Prozess:Sexuelle Nötigung in der Flüchtlingsunterkunft

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  • Ein 33-jähriger früherer Securitymitarbeiter soll eine pädagogische Hilfskraft in einer Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Oberschleißheim sexuell genötigt haben.
  • Nun steht Fuad M. in München vor Gericht.
  • Die Situation soll bereits vor den mutmaßlichen Übergriffen angespannt gewesen sein.

Von Andreas Salch

Fuad M. ist an diesem Montagmorgen nicht besonders gut gelaunt. Mit zusammengekniffenen Augenbrauen und nach unten gezogenen Mundwinkeln sitzt der breitschultrige ehemalige Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma auf der Anklagebank vor einem Schöffengericht am Amtsgericht München. Fuad M., 33, wird vorgeworfen, er habe Ende Oktober vergangenen Jahres in einer Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Oberschleißheim eine pädagogische Hilfskraft mit Gewalt sexuell genötigt.

Fuad M. hört das nicht gern. Als Richter Marco Peißig das mutmaßliche Opfer vernimmt, kommt es zum Eklat, als die junge Frau von dem angeblichen Übergriff berichtet. Fuad M. springt von seinem Platz auf und schreit die 25-Jährige an: "Mensch, lüg' nicht so viel. Ich kann das nicht dulden. Ich kann so Lügen nicht zulassen." Der Richter schließt Fuad M. von der weiteren Vernehmung der Zeugin aus.

Am frühen Abend des 31. Oktober habe sich der Angeklagte ihr von hinten genähert und sie unterhalb der Brust berührt, als sie gerade in der Küche der Unterkunft gespült habe, berichtet die Zeugin. Er tue das, "um in der Nacht besser schlafen zu können", habe ihr der Angeklagte gesagt, so die 25-Jährige. Als sie sich wehrte, habe M. von ihr abgelassen und die Küche verlassen. Einige Zeit später soll er jedoch zurück gekommen sein. Kurzer Hand habe der 33-Jährige fünf junge Flüchtlinge, die in der Küche standen, nach draußen geschickt und die Türe abgeschlossen.

Der Angeklagte soll sich abwertend über Frauen geäußert haben

Sie sei "ein bisschen perplex" gewesen, so die Zeugin. Der Angeklagte habe sich ihr erneut von hinten genähert, ihr in den Schritt gefasst, sie umarmt und gesagt, er habe schon lange keinen Sex mehr gehabt. Da sei sie in Panik geraten, berichtet die pädagogische Hilfskraft. Es sei ihr gelungen sich loszureißen. Sie sei laut geworden und habe Fuad M. aufgefordert, sie in Ruhe zu lassen. Dann habe es an der Tür geklopft. Es waren zwei Kollegen des Angeklagten. Daraufhin soll M. die Frau losgelassen haben.

Vor den mutmaßlichen Übergriffen soll der 33-Jährige auch zwei Kolleginnen der pädagogischen Hilfskraft bei einem Gespräch in der Küche der Unterkunft aufgefallen sein. Angeblich ging es um Fuad M.s Frauenbild. Es sei eine angespannte Situation gewesen, erinnert sich eine Studentin, die in dem Flüchtlingsheim arbeitete.

Fuad M., der aus dem Irak stammt, aber eigenen Angaben zufolge kein Moslem ist, soll gesagt habe, dass Hausarbeit "Frauensache" sei und "Frauen eh nur für das eine da sind." In diesem Moment springt Fuad M. wieder wutschnaubend von seinem Platz auf und beschwert sich über die Aussage der Studentin. Der 33-Jährige wird auch für die restliche Vernehmung dieser Zeugin von der Verhandlung ausgeschlossen.

Auch das mutmaßliche Opfer, das an jenem Tag zum ersten Mal in der Unterkunft arbeitete, erinnerte sich an das Gespräch in der Küche. Weil deutsche Frauen recht freizügig seien, könne man sie sich auch "einfach nehmen", soll Fuad M. gesagt haben. Erst habe sie gedacht, so die 25-Jährige, sie habe den Angeklagten wegen sprachlicher Barrieren falsch verstanden. Als sie dann aber mit Fuad M. allein in der Küche gewesen sei, sei es zu den Übergriffen gekommen. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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