Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Vorschlag zur Güte

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Die Ruhe zählt: Anwohner fürchten um den Alten Südfriedhof. (Foto: Robert Haas)

Nach Protesten will die Stadt die lokalen Gremien in die Planungen für das Museum für Bestattungskultur auf dem Alten Südfriedhof einbeziehen. Auch die Bürger sollen zu Wort kommen

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Es gilt als relativ sicher, dass am Alten Südfriedhof ein Informationszentrum gebaut wird, in dem über den Friedhof und die dort begrabenen Berühmtheiten Auskunft gegeben wird. Ob es dort aber auch ein Museum geben wird, ist noch offen. Im Jahr 1819 ging das Friedhofs- und Bestattungswesen in München in kommunale Hand über, den 200. Geburtstag im Jahr 2019 würde die Friedhofsverwaltung gerne mit wissenschaftlichen Untersuchungen und einem Museum für Bestattungskultur würdigen. Derzeit werden die Möglichkeiten für den Alten Südfriedhof ausgelotet.

Der Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt möchte allerdings einen großen Neubau verhindern. "Ein Bestattungsmuseum passt viel besser auf einen Friedhof, auf dem tatsächlich noch Bestattungen stattfinden", kommentierte der Gremiumsvorsitzende Alexander Miklosy (Rosa Liste) den Vorschlag der Friedhofsverwaltung. Auch seien die möglichen Flächen für ein zusätzliches Gebäude auf dem Alten Südlichen Friedhof viel zu klein, sofern man nicht Gräberzeilen abschaffe und damit die Identität gefährde.

Für den Neubau eines Infozentrums ist eine Fläche von rund 300 Quadratmetern an der Friedhofsmauer entlang der Pestalozzistraße im Gespräch. In dem Gebäude, das dafür abgerissen werden müsste, sind derzeit Maschinen und Geräte des städtischen Bauamtes und der Pfadfinderstamm Pegasus untergebracht. Die Pfadfinder haben bereits die Kündigung zum Sommer kommenden Jahres erhalten. Als zweite mögliche Fläche, an der Veränderungen vorgenommen werden könnten, komme eigentlich nur die wesentlich kleinere Aussegnungshalle auf dem Friedhof infrage, hieß es im Bezirksausschuss.

Neu ist, dass die Stadtverwaltung nach Protesten aus dem Stadtteil jetzt die Lokalpolitiker einbezieht. Die Friedhofsverwaltung hat sogar vorgeschlagen, einen Zwischenstandsbericht in einer Sitzung abzugeben, sobald die Bauvoranfrage beantwortet ist. Bei einem Gespräch mit Vertretern des BA und der Geschichtswerkstatt wurde zudem vereinbart, dass Vorschläge und Bedenken von Bürgern des Stadtteils bei einer Ausschreibung des Infozentrums berücksichtigt werden.

Im Bezirksausschuss berichtete die stellvertretende Vorsitzende Beate Bidjanbeg (SPD) von "drei Intentionen" der städtischen Friedhofsverwaltung: Museum, Infozentrum und Denkmal. Offenbar eruiert die Stadt alle drei Möglichkeiten und stellt auch bislang nicht in Frage, das alles zu verwirklichen. Jedenfalls warnte Bidjanbeg davor, drei Ansätze zu vermischen und auf einer Fläche unterzubringen. Immerhin habe der BA die Zusage, über die Pläne informiert zu werden und Mitsprache zu haben.

Die Bürgerversammlung hatte die Stadt im November aufgefordert, ihre Museumsplanungen für den Alten Südfriedhof einzustellen. Die Ludwigs- und Isarvorstädter äußerten die Befürchtung, dass der nahe zur sogenannten Feierbanane und zum Sendlinger Tor gelegene Friedhof sich dann vom letzten Rückzugsort in dem Viertel zum Magneten entwickelt. Auch sei der kleine Alte Südfriedhof nicht vergleichbar mit dem Wiener Zentralfriedhof und dem Pariser Père Lachaise, wo es solche Museen bereits gibt.

Das Referat für Gesundheit und Umwelt, dem die Friedhofsverwaltung zugeteilt ist, hatte daraufhin klargemacht, dass der Südfriedhof ein Münchner Kleinod sei, das man würdig präsentieren wolle. Es sei jedoch kein großes Museum, kein Touristenmagnet geplant, sondern ein Gebäude am Rande des Friedhofs - auf etwa 300 Quadratmetern eine "Anlaufstelle mit einer kleinen Ausstellung".

© SZ vom 22.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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