Paulaner-Umzug:So sieht es auf der Großbraustelle aus

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  • Paulaner errichtet in Langwied seine neue Brauerei. Seit mehr als einem Jahr herrscht deshalb Hochbetrieb auf dem früheren Acker an der A 99.
  • Von August an sollen hier 3,5 Millionen Hektoliter Bier pro Jahr gebraut werden.
  • Anfang 2016 wird die Brauerei komplett den Betrieb in den Münchner Westen verlagern.

Von Andreas Schubert

Der Anblick der Tanks ist eindrucksvoll: In der Lagerhalle der neuen Paulaner Brauerei stehen 87 riesige Behälter, die zwischen 18 und 23 Meter hoch sind. Wer sie von oben sehen will, muss auf einen schmalen eisernen Steg unter dem Dach steigen - und sollte möglichst schwindelfrei sein. Während bei der ganzen Führung über die Baustelle in Langwied im Münchner Westen natürlich von Bier die Rede ist, ist der Besucher in dieser Höhe doch ganz froh, noch keines getrunken zu haben.

Den "größten Kühlschrank Münchens" nennen die Paulaner-Leute ihr neues Lagerhaus. In jeden der großen Tanks passen bis zu 440 000 Mass Bier. Der Transport der Ungetüme, die einen Durchmesser von sechs Metern haben, war eine logistische Großtat. Im unterfränkischen Bürgstadt gefertigt, wurden sie über den Rhein-Main-Donau-Kanal nach Kelheim in Niederbayern verschifft und von dort aus per Lkw nach München gebracht. Es dauerte von August bis November vergangenen Jahres, bis die Tanks ihren Bestimmungsort erreicht hatten. Trotz einer kleineren Verzögerung wegen einer Baustelle auf dem Weg konnte die Spedition den Zeitplan einhalten - noch bevor auf den Straßen der Stadt Dachau, die auf dem Weg lag, die Weihnachtsbeleuchtung aufgehängt wurde.

Umzug nach Langwied
:Wo das Paulaner-Bier gebraut wird

Wo früher ein Acker war, herrscht heute Hochbetrieb: Seit einem Jahr wird in Langwied an der neuen Paulaner-Brauerei gebaut. Von August an sollen hier 3,5 Millionen Hektoliter Bier pro Jahr gebraut werden.

Fragt man Fritz Seeger-von Klitzing nach irgendwelchen Schwierigkeiten beim Bau der Brauerei, fallen ihm außer der Unpässlichkeit beim Transport nicht wirklich welche ein. Seeger-von Klitzing leitet das Großprojekt und wirkt gelassen, was den Baufortschritt betrifft. Seit mehr als einem Jahr herrscht auf dem früheren Acker an der A 99 Hochbetrieb. Und doch ist es für den Laien noch unvorstellbar, dass hier bereits im August das erste Bier gebraut werden soll.

Noch sind die Wege zwischen den einzelnen Gebäuden auf dem 15 Hektar großen Gelände nicht betoniert, noch steht das Empfangsgebäude nicht, noch müssen in den Hallen Fußbodenheizung und zirka zwei Millionen Fliesen verlegt werden. Die sieben Abfüllanlagen werden die Arbeiter im Mai installieren. "Aber jetzt geht alles ganz schnell", sagt Seeger-von Klitzing. Denn die großen Gebäude wie eben die Lagerhalle, der Malzsilo, die Abwassertanks, das Sudhaus, die 29 000 Quadratmeter große Logistikhalle und die 23 000 Quadratmeter große Abfüllhalle stehen.

Wann ein Bier zum "Voralpenbier" würde

Doch das sind nur die sichtbaren Tatsachen einer Großbaustelle wie dieser. Das Wichtigste für die Bierproduktion - das Brauwasser - befindet sich in einer Kiesschicht tief unter der Erdoberfläche. Bevor Paulaner mit den Bauarbeiten begann, standen erst einmal Probebohrungen an, denn zunächst musste feststehen, ob sich das Wasser zum Brauen eignen würde. Zum Glück für die Brauerei fielen die Bohrungen im Jahr 2012 positiv aus. Das Brauwasser stammt aus demselben Reservoir in zirka 190 Metern Tiefe, aus dem Paulaner bisher auch am Nockherberg schöpft.

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"Münchner Bier darf nur mit Münchner Wasser gebraut werden", sagt Seeger-von Klitzing. Es reiche nicht, dass die Brauerei auf Münchner Stadtgebiet stehe, um die Herkunftsbezeichnung verwenden zu dürfen. Was wäre also, wenn eine Brauerei ihr Wasser zum Beispiel aus dem Mangfalltal bezöge, wo das Münchner Trinkwasser herkommt? "Dann würde das Bier vielleicht Voralpenbier heißen", meint der Projektleiter im Scherz. Aber für eine der sechs Brauereien, die ihr Bier auf der Wiesn ausschenken dürfen, hört bei der Herkunft der Spaß auf. So ist der Standort in Langwied innerhalb der Stadtgrenzen für Paulaner zwar der bestmögliche. Irgendwo auf dem freien Feld, meint Seeger-von Klitzing, hätte man womöglich noch bessere Bedingungen gefunden, sprich: mehr Platz gehabt.

Weite Strecken, große Zahlen

Aber auch so ist das neue Gelände fast doppelt so groß wie der Standort am Nockherberg und so weitläufig, dass es gut eine Stunde dauert, bis man es zu Fuß abgeschritten hat. Besuchergruppen mit weniger Zeit sind schon mal mit dem Bus über das Gelände transportiert worden.

Ihnen werden dann Zahlen präsentiert wie: 4000 Tonnen Stahl, die hier verbaut werden; 100 000 Kubikmeter Erde, die auf der Baustelle bewegt wurden; 3000 Betonfertigteile, aus denen die Gebäude insgesamt bestehen; 300 Millionen Euro, die Paulaner für die neue Produktionsstätte ausgibt. Der Löwenanteil der Investitionskosten, betont Paulaner-Sprecher Burkhard Rüdiger, gehe zu 90 Prozent an Firmen aus Deutschland und zu 60 Prozent an Firmen aus Bayern. Man sei schließlich eine bayerische Brauerei, sagt Rüdiger.

Und die denkt offenbar voraus. Liegt der jährliche Bierausstoß derzeit bei drei Millionen Hektolitern pro Jahr, wird er in Langwied auf 3,5 Millionen Hektoliter gesteigert - mit der Option, noch mehr Bier zu brauen. Anfang 2016 wird die Brauerei komplett den Betrieb in den Münchner Westen verlagern. Die alten Produktionsanlagen werden verkauft, umzuziehen gebe es dann nicht viel, wie Rüdiger erklärt - bis auf die 900 Mitarbeiter und die brauereieigenen Hefekulturen. Ohne die geht auch in der modernsten Brauerei Deutschlands nämlich nichts.

© SZ vom 13.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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