Altstadt:Das Hard Rock Café ist in München heimisch geworden

Lesezeit: 4 min

Rock zum Gruß: Ein gut gelaunter von insgesamt 100 Mitarbeitern im Hard Rock Café am Platzl grüßt in die Kamera, mottogetreu. (Foto: Florian Peljak)
  • Das Hard Rock Café am Platzl wird 15 Jahre alt. Es zieht vor allem Touristen an.
  • Ein Merkmal der Kette sind die ausgestellten Rock- und Pop-Devotionalien. Weltweit hängen etwa 80 000 davon in den Filialen.
  • Die Adresse Platzl 1 ist ein sehr musikalischer Ort: Früher war dort die Volkssängerbühne untergebracht.

Von Franz Kotteder

Nein, man braucht keine klassische Musikausbildung, wenn man hier arbeitet. Aber es schadet auch nicht, denn sonst wäre Erik Bolme hier kaum stellvertretender Restaurantleiter geworden. Der 40-Jährige aus Minnesota hat in Kansas City und in New Jersey am Konservatorium klassische Musik studiert.

Ende 2003 bekam seine Frau, eine Opernsängerin, ein Engagement an der Bayerischen Staatsoper, und so verschlug es ihn nach München. Weil er auch was tun wollte, fing er als Kellner im Hard Rock Café an, das es damals gerade mal zwei Jahre gab. "Klar sind hier viele Mitarbeiter eher aus der rockigen Ecke", sagt er, "aber ich habe früher auch Jazz und Rock 'n' Roll gespielt in meiner Freizeit."

Hard Rock Café
:Eine Mischung aus International und Bayerisch

Ein Schnitzelburger für München? Warum nicht. Impressionen aus dem Hard Rock Café.

Von Franz Kotteder

Hard Rock Café: Bei diesem Namen denkt man an American Diner, an Burger und Pancakes mit Ahornsirup, und man denkt an Stromgitarren und Bühnenoutfits an der Wand und an T-Shirts mit dem typischen Emblem aus dem Laden im Lokal. Woran man nicht denken sollte: an Hardrock und das zugehörige Personal. Ein Hard Rock Café ist keine wüste Spelunke, zu der die Kundschaft auf der Harley vorfährt. Gott bewahre! Hard Rock heißt hier "Popmusik im weitesten Sinne".

Unter den Devotionalien, die in München an der Wand hängen, findet man beispielsweise ganz hinten, links über der kleinen Bühne, eine Jacke von Adel Tawil. In einer anständigen bayerischen Rockerkneipe würde man so einen Schnulzensänger "mit dem Scheißbesen naushauen", wie das jeder hiesige Rocker wohl formulieren würde. Hier aber bekommt sein Jackerl einen Ehrenplatz. Dies nur zur Einordnung.

Überhaupt: die Exponate. Die internationale Kette der Hard Rock Cafés, 1971 in London von zwei Amerikanern gegründet, besitzt heute an die 81 000 Memorabilia aus der Popgeschichte. Angefangen hatte es damit, dass Eric Clapton im ersten Hard Rock Café im noblen Stadtteil Mayfair eine Gitarre über seinen Lieblingsplatz hängte, um ihn zu reservieren. Das machte Schule, aus den Devotionalien der Stars wurde dann schnell ein Erkennungsmerkmal.

"Etwa alle sieben Jahre werden die in allen Restaurants ausgewechselt", erzählt Lisa Bierbrauer, die Münchner Marketingmanagerin. Man achtet auch darauf, dass ein bisschen was aus dem jeweiligen Land vorkommt. München erhält zum Beispiel demnächst die Trompete von Stefan Dettl, dem Bandleader von La Brass Banda, das Drumset der Emil Bulls und die Lederjacke von Peter Maffay.

Früher trat hier der Weiß Ferdl auf

Ja, die Hard Rock Cafés sind eine Kette, in der weltweit alles genormt ist, von der Speisekarte bis zum Drink. In der aber trotzdem darauf geachtet wird, dass auch örtliche Besonderheiten vorkommen. In München etwa im Nebenraum namens "The Chapel". Der besteht aus den Buntglasscheiben, die früher die Fassade zierten. Damals, als hier noch die Volkssängerbühne war, in der ein Weiß Ferdl aufgetreten ist, später die Jodlerin Franzi Kinateder und dann eine Menge Unterhalter, die den Touristen aus USA und Japan vorspielten, dass alle Bayern saufende Volldeppen sind, die nur ans Schuhplatteln und ans Schnackseln denken.

