Neuperlach:73-Jährige soll Giftmord an Ehemann versucht haben

Lesezeit: 2 min

  • Eine 73 Jahre alte Frau aus Neuperlach soll versucht haben, ihren eigenen Mann mit Gift zu ermorden.
  • Der acht Jahre ältere Ehemann überlebte nur, weil eine Vertraute von ihm den Notarzt verständigte.
  • Die Täterin sitzt in Untersuchungshaft - als Motiv vermutet die Staatsanwaltschaft Geldgier.

Von Martin Bernstein, München

"Kaltblütig geplanter Giftmord" - so nennt Staatsanwalt Laurent Lafleur, was eine 73-jährige Neuperlacherin nach Erkenntnissen der Münchner Mordkommission versucht hat. Das Opfer - ihr eigener Mann - überlebte offenbar nur, weil eine Freundin des 81-Jährigen schnell reagierte und den Notarzt rief. Das geschah Anfang Mai. Da ahnte freilich noch niemand, warum der ehemalige Ingenieur mit Schwindel und Übelkeit zusammengebrochen war. Nach einer Woche konnte der Mann das Krankenhaus wieder verlassen und in einen längeren Urlaub fahren. Doch während der Münchner im europäischen Ausland unterwegs war, brachte ein Hinweis aus dem engsten Umfeld der Frau den Stein ins Rollen. Seit Dienstag sitzt die mutmaßliche Täterin in Untersuchungshaft.

Fünf Jahre ist es her, dass der ehemalige Ingenieur und die frühere Diplom-Finanzwirtin heirateten. Doch das Glück währte nur kurz. Schon drei Jahre später war die Ehe zerrüttet. Das Paar lebte noch zusammen in der Wohnung in Neuperlach, aber jeder für sich. Die Scheidung stand im Raum, man stritt ums Geld, beide hatten schon Anwälte. Doch offenbar ließen die finanziellen Aussichten in der Frau einen anderen Plan reifen. So jedenfalls deuten die Ermittler das, was sich dann ereignete. "Es ging schlichtweg ums Geld", sagt Staatsanwalt Lafleur.

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Im Internet soll sich die Frau über wirksame Gifte informiert haben, das fand die Polizei bei einer Untersuchung des Computers der Neuperlacherin heraus. Geschmack- und geruchlos sollte der Stoff sein, schwer nachweisbar. Welches Gift aus welcher Quelle zum Einsatz kam, wollen die Ermittler aus taktischen Gründen nicht verraten. Außerdem müsse man erst die rechtsmedizinischen Ergebnisse abwarten, hieß es dazu am Donnerstag.

Laut Polizei war die Tat jedenfalls von langer Hand geplant. Am Abend des 7. Mai gelang es der Verdächtigen dann, das Gift unbemerkt in Nahrungsmitteln zu platzieren, die ihr Ehemann aß oder trank. Dem 81-Jährigen wurde übel und schwindelig, er erbrach sich. Seine Frau unternahm laut Lafleur nichts, um ihm zu helfen. Dem Opfer gelang es trotz seines sich immer weiter verschlechternden Zustands noch, eine Vertraute anzurufen. Diese alarmierte sofort den Notarzt, der den Neuperlacher ins Krankenhaus brachte. An eine absichtliche Vergiftung dachte da noch niemand, auch die behandelnden Ärzte erkannten keine Anzeichen für ein Verbrechen.

Am 1. Juni bekam dann die Mordkommission Wind von dem Vorfall. Eine Person "aus dem näheren Umfeld" der 73-Jährigen hatte sich an die Polizei gewandt. Die Neuperlacherin wurde daraufhin vorläufig festgenommen, ihre Wohnung durchsucht und Beweismittel sichergestellt. Dabei soll es sich um den Computer der 73-Jährigen gehandelt haben, Spuren des Gifts wurden offenbar nicht gefunden. Da auch die Festgenommene die Vorwürfe abstritt und die Auswertung der Festplatten noch ausstand, wurde die Neuperlacherin am darauffolgenden Tag wieder entlassen. Ein dringender Tatverdacht sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkennbar gewesen, hieß es dazu am Donnerstag. Außerdem war das mutmaßliche Opfer, ihr Mann, vorerst in Sicherheit, nämlich auf einer längeren Auslandsreise.

Die Untersuchung der Computerdaten erhärtete dann jedoch den Verdacht. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft München I erließ ein Ermittlungsrichter Haftbefehl wegen versuchten Mordes. Am Dienstag wurde die Frau erneut festgenommen. Wegen der Schwere der Tat und möglicher Fluchtgefahr kam sie in Untersuchungshaft. Laut Kriminalhauptkommissar Robert Bastian schweigt sie jedoch bislang zu den Vorwürfen. Ihren Noch-Ehemann konnte die Polizei bereits im Ausland kontaktieren. Derzeit prüfen die Ermittler, ob möglicherweise weitere Personen aus dem Umfeld des Ehepaars etwas wussten.

© SZ vom 15.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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