Zwei schwere Trambahn-Unfälle haben sich am Sonntag und Montag in München ereignet. Bei einem Unfall in Berg am Laim entstand im montäglichen Berufsverkehr enormer Sachschaden, als aus bislang noch ungeklärter Ursache in voller Fahrt ein Stromabnehmer vom Dach einer Tram der Linie 25 abgerissen wurde.
Der Stahlträger durchschlug kurz nach 9 Uhr unmittelbar vor der Wendeschleife in Berg am Laim eine Seitenscheibe der Straßenbahn, in der zum Unglückszeitpunkt nur drei Fahrgäste saßen. Menschen wurden zum Glück nicht verletzt. Der Streckenabschnitt zwischen Einsteinstraße und Berg am Laim war bis zum Nachmittag unterbrochen. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) richtete einen Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen sowie mit einer Reihe von kostenlosen Taxis ein. Diese Taxis, mit dem "SEV"-Schild gekennzeichnet, sind für die MVG eine schnelle Möglichkeit, um gesperrte Streckenabschnitte umfahren zu können.
Wodurch das Unglück in Berg am Laim ausgelöst wurde, ist derzeit noch unklar. Fahrgäste einer vorausfahrenden, voll besetzten Tram berichten, bereits diese habe in Berg am Laim Probleme mit einem Oberleitungsschaden gehabt. Von einem Knall war die Rede und von Funken. Die Unglückstram selbst hatte zur selben Zeit kurz hinter der Haltestelle Vogelweideplatz eine Notbremsung hingelegt, war nach kurzem Stopp dann aber weiter Richtung Berg am Laim gefahren. Möglicherweise mitten hinein in den bereits bestehenden Oberleitungsschaden. MVG-Sprecher Matthias Korte konnte das am Nachmittag ebenso wenig ausschließen wie einen Defekt am Stromabnehmer. Zur Klärung werden jetzt die Fahrtenschreiber ausgewertet.
Ein Tourist hat vermutlich eine Tram übersehen
Das wird wohl auch bei einer Tram der Linie 19 geschehen, die am Sonntagmorgen in der Landsberger Straße einen aus der englischen Grafschaft Kent stammenden Touristen erfasst und schwer verletzt hat. Der 24-Jährige war laut Polizei gegen 6.45 Uhr über die Straße gelaufen und hatte dabei offenbar die stadtauswärts fahrende Tram übersehen. Der Mann prallte, vermutlich mit dem Kopf, gegen das seitliche Fenster der Fahrerkabine und wurde auf die Fahrbahn geschleudert. Der schwer verletzte 24-Jährige blieb regungslos auf der Fahrbahn liegen, wo er kurze Zeit später von Passanten aufgefunden wurde. Der Rettungsdienst brachte den Schwerverletzten in eine Münchner Klinik.
Obwohl das Sicherheitsglas der Scheibe mit einem Knall gesplittert war, bemerkte die 45 Jahre alte Tram-Fahrerin anscheinend nicht, was passiert war. Sie soll die Fahrgäste gefragt haben, ob diese etwas bemerkt hätten. Dann gab sie in der Leitstelle Bescheid, dass wohl ein Stein oder eine Flasche den Zug getroffen hätte. Laut Korte wies der Disponent die Fahrerin an, alle Passagiere an der nächsten Haltestelle aussteigen zu lassen und den beschädigten Zug dann zum Betriebshof zu bringen. Die leere Tram musste zunächst bis zur Wendeschleife am Willibaldplatz fahren. Als sie etwa 45 Minuten später wieder an der Unfallstelle vorbeikam, sah die Fahrerin den Rettungswagen. Das Unfallkommando der Polizei sucht jetzt Zeugen, die Hinweise zum Unfall geben können (Telefon 089/6216- 3322).