An der Wand hängt das Gemälde eines alten Mannes. Er hat die Stirn gerunzelt, auf seinem Kopf sitzt eine Taube. Weiter hinten im Raum stehen Figuren aus Holz und Draht. In der ehemaligen Klenze-Apotheke an der Fraunhoferstraße 12 erinnert nicht mehr viel an die pharmazeutische Vergangenheit. Denn dort haben längst David Stephan und Martin Eggert ihre Projektzentrale, das "Viertelquartier", aufgeschlagen. Die beiden sind Inhaber der Kreativagentur "david + martin" und haben das Kunstprojekt "Dein Viertel. Deine Leinwand" rund um den Gärtnerplatz ins Leben gerufen. Die Idee: Kunst erlebbar und begehbar machen.
Für vier Wochen streifen Künstler durch das Viertel und hinterlassen überall ihre Bilder und Installationen. 60 Kreative und 40 Läden, Bars und Restaurants haben sich an der Aktion beteiligt. Die künstlerischen Fußspuren reichen von Graffiti an der Theke bis zu Landschaftsbildern in Öl. Auch ausgefallenere Performances wie Tape Art, bei der Kunst aus Klebeband entsteht, sind dabei.
Für die beiden Ideengeber und Initiatoren war die Aktion, die am Sonntag, 7. August, endet, ein voller Erfolg. "Wir sind sehr froh, dass alles so gut gelaufen ist", freut sich David Stephan, "das Echo bisher war sehr positiv." Auch mit der Idee, das "Viertelquartier" in der ehemaligen Apotheke einzurichten, hatten die Marketing-Experten den richtigen Riecher: "Es ist von den Künstlern super angenommen worden." Besonders am Nachmittag sei immer volles Haus. Dabei war die Wahl der Location eher ein Zufall. "Wir sind hier vorbeigelaufen und haben gesehen, dass die Räume leer stehen", erinnert sich Stephan. Das "Viertelquartier" ist aber nicht allein kreativer Schaltpunkt, sondern selbst Galerie. Hier hat etwa Nick Frank seine Werke ausgestellt. Bei dem Schwabinger Künstler dreht sich alles um Fotografie. Für das Projekt "Dein Viertel. Deine Leinwand" hat er einen Querschnitt seines kreativen Schaffens mitgebracht. "Bei meinen Bildern sind Strukturen, Formen und Linien wichtig", erklärt der Fotograf. Wichtig sei ihm keine bloße Dokumentation des Gesehenen, sondern eine subjektive Herangehensweise: "Der Betrachter sieht oftmals erst gar nicht, was es ist."
Auch Künstler Christian Hundertmark war Teil der Aktion im Gärtnerviertel. Bei seinen Bildern im "Viu Flagshipstore" stand eine Mischtechnik aus Sprayen, Acrylfarbe und Collage im Mittelpunkt. Im Sneakerladen "Tint footwear studio" zeigte Hundertmark Grafikkunst, vieles davon in Schwarz-Weiß: "Diese Bilder liegen mir besonders am Herzen." Für seine Werke inspiriert ihn alles, was er sieht und hört: "Man muss mit offenen Augen durch die Welt gehen." Auch die Arbeiten der anderen Künstler des Projektes gäben kreative Anregung. Für das Ende der Aktion am Sonntag stehen ein Konzert und eine Ausstellung aller Werke im Programm. "Es wird noch einmal viel stattfinden", verrät David Stephan.