Wettervorhersagen:Wo sich die Sonne noch an Bauernregeln hält

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Sonne pur in München - das war vorauszusehen für alle, die an die Siebenschläfer-Regel glauben. (Foto: dpa)

Meteorologen haben herausgefunden, dass der Siebenschläfertag tatsächlich ausschlaggebend für das Sommerwetter ist - vor allem aber anscheinend in München.

Von Wolfgang Görl

Als Mensch, der den Wissenschaften vertraut und sonst nur noch der Wettergöttin Claudia Kleinert von den ARD-Tagesthemen, glaubt man nicht an Bauernregeln. Die sind purer Unsinn und stimmen nur, weil es der Zufall so will oder irgendwelche höheren Mächte, Naturgeister zum Beispiel, die sich einen Spaß daraus machen, die Wissenschaft in Misskredit zu bringen.

Zum Beispiel die Sache mit dem Siebenschläfertag: Wenn es an diesem Tag, dem 27. Juni, regnet, dann, so behaupten die Bauern, regnet es auch die folgenden sieben Wochen. Deswegen lassen Landwirte, die am 27. Juni in einen Wolkenbruch geraten, sofort die Mistgabel fallen und buchen einen siebenwöchigen Bildungsurlaub in Thailand. Bei schönem Wetter aber bleiben sie im Lande, denn es heißt: "Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne."

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Heiliger Himmel, dachte man bisher, was für ein Quatsch. Das haben sich die Bauern nur ausgedacht, um die Städter zum Narren zu halten. Nun aber kommt ein überraschendes Forschungsergebnis aus Hamburg: Dort haben Meteorologen herausgefunden, dass sich das Wetter zumeist an die Siebenschläfer-Regel hält. Allerdings, und jetzt wird es wirklich wundersam, gibt es dabei regionale Unterschiede: In Hamburg trifft die Regel statistisch nur zu 55 Prozent zu und in Berlin zu 68 Prozent; das Münchner Wetter folgt hingegen zu 80 Prozent den bäuerlichen Prognosen.

Dies zu erklären, übersteigt die Möglichkeiten der Naturwissenschaft. Verstehen kann die Abweichungen nur, wer tiefer blickt, als es die Forschung vermag. Es ist nämlich so: Das Wetter macht, wie jeder anständige Mensch weiß: Petrus. Und der Petrus ist katholisch. Da können die Lutherischen noch so zetern, es ändert nichts daran, dass sich der Apostel beim Wettermachen erst einmal um die Seinen kümmert, also um die guten Katholiken in München, die schon immer auf Seiten Roms standen, besonders im Dreißigjährigen Krieg. Folglich bekommen die Münchner ein Wetter, auf das sie sich verlassen können.

Scheint am Siebenschläfer die Sonne, dann weiß der Münchner, dass die Zeit reif ist, sein Badetuch und seinen Holzkohlegrill an der Isar zu platzieren. Unwetter sind ausgeschlossen, Petrus steht wie ein Fels vor jeglicher Gewitterfront. Dass der heilige Mann, der zudem für die Himmelspforte zuständig ist, sich nicht auch noch um das Klima in falschgläubigen Städten wie Berlin oder Hamburg kümmern kann, ist ja wohl sonnenklar. Im Norden, das beweist die Statistik, ist das Wetter schlichtweg dem Zufall überlassen. Deshalb ist dort auch kein richtiges Leben möglich.

© SZ vom 26.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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