Ludwigsvorstadt/Schwanthalerhöhe:Oans, zwoa, abg'sperrt

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Der Wiesn-Aufbau ist eine durchorganisierte Riesen-Baustelle, bei der die Behörden auf Nummer sicher gehen

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Schwanthalerhöhe

Seit Juli sind acht Mitarbeiter des Oktoberfests-Bauhofs in Aktion. Auch acht Mitarbeiter des städtischen Referats für Arbeit und Wirtschaft (RAW) haben ihr Büro vorübergehend in einen Container auf der Theresienwiese unterhalb der Bavaria verlegt. Sie sind für die gesamte Veranstaltung Oktoberfest zuständig - für Vergabe, Planung und Durchführung. Ihr Chef, André Listing, stellvertretender Leiter der Veranstaltungsabteilung im RAW, spricht von der "wohl größten Baustelle der Stadt". 42 Hektar hat die Stadt heuer abgesperrt - großräumiger als je zuvor. Für das Oktoberfest sind nur 26 Hektar reserviert, den Rest belegt das Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest, mit dem alle vier Jahre das Gelände geteilt wird.

In früheren Jahren waren die Auf- und Abbauzeiten kürzer, heuer besetzt die Stadt die Theresienwiese für ihre berühmteste Veranstaltung über vier Monate. Als Baustelle wird die Theresienwiese in den Wochen rund ums Oktoberfest wohl schon immer wahrgenommen. Nur kümmerte sich kaum jemand darum: Spaziergänger und Anwohner gingen durch, Radfahrer überquerten sie auf dem Weg zur Arbeit. Vor rund einem halben Jahrzehnt sprach die Stadt von "Baustellentourismus", zudem habe der Fahrradverkehr stark zugenommen - ein Zaun wurde errichtet.

Nein, passiert sei damals nie etwas, als die Baustelle noch offen war, "aber fast", sagt Listing. Sogar Kindergartengruppen seien unterwegs gewesen, man habe es nicht mehr verantworten können. Wenn die wuchtigen Tragekonstruktionen der Zeltdächer aufgerichtet würden, könne es für Dabeistehende sehr gefährlich werden. Auch für die Stapelfahrer, die Container über das Gelände bugsierten, sei die Lage sehr unübersichtlich und schwierig zu überblicken. Und die Gefährte selbst seien auf dem unebenen Boden kippelig - alles zu gefährlich ohne Absperrung. Das RAW habe schließlich die Verkehrssicherungspflicht. André Listing kann nicht verstehen, dass sich viele Bürger über die lange und rigorose Sperrung mokieren. "Wenn in der Innenstadt ein Haus gebaut wird, hat doch auch jeder Verständnis dafür, dass abgesperrt wird."

Das RAW will auf der sicheren Seite sein, auch innerhalb der Absperrung geht es inzwischen geordnet zu. Seit vergangenem Jahr müssen sich die Handwerker und Zulieferer innerhalb des Zauns an feste Regeln halten: Da gibt es Parkzonen, Fahrbahnmarkierungen sowie Lade- und Arbeitsbereiche. Die Fahrspuren sind immer sechs Meter breit, damit die Rettungsdienste schnell durchkommen. Die neuen roten Linien hätten sich auch beim Wiesn-Einzug bewährt, sagt Listing. "Die Leute standen ganz brav da, mit den Schuhspitzen an der Linie. Da gab's gar keine Diskussion mehr. Ein schöner Nebeneffekt."

Auch bei der Gesundheit der Wiesn-Besucher gehen die Behörden kein Risiko ein. André Listing ist sogar der Meinung, dass man sich auf der Wiesn nicht den Magen verderben kann - außer man esse oder trinke zu viel. Allein die Lebensmittelüberwachung nehme in den Festzelten täglich dreimal Proben. Dazu kämen viele andere Kontrollen von Gesundheits- oder Veterinärsamt. Neben dem Organisationsaufwand der Verwaltung geht fast unter, dass auch die Brauereien sich ums Wohl der Gäste kümmern, nicht nur mit Bier und Hendl. So soll man heuer den klassischen Biertisch auf der Wiesn kaum noch finden, erzählt der Tages-Aufbauchef im Löwenbräu-Zelt. Der neue Wiesntisch hat keine geraden Beine, sondern steht auf einem nach innen gebogenem Gestell. Das soll die Gefahr mindern, sich beim Hinsetzen die Knie anzustoßen.

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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