Neuperlach:Dampf machen

Lesezeit: 2 min

Ein Investor will am Gustav-Heinemann-Ring bis zu 150 Wohnungen bauen, doch die Stadt braucht für einen neuen Bebauungsplan drei Jahre Zeit. Nun fordern die Stadtteilpolitiker in Neuperlach, dass es schneller gehen muss

Von Hubert Grundner, Neuperlach

Dem neuen Eigentümer des Grundstückes am Gustav-Heinemann-Ring 135 droht möglicherweise eine ärgerliche Hängepartie. Davon geht zumindest der Unterausschuss Bauvorhaben, Stadtplanung und Bürgerbeteiligung aus. Dessen Vorsitzender Wolfgang Thalmeir (CSU) stellte das Projekt im Bezirksausschuss (BA) Ramersdorf-Perlach vor. Ihm zufolge hat ein renommierter Münchner Bauträger das Grundstück erworben. Der sei daran interessiert, nach Abriss des Gebäudes kurzfristig 120 bis 150 Wohnungen in fünf Geschossen sowie Gewerbeeinheiten in Form von Ladennutzungen im Erdgeschoss zu realisieren. Eine Vorplanung wurde bereits vorgelegt.

Notwendig wäre hier aber eine Änderung des gültigen Bebauungsplans - von einem dort festgesetzten Kerngebiet in ein allgemeines Wohngebiet. Diese Forderung hatte bereits der BA erhoben. Wie nun Thalmeir berichtete, ergaben die mit dem Planungsreferat geführten Gespräche, dass dies nicht nur möglich sei, "sondern sogar von allen beteiligten Fachleuten auch als sinnvoll eingestuft wurde". Das Planungsreferat habe auch die Änderung in Aussicht gestellt.

Doch obwohl der Investor angeboten hatte, die notwendigen Planungsleistungen nahezu vollständig zu übernehmen, nannte das Planungsreferat noch immer eine Verfahrensdauer von circa drei Jahren. Was wiederum von den Mitgliedern des Unterausschusses Bauvorhaben moniert wurde: "Da das Gebäude derzeit leer steht und eine sinnvolle, für die Nachbarschaft beziehungsweise das Gebiet akzeptable Zwischennutzung nicht möglich sein wird, ist dem Grundstückseigentümer das Zuwarten nicht zumutbar."

Das Planungsreferat verweise darauf, dass bei der geringen "Mehrausbeute" von sozial gebundenem Wohnraum aufgrund der Umwandlung von einem Kerngebiet zu einem allgemeinen Wohngebiet eine höhere Priorisierung des Vorhabens nicht möglich sei. Man müsse insoweit, so die Behörde weiter, die Projekte, bei denen mehr Wohnraum geschaffen werden könne, vorrangig behandeln.

Dieser Argumentation mochten die Lokalpolitiker allerdings nicht folgen. Denn bei der Berechnung der "Mehrausbeute" von sozial gebundenem Wohnraum werde ganz offensichtlich vollständig übersehen, dass im Falle einer Bebauung auf Grundlage des bisherigen Bebauungsplans nur der Bau eines Boardinghauses in Betracht kommen werde. "Durch ein derartiges Projekt wird keine einzige dauerhaft dem Wohnungsmarkt zur Verfügung stehende Wohneinheit geschaffen, was letztlich einen Verlust von insgesamt 120 bis 150 Wohnungen für den Wohnungsmarkt bedeuten wird", warnt der BA in seiner Stellungnahme.

Das Gremium will nun erneut vom Planungsreferat sowie vom Oberbürgermeister nachdrücklich fordern, das Verfahren für eine Änderung des fraglichen Bebauungsplans sofort einzuleiten. Zudem solle es straff und vorrangig durchgeführt werden. Gleichzeitig regen die Lokalpolitiker an, eine Taskforce "Mehr Wohnraum über Kleinprojekte" einzurichten und angemessen personell auszustatten. Dieses Team solle sich dann ausschließlich mit der Suche nach geeigneten Projekten für die Umwandlung bestehender Nutzungen in Wohnraum und die zeitnahe Schaffung der bauplanungsrechtlichen Voraussetzungen gerade für kleinere Wohnprojekte beschäftigen. Der Antrag wurde einstimmig verabschiedet.

© SZ vom 13.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: