Ramersdorf/Berg am Laim:Horizonterweiterung

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Bindeglied zwischen zwei Kirchtürmen: Verena Übler wird am Sonntag, 10. September, feierlich in ihr Amt eingeführt. Ideen für Neues hat sie schon, zum Beispiel Gottesdienstzeiten für Frühaufsteher und Langschläfer. (Foto: Robert Haas)

Die evangelischen Kirchengemeinden Offenbarung in Berg am Laim und Rogate in Ramersdorf werden zusammengefasst: Pfarrerin Verena Übler soll dafür sorgen, dass daraus eine lebendige Gemeinschaft wird

Von Renate Winkler-Schlang, Ramersdorf/Berg am Laim

Weit ist der Weg nicht von ihrer früheren Gemeinde, der Giesinger Lutherkirche, zum neuen Einsatzort, der Rogatekirche an der Bad-Schachener-Straße in Ramersdorf. Dennoch muss die 51-jährige Pfarrerin Verena Übler, die am 1. August die neue Aufgabe übernommen hat und am Sonntag, 10. September, 17 Uhr, feierlich in ihr Amt eingeführt wird, erst einmal alles kennenlernen, sich einarbeiten. Eine Herausforderung, denn sie sei "nicht die ausschließliche Nachfolgerin meiner Vorgängerin Wildtrud Schulz", sagt sie und lacht.

Der Hintergrund: Die Gemeinde ist im Umbruch. Zum einen soll aus Rogate- und der Offenbarungskirche in Berg am Laim, die auch bisher schon kooperiert haben, eine Gemeinde mit zwei Kirchtürmen werden. Zum anderen ist die renovierte Backsteinkirche an der Bad-Schachener-Straße zur evangelischen Jugendkirche für die ganze Stadt geworden - und Verena Übler wird als Bindeglied an der Schnittstelle dafür sorgen, dass man nicht nur nebeneinander her lebt, sondern sich vernetzt, verbindet, zur Gemeinschaft wird. Und dann gibt es noch die afrikanischen Oromo-Gruppen, die die Kirche nutzen und die es trotz aller Sprachbarrieren zu integrieren gilt. Diese Gruppierungen sollen künftig alle in den Konfirmandengruppen vertreten sein.

Verena Übler liebt diese Vielfalt der Aufgaben. Manchmal springe sie "zwischen Freud und Leid an einem Tag drei Mal hin und her", sagt die Pfarrerin: Schulunterricht halten, Predigt vorbereiten, eine Beerdigung absolvieren, abends ein Treffen mit Ehrenamtlichen - und zwischendurch mal eine Pause in einem Café oder auch eine kleine Fahrt mit ihrem Motorrad: Verena Übler schätzt auch die Freiheiten und die Flexibilität, die ihr Beruf ihr lässt. Zeit braucht sie auch für gemeinsame Stunden mit ihrem Mann, von Beruf Informatiker, der sie immer unterstützt, und für ihren Sport, das Basketballspielen beim TSV Ost.

Verena Übler stammt nicht aus einem Pfarrhaus, nicht einmal aus einer überdurchschnittlich engagierten Familie. Sie habe einfach schon als Jugendliche gemerkt: "Mit dem Glauben, da lebt es sich besser." Also habe sie sich auf das Wagnis Theologie eingelassen, ohne genau zu wissen, wie das wird. Beispielsweise habe sie lange nicht gemerkt, dass auch Schulunterricht zu ihren Aufgaben gehören wird. "Dabei wollte ich nie Lehrerin werden." Am Ende ist sie zunächst durchs erste Examen gerasselt und hat sich gefragt: "Hat das was zu bedeuten?" Doch sie hat weitergelernt, das Jahr war wichtig für sie und ihre Entscheidung. Beim Vikariat in Augsburg merkte die geborene Erlangerin, die in Bonn und den USA studiert hat, dass sie als Pfarrerin "am richtigen Platz" sei: Die Aufgaben machten ihr Freude, die Rückmeldungen waren positiv.

Inzwischen hat sie nicht nur viel Erfahrung in der Gemeindearbeit, sie engagiert sich seit vielen Jahren auch kirchenpolitisch. In der Landessynode kümmert sich Übler um Haushaltsrecht und Kirchengesetze, in der bundesweiten EKD-Synode sitzt sie im Rechtsausschuss und bearbeitet Themen wie "Kirche und Gesellschaft" oder "Bewahrung der Schöpfung". "Das erweitert den Horizont", sagt sie.

In der neuen Kombi-Gemeinde Offenbarung und Rogate wird sie gemeinsam mit Pfarrer Felix Breitling viele neue Wege beschreiten; mit neuen Gottesdienstzeiten für Frühaufsteher und Langschläfer und neuen Inhalten wie Literaturgottesdiensten haben sie schon angefangen. Im Oktober gibt es wieder Versammlungen zum Gemeindezusammenschluss. Ihr sei wichtig, den Weg zu finden zu den "stillen Christen", die aus Überzeugung in der Kirche bleiben, sich aber bisher nicht engagieren. "Alle diese Herausforderungen kann man nicht ohne Gebet bestehen", ist sie sich sicher. Das Gebet gebe Kraft, es komme kein sichtbarer Engel vom Himmel, aber in einer Gemeinschaft, da seien die Engel die anderen Menschen. Verena Übler freut sich auf ihren Einführungsgottesdienst: Sie ist schon gespannt, welche Bibelsprüche die fünf Personen, die sie segnen werden, für sie und ihre neue Aufgabe aussuchen.

© SZ vom 02.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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