Planegg/Gräfelfing:Schwieriges Unterfangen

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Wohngemeinschaft für fünf Flüchtlinge weiter in der Schwebe

Von Annette Jäger, Planegg/Gräfelfing

Die in den vergangenen Wochen viel gerühmte Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen wird nicht überall praktiziert. Das bekommt die evangelische Waldkirchengemeinde in Planegg gerade zu spüren. Sie plant schon lange den Umbau eines Hauses an der Wessobrunner Straße in Gräfelfing, so dass dort eine Wohngemeinschaft für fünf unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge entstehen kann. Einige Nachbarn wehren sich jedoch vehement gegen diesen Plan und haben einen Anwalt eingeschaltet, um das Projekt zu verhindern.

Im Sommer waren kurzfristig acht Jugendliche in die Doppelhaushälfte in Gräfelfing eingezogen, weil das Landratsamt akuten Platzmangel für die 15 bis 17 Jahre alten Jungen vermeldet hatte. Den Nachbarn gefiel das nicht. Sie beschwerten sich unter anderem über die Lautstärke, die die Jugendlichen hin und wieder verursachten, berichtete Pfarrer Bernhard Liess. Die Situation sei aber nicht zu vergleichen mit der Wohngemeinschaft, die nun gegründet werde. Im Sommer habe es sich um eine reine Notmaßnahme gehandelt, ohne ausgeklügeltes Betreuungskonzept. Dies sei jetzt anders. Die Wohngemeinschaft werde von der Jugendhilfe Oberbayern engmaschig betreut. Es seien etwa vier bis fünf Anwohner, die sich gegen die Wohngemeinschaft wehrten.

Im Gräfelfinger Rathaus und im Landratsamt ist der Ärger der Anwohner bereits aufgeschlagen. Laut Jörg Scholler, der sich als dritter Bürgermeister um die Angelegenheit kümmert, habe der beauftragte Anwalt im Landratsamt angefragt, ob eine solche Wohngemeinschaft in einem Wohnhaus überhaupt erlaubt sei und nicht eine Nutzungsänderung beantragt werden müsse. Das Landratsamt habe dies verneint - eine Nutzungsänderung sei nicht nötig: Wohnen bleibt Wohnen, egal wer dort wohnt.

Scholler stellte klar: "Unser Ziel ist, dass die fünf Jugendlichen dort einziehen." Daran soll es keinen Zweifel geben. Er strebt nun ein vermittelndes Gespräch mit den Anwohnern, dem Anwalt, Vertretern des Landratsamtes, der Kirche und der Gemeinde Ende Oktober an. "Es pressiert langsam", sagte Scholler. Die Handwerker stünden in den Startlöchern und wollten mit dem Umbau beginnen, für Januar 2016 sei der Einzug der Jugendlichen geplant. Ob die Anwohner nach ihrer erfolglosen Anfrage im Landratsamt weitere Maßnahmen planen, ist unbekannt, sagte Scholler. Unterdessen haben sich die Gemeinderäte in der Sitzung des Hauptausschusses dafür ausgesprochen, die Wohngemeinschaft finanziell zu unterstützen.

An den Umbaukosten des Hauses von insgesamt 245 00 Euro will sich die Gemeinde jedoch nicht beteiligen. "Ich tue mich schwer damit, in eine Immobilie zu investieren, die nicht der Gemeinde gehört", sagte Bürgermeisterin Uta Wüst. Das Gremium plädierte dafür, sich lieber am Sachaufwand zu beteiligen, beispielsweise an der Einrichtung.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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