Lende & Co. mit Freude unterschrieben wird. Denn Kette hin, Kette her: die beiden Abende in zwei der vier Münchner Vapianos waren ein voller Erfolg quer durch die Altersklassen.

Es ist vor dem ersten Bissen und nach dem ersten Schluck durchaus interessant, sich über das Konzept schlau zu machen. Denn da sind ein paar recht gute Ideen zusammengekommen. Das erste Vapiano wurde am 22. Oktober 2002 in Hamburg eröffnet. Erfinder waren zwei Geschäftsleute, die sinnigerweise vorher bei McDonald's gearbeitet hatten. Derzeit funktionieren etwa 150 Ableger in 29 Ländern auf fünf Kontinenten nach nämlichem Muster: hohe, helle Räume, viel Glas, viel indirekte Beleuchtung, locker gestellte, massive Holztische, an denen man zur Not auch zu acht sitzen kann. Darauf ein schmales, längliches Marmorbecken mit frischem Rosmarin und Basilikum, Balsamico und Öl. Das ist zwar hübsch, doch wenn man sich einen Vorspeisenteller mit dem Gegenüber teilen möchte, eher hinderlich.

Ziemlich gutes Frontline-Cooking

Nun aber zum Zentrum eines jeden Vapiano: zur Küchenzeile an der langen Wand, im Ableger Busbahnhof geht es gar ums runde Eck, damit alle Essens-Schalter hinpassen. Da ist, sehr geschickt zum Zuschauen hinter Glas platziert, die Nudelmanufaktur. Es folgen die Ausgabestellen für Pasta, dann die für Pizza, daneben dann für die Vorspeisen. An einer separaten Bar gibt es Getränke und Dolci.

Die beiden getesteten Lokale der Kette Vapiano, hier das Restaurant in den Fünf Höfen, können mit italienischem Standard mithalten. (Foto: Catherina Hess)

Ist das, was man hier bekommt, nun Fastfood oder Ergebnis ziemlich perfekten Frontline-Cookings? Ja, es geht schnell: Man wählt die Nudelsorte und Zubereitung aus den Kategorien "della casa", "classico italiano" und "international inspiriert". Zum Beispiel Filetto di Manzo e Rucola. Da schaut man dann zu, wie der Koch (gelernt? vielleicht) die abgepackten Rindsfiletstückchen ins heiße Öl gibt, "medium oder durch?" fragt, nach kurzem Anbraten das Fleisch herausnimmt, um die Zutaten anzugaren, darunter ein "Feuerschwänzchen" von derartiger Intensität, dass der Zuschauer husten muss ob der Ausdünstung. Derweil werden die Fusilli al dente gekocht, das geht bei frischen Nudeln ja flugs. Und fertig ist das Gericht.

Die Pizza-Fans bekommen einen Sender mit zum Warten am Tisch, der brummt, wenn sie fertig ist. Wer als Vorspeise Carpaccio bestellt, kriegt einen mit Filet belegten Teller aus dem Kühlfach, der dann mit Champignons, Käse und Soße aufgehübscht wird. Die Mischungen für die Piatti Antipasti werden frisch gegrillt und auf dem Teller platziert, die Salate ebenso frisch angemacht. Das hat schon was.

Italienischer Standard - nicht nur bei der Pasta

Doch das ist alles noch Ambiente. Jetzt zur Frage: Fastfood oder mehr? Die Antwort ist eindeutig: mehr, sehr viel mehr. Denn bis auf das oben erwähnte Rinderfilet, mit 9,90 Euro eines der teuersten Gerichte, gab es am Essen nichts zu mäkeln. Die Vorspeisen, egal ob Salat oder Antipasti, schmeckten frisch und knackig, ein außerplanmäßiger Pulpo-Salat überraschend zart und gar nicht kaugummiartig wie so oft. Die Pastagerichte hielten jedem italienischen Standard stand, der Teig der Pizzen war dünn und nicht batzig, die Beläge, weil frisch wie alles hier, boten eine angenehme Geschmacksvielfalt. Und wer noch konnte, mochte auch die Dolci loben, die zwar etwas nach Massenherstellung aussehen, aber dann doch, Testbeispiel Tiramisù, unterschiedlich süß schmeckten.

Natürlich ist die Weinauswahl hier begrenzt, auch im Preisgefüge dem Konzept angepasst. Der Pinot Grigio jedenfalls schmeckte angenehm, blieb aber nicht groß in Erinnerung. Der Primitivo, von ähnlich trinkbarer Qualität, sollte nur 15,50 Euro die Flasche kosten, wurde aber vom Lesegerät der Kasse am Ausgang als Cabernet Sauvignon identifiziert und mit 18,50 Euro berechnet, was Lende zu spät merkte - Fluch der Technik! Denn jeder Gast bekommt beim Eintritt ein mit 40 Euro gespicktes Geldkärtchen, das beim Verlassen dann abgerechnet wird. Deswegen darf man auch nicht zum Rauchen vor die Tür, sondern wird, zumindest in den fünf Höfen, auf die Terrasse verwiesen. Was sehr hübsch ist. Nur kommt man manchmal dann nicht mehr rein, weil die Türe zuschnappt und nur von innen zu öffnen ist. Das ist dann blöd.

© SZ vom 12.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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