Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach:Abiturstreich mit Folgen

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Weil sie schon am Morgen getrunken und anderen Schülern Alkohol eingeflößt haben sollen, hat die Schulleitung des Pullacher Gymnasiums den Abiturienten die Feier gestrichen. Die Schüler vermuten hinter der Absage einen ganz anderen Grund.

Von Iris Hilberth, Pullach

Otfried Preußlers Geschöpfe sind es durchaus gewohnt, für ungebührliches Verhalten hart bestraft zu werden. Man denke nur an die "Kleine Hexe", die zwar ihre Hexenprüfung erfolgreich ablegt, sich aber nach Ansicht der strengen Muhme Rumpumpel nicht so aufführt, wie es sich für ihre Zunft gehört und daher nicht auf dem Blocksberg tanzen darf. Ähnlich dürften sich jetzt die Abiturienten des nach dem Schriftsteller benannten Gymnasiums in Pullach fühlen. Ihnen wurde von der Schulleitung kurzfristig die Abiturfeier gestrichen.

Über die Gründe dafür gibt es unterschiedliche Ansichten. Wegen "Grenzüberschreitungen anlässlich des Abiturscherzes" teilt die Leiterin des Otfried-Preußler-Gymnasiums, Renate Einzel-Bergmann, mit. Wegen mangelnder Kritikfähigkeit der Direktorin, vermuten einige Schüler. Schließlich hätten sie in der Abi-Zeitung kritisch über das Vorgehen der Schulleiterin bei der Namensgebung ihres Gymnasiums berichtet und wollten auch bei der Zeugnisübergabe in den Reden der Schülersprecher ihre Meinung dazu kundtun. Die Umbenennung des einstigen "Staatlichen Gymnasiums Pullach" im vergangenen Jahr war bekanntlich eine heikle Angelegenheit, die in der Gemeinde für sehr viel Ärger sorgte. Der Schulleitung wurde damals vorgeworfen, die Umbenennung des Gymnasiums im Hauruck-Verfahren durchzudrücken.

Dazu äußert sich die Schulleitung jetzt gar nicht. Sie bezieht sich bei ihrer drastischen Maßnahme nur auf den Abiturstreich, eine "schulische Veranstaltung", wie die Direktorin betont, bei der sich die Schüler aber an keine Abmachung gehalten hätten. So sollen die Schulabgänger am frühen Morgen schon Alkohol getrunken, andere Schüler mit Bier bespritzt und ihnen "zwangsweise" Alkohol "eingeflößt" haben. Auch soll es durch "Wasserbombenwurf" und "Einspritzen von Wasser" ins Ohr zu Verletzungen gekommen sein. Die Schulleitung spricht daher von "gewaltsamen Übergriffen". Die beschuldigten Schüler hingegen finden diese Schilderungen übertrieben, verletzt worden sei jedenfalls niemand, sagen sie. Es steht Aussage gegen Aussage. Der Festakt jedenfalls ist abgesagt - so hat es die Lehrerkonferenz beschlossen. "Wir hoffen, dass bei jedem verantwortungsbewussten Mitglied unseres Abiturjahrgangs Verständnis für die Haltung der Schule wachsen und nachhaltig wirken wird", schreibt die Schulleitung und findet, es könne nach den Ereignissen eh keine Feierstimmung aufkommen.

Beim Namensgebungsfest mit Minister Spaenle (re.) herrschte "Eitel Sonnenschein". Jetzt steht Direktorin Renate Einzel-Bergmann (Mitte) in der Kritik. (Foto: Claus Schunk)

Die Schüler hingegen wollen sich nicht damit begnügen, nur das Zeugnis im Sekretariat abzuholen. "Das hat es in Pullach doch noch nie gegeben, dass Schüler nach dem Abschluss einfach so auf die Straße geschickt werden", empört sich ein Vater. Auch die als Vermittlerin in dieser Sache kontaktierte Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer-Stäblein (CSU) wundert sich: "Eine solch drastische Maßnahme ist mir bayernweit bislang nicht bekannt. Ich kann allerdings nicht beurteilen, was wirklich vorgefallen ist", sagt sie. Auch liege eine solche Entscheidung freilich alleine bei der Schulleitung.

Damit der Abi-Jahrgang 2014 des Otfried-Preußler-Gymnasiums nicht ganz ohne Feierlichkeiten aus dem Schulleben entlassen wird, haben die Eltern sich an Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) gewandt. Die will in dem Streit zwar keine Stellung beziehen - sie überlässt den Abiturienten aber für ihre Feier an diesem Freitag das Bürgerhaus. Tausendfreund wird dort auch sprechen, wie sie es beim Festakt im Gymnasium getan hätte. Die Schüler werden ihre Reden ebenfalls wie geplant halten.

© SZ vom 27.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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