Öffentlicher Nahverkehr:Die Milliarden für die zweite Stammstrecke sind gut investiert

München: Hauptbahnhof  - Baubeginn Umbau / Bahnhofsvorplatz

Die ersten Vorarbeiten für den Bau der zweiten Stammstrecke haben bereits begonnen.

Möge es kosten, was es müsse: Zur zweiten Stammstrecke für die S-Bahn gibt es keine vernünftige Alternative. Auch wenn sie wieder teurer wird.

Kommentar von Dominik Hutter

Natürlich ist das ärgerlich: Erst war von 490 Millionen die Rede für die Stammstrecke der S-Bahn. Später dann mussten Bund, Freistaat und die Stadt München 906 Millionen zusammenkratzen - Deutsche Mark, nicht Euro. Die Rede ist von Stammstrecke Nummer eins, jenem Abschnitt zwischen Pasing und Ostbahnhof, der 1972 für den Verkehr freigegeben wurde. Seitdem rollen dort die Züge.

Das aus damaliger Sicht großzügig geplante Projekt hat sich so bewährt, dass es nun mit einer zweiten Röhre erweitert werden soll. Von der damaligen Kostensteigerung redet längst niemand mehr, die meisten wissen wahrscheinlich gar nichts davon. Hauptsache, es gibt diese Trasse, ohne die der Münchner Verkehr längst kollabiert wäre.

So wird es jetzt wieder sein bei Röhre zwei, die 3,4 Milliarden Euro und mehr kosten wird. Natürlich werden alle Tunnel-Gegner die Gelegenheit nutzen und den endgültigen Verzicht auf das vermeintliche Milliardengrab fordern. Davon allerdings hätte niemand etwas. Da es keine auch nur annähernd so weit fortgeschrittene Alternativplanung gibt, wäre der S-Bahn-Ausbau auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zum Stillstand verdammt.

Dabei müsste der starke Zuzug der vergangenen Jahre in Stadt und Umland auch die letzten Skeptiker überzeugen, dass allein eine große Lösung sinnvoll ist. Nicht nach dem Motto "Koste es, was es wolle". Aber mit der Einsicht, es möge kosten, was es müsse.

Denn es gibt in München keine Alternative zu einem großzügigen Ausbau des Nahverkehrs. Und es wird nicht bei den jetzigen Summen bleiben. Bei der S-Bahn gibt es abseits des Tunnelprojekts einen enormen Investitionsstau. Auch die dichteren Takte nach Eröffnung der zweiten Stammstrecke müssen bezahlt werden. Die Innenstadtlinie U 9 dürfte ebenfalls ein Milliardenprojekt werden, sie soll den Kollaps des U-Bahn-Netzes verhindern. Das alles ist teuer, aber gut angelegt. Besser jedenfalls als für neue Autobahnen wie die A 94 nach Passau oder defizitäre Regionalflughäfen.

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