Kino in Neuhausen:Wie zwei Film-Enthusiasten das Maxim retten wollen

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Lichtspielhaus mit reichlich Patina: Münchens drittältestes Kino an der Landshuter Allee müsste saniert werden. Ob es dazu kommt, ist offen. (Foto: Robert Haas)
  • Das Maxim-Kino in Neuhausen könnte vor dem endgültigen Aus stehen.
  • Miriam Tretter und Jan Jäger wollen das Kino mit Hilfe eines Fördervereins retten und auf Vordermann bringen, doch sie haben Konkurrenz bekommen.
  • Die Studiobühne des Theaterwissenschaftlichen Instituts der Universität München will in den Saal an der Landshuter Allee einziehen.

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Bald könnte im Maxim-Kino der letzte Abspann über die Leinwand laufen - möglicherweise könnte sich dann aber einige Monate später der Vorhang fürs Theaterspiel öffnen. Die Studiobühne des Theaterwissenschaftlichen Instituts der Universität München will in den Saal an der Landshuter Allee einziehen. Die Bestrebungen zweier Film-Enthusiasten, das 103 Jahre alte Kino aufzupeppen und weiterzuführen, wären damit gescheitert.

40 Jahre lang war die Studiobühne an der Ludwigstraße 25 beheimatet. Hier inszenieren Studenten selbst Stücke, probieren sich an Kostüm, Maske und Dramaturgie aus - sie ist das praktische Element im theorielastigen Studium. Seit Oktober wird das Haus an der Ludwigstraße von Grund auf saniert; es entsteht eine Bibliothek für alle sprachwissenschaftlichen Institute. "Wir sind da nicht mehr eingeplant", berichtet Katrin Kazubko, Leiterin der Studiobühne. Im laufenden Wintersemester tingelt die Studententruppe mit ihren Inszenierungen durch Münchens kleinere Theater.

Bei ihrer fast schon verzweifelten Suche nach einer neuen, festen und zentral gelegenen Spielstätte stieß Kazubko aufs Maxim, das auch auf einem Immobilienportal zur Neuvermietung ausgeschrieben war. Für 3000 Euro im Monat - gut 1000 Euro mehr, als der derzeitige, langjährige Maxim-Pächter Siegfried Daiber zahlt, dessen Vertrag Ende März ausläuft. "Für die Uni käme das immer noch billiger, als wenn wir uns Jahr um Jahr irgendwo einmieten müssen", argumentiert Kazubko. Derzeit laufen Verhandlungen zwischen der Uni-Verwaltung und dem Hauseigentümer, wer welche Sanierungskosten übernehmen würde. Das Maxim sei "ja sehr marode", hat Kazubko bei einer ersten Besichtigung der Räumlichkeiten festgestellt, "da muss viel investiert werden".

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Ein Arthouse-Kino und ein Treffpunkt

Für Miriam Tretter und Jan Jäger war die Nachricht von der Konkurrenz durch die Studiobühne ein schwerer Schlag. Die beiden haben sich zusammengeschlossen, um Münchens drittältestem Lichtspielhaus, dessen sehr eigenwilliges Nischenprogramm jenseits des Massengeschmacks zuletzt nur noch wenige Besucher anlockte, neues Leben einzuhauchen. "Ein Arthouse-Kino" soll es werden, erklärt Miriam Tretter, ein Treffpunkt auch im Stadtviertel.

Die 38-Jährige ist seit Jahren in der Münchner Kinoszene unterwegs, einst in der "Lupe", dann im "Monopol", zuletzt im "Arri". Jäger, 24, macht eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker. Auch sie müssten investieren, seit Jahrzehnten ist im Maxim nicht mehr renoviert worden. Die Elektrik, die Sitze, die Böden müssten gemacht werden, auch die Türen, die den tosenden Verkehrslärm des direkt am Haus vorbeiführenden Mittleren Rings kaum abschirmen. Und vor allem muss die Kinotechnik digitalisiert werden.

Tretter und Jäger trauen sich das zu, ein Förderverein, der sie unterstützen will, ist in Gründung. "Aber mehr als 2500 Euro Miete können wir nicht bezahlen", sagt Miriam Tretter und seufzt, "das Risiko ist zu groß, wenn die monatlichen Fixkosten so hoch sind." Abgesehen davon halten sie 3000 Euro für eine Gewerbeimmobilie in dieser Lage auch für überteuert. Seit neun Monaten verhandeln die beiden, zunächst unabhängig voneinander, dann vereint, mit dem Hauseigner Carsten Nickel über die Miethöhe in einem neuen Vertrag. Nickel war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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Kaum Spielraum für Verhandlungen

Kristina Frank, CSU-Stadträtin und Mitglied im Neuhauser Bezirksausschuss, berichtete jedoch kürzlich in der BA-Sitzung, sie habe mit dem Eigentümer gesprochen, auf Bitten der Maxim-Unterstützer. Der Spielraum für Verhandlungen sei aber "sehr, sehr klein". "Er hat überhaupt nichts gegen den Weiterbestand des Kinos", fasste Frank das Gespräch zusammen. "Aber er wird mit der gewünschten Miete nicht bedeutend nach unten gehen. Und das ist ja auch sein gutes Recht."

Ihr zweiter Gedanke nach dem ersten Schock, erzählt Miriam Tretter, sei gewesen: "Vielleicht gibt es eine Chance zur Kooperation? Tagsüber die Theaterwissenschaftsstudenten, abends Kino." Katrin Kazubko, die durchaus bedauert, dass so "ein Traditionskino stirbt", verneint das allerdings. Die Studiobühne habe ihre eigene Ausstattung, ihre eigene Technik, ihren eigenen Aufführungsplan. "Einen Kinotag in der Woche könnte ich anbieten." Für die Freunde des Maxim ist das keine Option.

Zu Hilfe kommen könnte Tretter und Jäger vielleicht noch der Denkmalschutz. Das Gebäude ist bereits ein Baudenkmal. "Nun ist angeregt worden, zu prüfen, ob man auch den Kinosaal als besonderen Wert einstuft", sagt Harald Herpich von der Unteren Denkmalschutzbehörde im städtischen Planungsreferat. "Damit wäre die Kino-Nutzung sozusagen festgeschrieben." Die Entscheidung trifft das Landesamt für Denkmalpflege; in der Woche nach Fasching ist laut Herpich ein Besichtigungstermin im Maxim angesetzt.

© SZ vom 05.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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