In der Münchner Innenstadt sollen erstmals seit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 an einem Sonntag die Geschäfte öffnen. Die schwarz-rote Rathausmehrheit befürwortet einen Antrag des Interessensverbands City-Partner, zum Stadtgründungstag am 14. Juni zwischen 13 und 18 Uhr die Läden aufsperren zu dürfen.
Münchner Altstadt:Klein und fein
Der Preisdruck in München ist enorm - und doch haben sich im Zentrum mehr kleine Geschäfte halten können als in anderen deutschen Großstädten. Zu Besuch bei Badausstattern, Müllern und anderen Traditionshändlern, die der Altstadt ihr besonderes Flair verleihen.
Was die Gesetzeslage zulässt - und was nicht
Das Kreisverwaltungsreferat soll nun alle notwendigen Vorbereitungen für den Marktsonntag in die Wege leiten. Das Ganze sei als einmalige Aktion geplant und stelle keineswegs einen Dammbruch in Richtung generelle Sonntagsöffnung dar, betonte City-Partner-Geschäftsführer Wolfgang Fischer. Ohnehin lasse dies die Gesetzeslage gar nicht zu.
Verkaufsoffene Sonntage sind ein politisch heikles Thema - vor allem Kirchen und Gewerkschaften laufen seit Langem Sturm gegen jede Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten. In der SPD-Fraktion hat es am vergangenen Montag offenbar eine lebhafte Debatte gegeben, bis sich die Verfechter einer großzügigeren Linie durchsetzen konnten. Allerdings dürfe "niemand gezwungen sein, seine Sonntagsruhe zu opfern", fordert Fraktionschef Alexander Reissl.
Münchner Milliardenspiel:So teuer ist die Innenstadt
Helmut Thiele weiß, wie teuer München ist: Der Chef des Bewertungsamtes und des Gutachterausschusses kennt die Preise für Häuser und Grundstücke in der Innenstadt - und das seit den Sechzigerjahren. Wer was kauft, darf er nicht verraten - aber er sammelt die Zahlen zu den Verkäufen.
Alle Verkäufer müssten freiwillig zum Dienst erscheinen. Auch CSU-Wirtschaftssprecher Manuel Pretzl betonte, dass der Shopping-Spaß aufs Stadtgründungsfest beschränkt bleibe. Dies sei ein "eindeutiges Signal an die Kirchen, dass wir weiterhin gegen isolierte Sonntagsverkaufsöffnungen sind."
Warum die Münchner von drei Sonntagsöffnungen wenig mitbekommen
Allzu liberal kann sich die Stadt ohnehin nicht geben - erst müsste der Freistaat das vergleichsweise rigide Ladenschlussgesetz ändern. Derzeit sind lediglich vier verkaufsoffene Sonntage pro Jahr erlaubt. Drei davon sind nach Auskunft des Rathauses bereits belegt - auch wenn dies die meisten Münchner wohl noch gar nicht bemerkt haben. Denn an Fasching, dem ersten Wiesn-Sonntag und dem Tag der Deutschen Einheit (der allerdings nicht zwangsläufig ein Sonntag sein muss) haben lediglich ein paar Läden mit ganz speziellem Sortiment geöffnet. Die Türen der allermeisten Einzelhandelsgeschäfte bleiben jedoch zugesperrt.
Der Stadtgründungstag wäre dann die Nummer vier, diesmal allerdings mit breiterem Sortiment. Es gelte, "einen neuen Akzent" zu setzen, schwärmt Pretzl. Reissl nennt es einen "Mehrwert", wenn die Münchner aus Anlass des Stadtgründungsfestes durch die Geschäfte bummeln können.