Prozess:Einbrecher, die per Bus anreisen

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  • Ein Rumäne muss sich vor dem Landgericht München I wegen schweren Bandendiebstahls verantworten.
  • Er soll "Reisen" gen Westen geplant haben, auf die Männer zum Einbrechen, Plündern und Stehlen gingen.
  • Sie sollen nicht nur in München und Umgebung für zahlreiche Diebstähle verantwortlich sein, sondern auch in Spanien, Belgien oder den Niederlanden.

Von Susi Wimmer

Es gibt Leute, man nennt sie Touristen, die kommen in Bussen nach Deutschland, um Land und Leute kennenzulernen. Die Männer, die sich im rumänischen Ostrov zusammentaten, um in einem Bus gen Westen zu fahren, hatten nach Meinung der Staatsanwaltschaft München I anderes im Sinn, nämlich Einbrechen, Plündern und Stehlen. Und mit dem 36-jährigen Ilie D. glauben die Ermittler den Mann vor das Landgericht München I gebracht zu haben, der die "Reisen" plante und auch neue Mitglieder für die Bande anwarb. Wie zum Beispiel den 27 Jahre alten Tudorel M., der neben ihm auf der Anklagebank hockt.

Von Sommer 2015 bis Sommer 2016 soll die Bande nach Ansicht der Staatsanwaltschaft in wechselnder Besetzung nach Deutschland gereist sein, unter anderem. Die "Reiselust" soll die Männer auch nach Spanien, Belgien oder die Niederlande geführt haben. Ziel sei gewesen, die Beute aus den Einbrüchen mit nach Rumänien zu nehmen und dort die Gegenstände zu verkaufen. Die Beute sei untereinander aufgeteilt worden. Das alles erfüllte laut Staatsanwaltschaft den Tatbestand des schweren Bandendiebstahls.

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Der Kopf der Bande ist ein kleiner: Mit Ilie D. erscheint ein äußerst schmächtiger Mann, der in seinem grauen Sweatshirt zu versinken droht. Lediglich eine riesige Tätowierung an der rechten Halsseite wirkt etwas ausgefallen. Er legt die Stirn in Falten, während der Staatsanwalt die Anklageschrift verliest, und das dauert ziemlich lange. Denn allein Ilie D. werden 80 Einbrüche in und um München vorgeworfen.

Ilie D. und Tudorel M. sollen die Einbrüche teils zusammen, teils getrennt voneinander oder in anderen Besetzungen verübt haben. In einer Nacht etwa, vom 28. auf den 29. Januar 2016, sollen sie mit zwei Komplizen am Schafweideweg in Garching 30 Gartenhäuser aufgebrochen haben. Sie sollen alles mitgenommen haben, was in ihren Augen brauchbar war: ein T-Shirt, Kniepolster, Taschenmesser, Bargeld, Süßigkeiten, eine Taschenlampe etc. Erheblich höher als der Sachwert der Beute war der Sachschaden, den sie an den Gartenhäuschen verursacht hatten. Schrebergärtner in München, Ismaning oder Unterföhring wurden ebenso Opfer der Einbrecherbande. Den Kiosk am Feringasee plünderte die Bande genauso wie etwa den Lagerraum des Garchinger Fischereivereins.

Ilie D. soll bei seinen 80 Einbrüchen Beute im Wert von mehr als 50 000 Euro gesammelt haben, Tudorel M. werden 43 Einbrüche mit einem Beutewert von knapp 25 000 Euro vorgeworfen. Den Bandenchef will die Staatsanwaltschaft etwa sechs bis sieben Jahre hinter Gittern sehen, den Komplizen vier bis fünf Jahre. Tudorel M. versichert, er habe nur Einbrüche begangen, wenn er betrunken gewesen sei, und weil er einen Schlafplatz gesucht habe. Ob das so stimmt, soll an neun Verhandlungstagen geklärt werden.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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