München:Die nächste Wiese

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Bürgerinitiative kämpft gegen eine dritte Kindertagesstätte auf der Grünfläche an der Münsinger Straße. Sie verweist auf das dicht bebaute Obersendling und will die Politiker an Ort und Stelle überzeugen

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Bei einer Bürgerversammlung legten ihre Sprecher kürzlich einen viel beachteten Auftritt hin, jetzt haben sich die Eltern und Anwohner vom Münsinger Platz zu einer Initiative "Rettet die Wiese" zusammengeschlossen, um die weitere Bebauung der Freifläche zwischen Kistlerhof- und Leutstettener Straße zu verhindern. Überdies wandten sich die Mitglieder der Initiative mit einem "Hilferuf" an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und legten Listen mit 300 Unterschriften bei. Reiter soll intervenieren, um das Obersendlinger "Kinderparadies" zu retten. Das Bildungsreferat will dort eine weitere Kindertagesstätte errichten.

Die Sprecherin der Eltern- und Anwohnerinitiative, Angela Burkhardt-Keller, erklärt dazu, der Erhalt von Grünflächen und die Schaffung von Kinderbetreuungseinrichtungen dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Doch der Platz an der Münsinger Straße sei für eine weitere bauliche Nutzung der denkbar ungeeignetste Ort. Denn er stelle weit und breit die einzige größere Grünfläche dar, wo sich Schulkinder und Jugendliche träfen und tobten, Fußball und Tischtennis spielen könnten. Vergleichbare Freiräume, die nicht zuletzt dem Aggressionsabbau dienten, gebe es in ganz Obersendling nicht.

Burkhardt-Keller erinnert daran, dass auf dem betreffenden Areal bereits zwei Betreuungseinrichtungen für Kinder existieren. Eine Ballung von drei Kitas auf engstem Raum liefe unweigerlich auf "erhebliche Probleme im nachbarschaftlichen Miteinander" hinaus. Zudem würden die bestehenden Betreuungsmöglichkeiten aktuell nicht einmal ausgeschöpft. Die neuere der beiden Kitas etwa sei nur zu 50 Prozent belegt.

Nach Ansicht der Initiative würde eine dritte Kita auf dem Münsinger Platz auch massive Verkehrsprobleme heraufbeschwören oder verschärfen. "Durch parkende Anwohner und die Gäste zweier angrenzender Hotels ist die Münsinger Straße nur einspurig befahrbar; schon heute sind Ausweichmanöver auf den Gehweg zu beobachten. Parkende Autos in zweiter Reihe und im Kreuzungsbereich gefährden die Kinder als schwächste Verkehrsteilnehmer", schildert Tanja Felderer von der Initiative die heikle Situation.

Bei ihrer Ablehnung einer dritten Kita berufen sich Eltern wie Anwohner auch auf die Bedeutung der Grünfläche für das Stadtklima, vermerkt nicht zuletzt in einer städtischen Analyse. Angela Burkhardt-Keller: "Wir haben einen angrenzenden, sehr stark versiegelten Industrie- und Gewerbegürtel. In diesem Bereich heizen sich die Flächen bei hohen Temperaturen stark auf und kühlen nur sehr langsam ab." Hinzu komme, dass die Wiese mit ihren ausgedehnten Hecken, Großbäumen und einem kleinen Wäldchen für Singvögel, Igel und Insekten "extrem wichtig" sei. Abschließend fordert die Sprecherin der Eltern- und Anwohnerinitiative, den Erhalt von Grünflächen und die Schaffung von Kinderbetreuungseinrichtungen gleichrangig zu behandeln. Im Falle Obersendlings heiße dies: "Kreative Lösungen sind gefragt." Die Initiative hat jetzt OB Dieter Reiter (SPD), Stadtratsmitglieder und Interessierte am Montag, 25. Juni, 17 Uhr, zu einer Ortsbesichtigung eingeladen. Der Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln hat bereits im Mai die Kita-Pläne abgelehnt.

© SZ vom 21.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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