Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Streit um den Tanz auf dem Eis

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Das Gärtnerplatztheater will seinen 150. Geburtstag zusammen mit den Münchnern vor dem Haus feiern. Anwohner befürchten jedoch, das nostalgische Schlittschuhlaufen mit Musik am Brunnen könnte zu laut werden

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Eigentlich wollte die Leitung des Gärtnerplatztheaters den 150. Geburtstag dieser Münchner Institution am 4. November im frisch renovierten Haus begehen - doch daraus wird nun nichts. Die Bauarbeiten verzögern sich, intern geht man davon aus, dass sogar erst im Herbst 2016 eröffnet werden kann. Intendant Josef Köpplinger hat aber unter Umständen noch einen weiteren Rückschlag zu verkraften. Da man ja nicht im Haus feiern kann, hatte er vor, in diesem Jahr zumindest vor dem Theater auf dem Platz "mit allen Bürgerinnen und Bürgern zu feiern und zu tanzen". Dafür wollte die Theaterleitung eine Eislaufbahn rund um den Brunnen bauen lassen. "Etwa zwei Wochen lang sollen die Münchnerinnen und Münchner zu Klängen der Opern, Musicals und Operetten aus dem Repertoire ihres Gärtnerplatztheaters von jeweils 17 bis 20 Uhr - eventuell bis 21 Uhr - eislaufen können." 200 000 Euro will man sich das kosten lassen. Doch offenbar sehen einige Anlieger den Eis-Tanz nicht als bürgerfreundliches Geschenk, sondern als Lärmbelästigung.

Das Gärtnerplatztheater ist im Bau, auch noch zum Jubiläum am 4. November. Deshalb will der Intendant zum Feiern davor eine Eisfläche anlegen. (Foto: Robert Haas)

Erst am Montagnachmittag hat das Theater das Konzept bei der Stadt eingereicht, doch schon vorher gab es Stress. Den Bezirksausschuss hatte man nicht vorab gefragt, der erfuhr erst von einem erbosten Anlieger von den Plänen. Der Anwohner fühlt sich bereits durch die langen Bauarbeiten am Theater geplagt und fürchtet, dass der Gärtnerplatz zum Dauer-Event-Areal verkommt. Alexander Miklosy (Rosa Liste), Vorsitzender des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, berief daraufhin ein Treffen mit den Theater-Verantwortlichen ein und vereinbarte, dass alle Anwohner informiert werden und Gelegenheit bekommen sollten, sich zu äußern. Sie sollen sagen können, was sie von dem Eis-Tanz halten und damit ein Signal in Richtung Pro oder Contra geben.

Ein zweiwöchiger Tanz rund um den Brunnen auf Schlittschuhen zu Operetten und Musicals - so stellt sich die Theaterleitung die Jubiläumsfeier vor. (Foto: Robert Haas)

Das Ergebnis dieser Umfrage steht noch nicht fest, das Theater will den Anwohnern noch zwei Wochen Zeit geben. Danach will die Theaterleitung nach Rücksprache mit den Lokalpolitikern entscheiden, ob sie ihr "Geschenk" zurückzieht. Ein Geschenk solle schließlich Freude machen und nicht stören, sagt der Sprecher des Gärtnerplatztheaters, Gunnar Klattenhoff. Noch geht man im Theater von einer positiven Entscheidung aus. Die meisten, die eine Stellungnahme in der ersten Woche abgegeben haben, hätten sich für die Eislauf-Feier ausgesprochen. Allerdings gab es drei Äußerungen, die den Rundlauf um den Brunnen mit Jahrmarkt verbinden, mit Lärm, Müll und Halligalli. "Das wird kein Jahrmarkt", sagt Gunnar Klattenhoff über die Theaterpläne. Auch im Gärtnerplatztheater wisse man von der Belastung der Anwohner in den Sommermonaten, wenn der Platz nicht nur tagsüber, sondern auch nachts frequentiert werde. "Wir wollen mit dem Geburtstagsfest keine zusätzliche Belastung schaffen, sondern ein nostalgisches, gemütliches Musikerlebnis mit Schlittschuhtanz ermöglichen." Der Charakter, die Besonderheit des Gärtnerplatztheaters, solle sich darin wiederfinden.

Für das Jubiläum - am 4. November 1865 hat am Gärtnerplatz die erste Vorstellung im "Actien-Volkstheater" stattgefunden - ist geplant, die Grünfläche des Platzes zu überbauen und eine künstliche, bewachte Eislaufbahn zu errichten. Begrenzt werden soll sie mit einem Beleuchtungsring und einer stark auf die Fläche konzentrierten Tonanlage, heißt es im Theater. Der äußere Ring des Platzes bekomme nur wenig Beschallung ab. Auch von Dauernutzung könne keine Rede sein. "Das Theater hat frühestens in 25 Jahren wieder ein Jubiläum." Doch auch wenn Gunnar Klattenhoff die Gärtnerplatz-Anrainer überzeugen kann, ist nicht gesichert, dass die Eisbahn gebaut wird. Schließlich steht auch noch das Plazet des Kreisverwaltungsreferats aus.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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