Neuperlach/Ramersdorf:Theater im geodätischen Dom

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Das Ensemble des Festspielhauses möchte im Ostpark ein spezielles Kuppelzelt für den Spielbetrieb aufbauen

Von Hubert Grundner, Neuperlach/Ramersdorf

Wenn man 45 Jahre in einem Provisorium verbringen muss, wird einem das Träumen vielleicht ganz automatisch zur zweiten Natur. So lange nämlich ist das Festspielhaus jetzt schon in dem Behelfsbau an der Quiddestraße 17 untergebracht. Und wie dessen Leiter, Helmut von Ahnen, in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach erklärte, träumten er und das Ensemble schon seit Längerem von einem neuen Theaterraum. Und von was für einem. Sie wollen künftig ihr Publikum in einem "geodätischen Dom" unterhalten. Wem, so wie den meisten BA-Mitgliedern, dieser Begriff nichts sagt, kann trotzdem sicher sein, ein solches Gebilde schon gesehen zu haben: die Abhöranlagen der Amerikaner bei Bad Aibling zum Beispiel.

Jedenfalls hat das Theaterzelt, das sich die Festspielhaus-Crew wünscht, die Form einer Kuppel, deren tragende Struktur aus Dreiecken und sich daraus ergebenden Fünf- oder Sechsecken besteht. Diese sogenannte geodätische Kuppel erfand der deutsche Ingenieur und Physiker Walther Bauersfeld 1926 für das Planetarium in Jena. Richtig bekannt wurden sie dann durch die Arbeit von Richard Buckminster Fuller.

Der amerikanische Architekt, Konstrukteur und Designer entwickelte die Technologie von den 1940er Jahren an weiter. Das Konstruktionsprinzip wurde 1954 patentiert. Die auf Englisch auch Domes genannten Konstruktionen von Buckminster Fuller konnte man bei Ausstellungen, in Science-Fiction-Filmen oder eben als Teil von Militäranlagen (Radarkuppeln) sehen. Die bekannteste ist die Biosphère, der Ausstellungspavillon der Vereinigten Staaten auf der Expo 1967 in Montreal. Auch Achterbahnen fanden in diesen Kugeln Platz, zum Beispiel der Eurosat im Europa-Park bei Rust.

Von einer solchen Größenordnung aber ist Helmut von Ahnens Wunschprojekt ein ganzes Stück entfernt. Wie er den BA-Mitgliedern erklärte, schwebe ihm ein Kuppelzelt mit einem Durchmesser am Boden von 22 Metern vor. Es sollte Platz für circa 150 Besucher und eine Bühne bieten. Als Standort könnte er sich eine Stelle vor dem Rodelhang zwischen dem Ostparksee und dem Theatron vorstellen. Bevor nun aber irgendjemand vom Gartenbau in Ohnmacht fällt: Mehrmals betonte Helmut von Ahnen ausdrücklich, dass es sich bei seinen Ausführungen keinesfalls auf verbindliche Festlegungen handle und er sich auch nicht in die Zuständigkeit der Parkverwalter einmischen wolle. Neben dem Standort müsse außerdem die Frage geklärt werden, ob das Kuppelzelt, das in England gekauft werden soll, von den hiesigen Behörden für den Theaterbetrieb zugelassen wird.

Am Festspielhaus sollte es jedenfalls nicht scheitern. Es könnte, so Ahnen, am 11. Juli nächsten Jahres ein 14-tägiges Programm starten. Dabei würde das hauseigene Ensemble die "Bettleroper" von John Gay aus dem Jahre 1728 aufführen, während die Theaterwerkstatt in verschiedenen Formen Shakespeare präsentieren könnte - 2016 jährt sich das Todesjahr des Dichters zum 400. Mal.

Der Kauf eines geodätischen Doms dürfte dem Leiter des Festspielhauses zufolge keine Probleme bereiten. Die erwartet er eher auf technischer Seite beziehungsweise bei der Genehmigung einer solchen Spielstätte im Ostpark. Deshalb bat Helmut von Ahnen die BA-Mitglieder um Unterstützung, damit für die zwei Wochen im Juli 2016 ein Platz im Ostpark gefunden und reserviert wird, auf dem das Theater dann sein "Zelt" aufschlagen könnte.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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