Der Fasching ist die Zeit für Träume, und ganz besonders der Faschingsumzug der Damischen Ritter. Einmal Ritter sein oder Hexe, Eisbär oder Erdbeere - oder einfach endlich mal der Chef? Josef Schmid (CSU) ist im wahren Leben Zweiter Bürgermeister hinter Dieter Reiter (SPD) und als solcher im Rathaus oft genug mehr Kellner als Koch. Am Sonntagnachmittag ist er mit seiner Fraktion zum Umzug gekommen - und nicht nur als Koch, sondern gleich als Chefkoch auf seinen Faschingswagen geklettert.
38 Vereine und Kapellen haben sich für diesen elften Faschingsumzug der Damischen Ritter angekündigt. Ihr Weg führt sie vom Sendlinger Tor über die Sendlinger Straße, den Marienplatz und die Dienerstraße über die Pfisterstraße zum Hofbräuhaus. Kurz nach 13 Uhr setzen sich die Wagen in Bewegung, ganz vorne Polizisten im Streifenwagen, ganz hinten die Straßenreinigung mit Besen und Kehrmaschinen. Und mittendrin im Spaß, begleitet von Party-Musik, Kunstnebel und fliegenden Süßigkeiten, eingepfercht zwischen Sambatrommlern und Showtänzern, Faschingsprinzenpaaren und einer Gruppe von Elvissen, die ausgerechnet bei vier Grad Celsius und Nieselregen ihre Gebäude verlassen haben, zieht die Münchner Politik vorbei. Zumindest drei Parteien haben sich in den Umzug eingeordnet: die Stadtratsfraktionen von CSU, SPD und Linken.
"Wir laufen nicht aus, sondern voll!"
Den besten Platz hat hier wohl die CSU-Fraktion ergattert - sie präsentiert immerhin einen Bürgermeister. Schmid allerdings ist in der CSU offenbar nicht der einzige Koch, er ist umringt von anderen. Damit der Brei dann doch etwas wird, steht er zumindest auf einem Podest in der Mitte. Und seitlich auf dem Wagen steht sein Name: "Unser Chefkoch Seppi Schmid empfiehlt" - Überraschung - die CSU. Die sei "das beste Rezept für München".
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Dieter Reiter und Josef Schmid sind die beiden mächtigsten Stadtpolitiker. Was sie gerade großartig können: sich gegenseitig auf die Nerven gehen.
Rivale Reiter ist dagegen unter den "roten Rockern" der SPD nicht auszumachen; seine Fraktion muss sich weiter hinten einordnen zwischen der Jugend Haimhausen und ihrer "Fregatte" - auf ihrem grauen Faschingswagen steht in Schwarz und Rot: "Wir laufen nicht aus, sondern voll!" - und der "Lumpenkapelle Ringingen". Selbst die Linken laufen einige Gruppen vor der SPD, das heißt: Sie fahren mit zwei Lastenrädern und einem Dreirad, alles knallrot, und mittels einer Fahne machen sie Werbung für die Tram-Westtangente.
Eins fällt noch auf: Die CSU-Stadtratsfraktion hat ihren Wagen unter den drei Parteien mit Abstand am eindrucksvollsten herausgeputzt. Und die SPD-Fraktion verzichtet an diesem Tag zwar auf politische Forderungen. Dafür spucken die Sozialdemokraten mit ihren Tubas, Becken und Pauken die deutlich lauteren Töne.