Prozess:Psychisch kranker Mann soll versucht haben, seine Mutter zu ersticken

Lesezeit: 2 min

  • Der 33-Jährige Christof B. soll im April 2017 aufgrund einer paranoiden Schizophrenie versucht haben, seine Mutter zu töten.
  • Ein Nachbar rettete der Frau durch sein beherztes Eingreifen das Leben.
  • Die Staatsanwaltschaft hält Christof B. für gemeingefährlich und will ihn dauerhaft in einem psychiatrischen Krankenhaus sehen.

Von Susi Wimmer

"Wie geht es ihnen?", fragt der Vorsitzende Richter Michael Höhne den Angeklagten. "Gut, bissl nervös", kommt es zurück. Aber ansonsten sei er geistig auf der Höhe, meint der 33-Jährige. Vor fast einem Jahr, im April 2017, soll Christof B. allerdings nicht mehr Herr seiner Sinne gewesen sein. Er soll aufgrund einer paranoiden Schizophrenie seine Mutter bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und ihr eine Plastiktüte auf das Gesicht gepresst haben.

Ein Nachbar, der den Streit mithörte und daraufhin beherzt im ersten Stock des Hauses in der Marschallstraße in Schwabing von einem Balkon zum anderen kletterte, zog Christof B. von dessen Mutter weg und rettete ihr so das Leben. Die Staatsanwaltschaft hält Christof B. für gemeingefährlich und will ihn dauerhaft in einem psychiatrischen Krankenhaus sehen.

Die öffentliche Verhandlung vor der ersten großen Strafkammer am Landgericht München I verläuft am Montagmorgen ziemlich kurz. Wegen "überragender Persönlichkeitsrechte" will Rechtsanwältin Garina Hamel den Prozess gegen ihren Mandanten unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden lassen. Die Zuschauer können nur einen kurzen Blick auf den korpulenten Mann mit weißem Hemd und dunklem Pulli werfen, dann müssen sie den Saal verlassen. Die Türen zum Verhandlungsraum werden abgesperrt, draußen leuchtet die Lampe mit dem Schriftzug "nicht öffentlich" auf.

Exzessiver Marihuana-Genuss soll einer der Auslöser für die massiven psychischen Probleme von Christof B. gewesen sein. Im Laufe der Jahre wurde bei ihm eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert. Einen entsprechend gefährlichen Schub hatte er offenbar am Morgen des 7. April 2017. Während er gegen 7.45 Uhr mit seiner Mutter am Frühstückstisch saß, entspann sich ein Streit über ein beschädigtes Taubennetz auf dem Balkon.

Plötzlich soll Christof B. die Geldbörse und die Daunenjacke der damals 63-Jährigen gepackt und behauptet haben, das sei sein Eigentum. Dann packte er seine Mutter an den Haaren, riss sie zu Boden und prügelte mit Händen und Füßen auf sie ein. "Satan", soll er dabei geschrien haben. Die Mutter schrie um Hilfe und versuchte zu fliehen, der Sohn aber zog sie an den Haaren ins Badezimmer. Dort soll er sich auf sie gesetzt und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben und ihr dann die Plastiktüte auf das Gesicht gepresst haben. Dem Nachbarn, der auf den Streit aufmerksam geworden war, rief Christof B. zu, er möge ihm doch bitte helfen, seine Mutter müsse sterben.

Der Zeuge kletterte in die Wohnung und packte den 33-Jährigen. Der setzte sich nicht zur Wehr. Das Opfer erlitt Punkteinblutungen in den Augen, etliche Blutergüsse am Oberkörper, den Armen und am Kopf sowie kahle Stellen durch das Ausreißen der Haare. Laut Staatsanwaltschaft bestand konkrete Lebensgefahr, Christof B. habe in schuldunfähigem Zustand seine Mutter ermorden wollen. Ein Urteil wird für den 9. März erwartet.

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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