Prozess:Mutter will zweimal ihre Tochter töten - und wird freigesprochen

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  • Die Frau versuchte das Kind mit einem Kissen zu ersticken und mit einem Stoffgürtel zu erwürgen.
  • Nun entschied das Landgericht München: Die Frau war zur Tatzeit wegen schwerer Depressionen schuldunfähig.

Von Christian Rost

Eine Mutter, die ihre Tochter töten wollte, ist vom Vorwurf des versuchten Mordes freigesprochen worden. Stattdessen wird die 50-Jährige nach einer Entscheidung des Landgerichts München I in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Claudia S. ( Name geändert) war zur Tatzeit wegen schwerer Depressionen schuldunfähig.

Die Diplom-Psychologin hatte Ende 2015 sogar zweimal versucht, ihre Tochter umzubringen. Zudem kam es während einer Autofahrt zu einer brenzligen Situation, weil Claudia S. durch einen Wald raste und erst stoppte, als das Mädchen laut aufschrie. Die Frau hatte sich Monate vor den Taten einen komplizierten Beinbruch zugezogen und war zwei Monate krank geschrieben.

"Ich wollte, dass mein Kind nicht mehr leidet"

Während dieser Zeit bekam sie Depressionen: "Ich hatte nur noch negative Gedanken und dachte, ich hätte mein Leben falsch gelebt und bei meiner Tochter alles falsch gemacht", berichtet die Frau in der Verhandlung vor der 2. Strafkammer. Zuvor sei sie mit ihrem Leben zufrieden gewesen. Sie suchte sich Hilfe, wurde stationär behandelt und bekam Medikamente verschrieben, aus der dunklen Phase kam sie dennoch nicht mehr heraus. Schließlich entwickelte sie die Vorstellung, dass es besser sei, wenn sie und ihre Tochter nicht mehr lebten: "Ich wollte, dass mein Kind nicht mehr leidet", sagt Claudia S.

Wenige Tage bevor sie sich aufgrund ihrer Erkrankung erneut in eine Klinik begeben wollte, drückte sie eines Morgens ihrer noch schlafenden Tochter ein Kissen aufs Gesicht. Die 14-Jährige erwachte und konnte das Kissen wegschieben. Daraufhin ließ die Mutter von ihr ab. Einen Monat später, im Dezember 2015, durfte die Frau, die nun in einer Fachklinik behandelt wurde, für ein Wochenende nach Hause. Es war früher Abend, als sie einen Stoffgürtel nahm, um den Hals ihrer auf dem Sofa sitzenden Tochter schlang und fest zuzog.

Das Mädchen schrie und wehrte sich - und konnte sich letztlich zu einer Nachbarin flüchten. Seither befindet sich Claudia S. in einer geschlossenen Einrichtung. Um die Tochter kümmert sich der Lebensgefährte der Mutter.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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