Irgendwann war die Zeit auch dafür vorbei, es zog eine Kette namens "Planet Hollywood" ein, die sich an die vier Jahre hielt. Kurz bevor dann Alfons Schuhbeck kam und das Platzl eroberte, grätschte im Jahr 2002 das Hard Rock Café dazwischen und übernahm den Laden. Womöglich gäbe es sonst jetzt einen Ingwerburger mit Korianderfritten unter der Adresse Platzl 1. "Wir suchen immer außergewöhnliche Gebäude in Toplagen", sagt Lisa Bierbrauer, "gegenüber vom Hofbräuhaus ist besonders schön, weil das Hard Rock Café in Las Vegas ebenfalls neben dem dortigen Hofbräuhaus steht."

Die Mischung aus dem weltweit Immergleichen und den lokalen Besonderheiten macht den Erfolg aus. Und erfolgreich ist die Kette mit ihren 174 Restaurants, sonst hätte sie der im Glücksspielgeschäft tätige Indianerstamm der Seminolen nicht 2006 für eine knappe Milliarde Dollar von den englischen Vorbesitzern gekauft und sie um 24 Hotels und elf Casinos unter dem gleichen Markennamen erweitert.

In München sind die insgesamt knapp 200 Plätze zu 60 Prozent von Touristen aus aller Welt besetzt. Da trifft es sich gut, dass die fast 100 Mitarbeiter aus 27 Nationen stammen und 15 Sprachen sprechen. Aber immerhin 40 Prozent der Gäste kommen auch aus München und der Region. Oft sind es Schulklassen, die dann auch eine kleine Führung bekommen. Und es sind Familien, die mal wieder richtige, amerikanische Burger essen wollen.

Wo bleibt die Weißwurst?

Auf ihre Küche sind sie auch besonders stolz im Hard Rock Café. "Bei uns wird alles selbst gemacht", sagt Lisa Bierbrauer, "da gibt es keine Fertigprodukte." Auch einen eigenen Räucherofen gibt es, für's "BBQ Chicken" zu 18,95 Euro, beispielsweise. Tatsächlich sind die Speisen und die Cocktails fast allesamt sehr ordentlich. Eine Einschränkung muss man machen, und es handelt sich ausgerechnet um den "Local Legendary Burger" (15,55 Euro). Den gibt es in jedem Lokal der Kette, und er bezieht sich auf ein Traditionsgericht des jeweiligen Standorts.

In München handelt es sich dabei um drei winzige Schnitzel in Knuspermantelpanade mit Mayonnaise zwischen zwei Laugenbrezendeckeln, die von der Konsistenz her stark an Styropor erinnern. Letzteres gemahnt zwar daran, dass in München der Teigrohling aus dem Industriebackofen seinen Siegeszug angetreten hat. Aber wenn dem schon so ist, dann hätte der Küchenchef wenigstens eine Füllung aus Weißwurstbrät zwischen das harte Brot packen können, als weichen Kontrast sozusagen. Und münchnerischer als Schnitzel wär's auch noch!

Wer also an diesem Donnerstagabend die Ehre hat, zur Geburtstagsparty anlässlich des 15-Jährigen geladen zu sein, der erfreue sich an der lokalen Musik von Stefan Dettl und La Brass Banda und halte sich in Sachen Verpflegung lieber an die globalisierte Speisekarte. Ansonsten aber, kann man sagen, ist das Hard Rock Café am Platzl wirklich heimisch geworden.

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Weinhaus Neuner
:Das älteste Weinhaus der Stadt wird wieder jung

Das "Weinhaus Neuner" überzeugt unter neuer Führung mit seiner Küche und der Auswahl der Weine. Allerdings - wer Hunger hat, braucht mehr als einen Gang. Und muss sich mitunter auf Wartezeit einstellen.

Von Pep Rooney

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: