Polizei:Trittbrettfahrer löst Großeinsatz am OEZ aus

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Der falsche Notruf löste bei der Polizei böse Erinnerungen an den Amoklauf im Juli 2016 aus. (Foto: Lukas Schulze/picture alliance/dpa)
  • Ein Mann wählte am Dienstagabend den Notruf und schilderte eine angebliche Bedrohung am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ).
  • Die Polizei löste einen Großeinsatz aus, schickte "alles, was gerade verfügbar war" Richtung OEZ.
  • Der Notruf entpuppte sich als bewusste Falschalarmierung - und der Anrufer ist bereits polizeibekannt. Das könnte teuer für ihn werden.

Von Martin Bernstein

Falscher Alarm, allerdings bewusst ausgelöst: Am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) hat am Dienstagabend ein Mann mutwillig einen Großeinsatz der Polizei verursacht. Für diese bewusste Falschalarmierung wird der 65-Jährige aus dem badischen Friesenheim jetzt wohl zur Kasse gebeten - weit mehr als 10 000 Euro dürfte ihn der Polizeieinsatz kosten.

Um 20.35 Uhr schreckte am Dienstagabend ein Anrufer die Einsatzzentrale der Münchner Polizei auf: Er sei am OEZ, berichtete der Mann auf der Notrufnummer 110. Dort bedrohe eine verdächtige Person gerade Menschen. Schlimme Erinnerungen an den Abend des 22. Juli 2016 wurden wach, als ein 18-Jähriger neun Menschen und dann nach etwa zwei Stunden sich selbst erschoss. Sofort setzte die Polizei nach Angaben eines Sprechers "alles, was gerade verfügbar war", Richtung OEZ in Bewegung: viele Streifenwagen, Hundeführer, Zivilbeamte, Polizisten der Einsatzhundertschaft. Insgesamt mehr als hundert Polizisten rückten aus. Zwischen Einkaufszentrum und McDonald's an der Hanauer Straße, also exakt am einstigen Tatort des Amoklaufs, wartete der Anrufer auf die Beamten. Schnell stellte sich heraus, dass er den Vorfall frei erfunden hatte. Den falschen Notruf hatte er von seinem Handy aus getätigt.

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Merima C. verschickt wenige Tage nach der Tat am OEZ eine ähnliche Drohung - angeblich aus Langeweile. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit in drei Dutzend solcher Fälle.

Von Christoph Dorner

Offenbar nicht zum ersten Mal: Der Mann aus Baden ist der Polizei nach eigenen Angaben bereits wegen Missbrauchs von Notrufen bekannt. Geldstrafe oder sogar Freiheitsentzug bis zu einem Jahr sieht das Strafgesetzbuch dafür vor. Außerdem wird der Mann wohl den Großeinsatz bezahlen müssen.

Nach dem Anschlag vom Juli hatte die Polizei angesichts zahlreicher Trittbrettfahrer eine Kostenrechnung aufgemacht. Wer absichtlich und ohne Grund einen Polizeieinsatz auslöse, müsse dafür zahlen: "Es gibt dabei keine finanzielle Obergrenze." Für jeden eingesetzten Beamten werden pro Stunde 54 Euro in Rechnung gestellt. Der Einsatz am Dienstagabend war gegen 22 Uhr beendet. Die Aufregung indes war groß. Hunderte besorgte Münchner überschütteten die Polizei mit Anrufen und Fragen in den sozialen Netzwerken. Per Twitter gab das Social-Media-Team Entwarnung: "Alles in Ordnung!" twitterten die Beamten. "Wir waren schnell vor Ort und haben nichts festgestellt. Der Einsatz ist bereits beendet. Wir wünschen eine gute Nacht."

© SZ vom 20.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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