Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:"Irrational"

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Lokalpolitiker lehnen den Bau eines Heizwerks im Nußbaumpark oder auf dem Klinikgelände vehement ab

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Der Nußbaumpark ist schon Anlass für viel Aufregung gewesen. Nachbarn - Anwohner und Kliniken - beschwerten sich beispielsweise über Stricher, Bettler, Diebe oder Junkies. Jetzt befürchten Anlieger des kleinen Parks, ein wuchtiges Heizwerk mit bis zu 60 Meter hohen Kaminen zu bekommen.

Die Stadtwerke München (SWM) haben diese Idee aufgebracht, sie wollen den Nußbaumpark als möglichen Standort untersuchen. Im Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt wurden solche Pläne für abwegig erklärt. Vorsitzender Alexander Miklosy (Rosa Liste) bezeichnete einen Heizwerk-Standort Nußbaumpark als "irrational", ebenso die zweite Variante, die die SWM im Viertel als möglichen Standort eines Heizwerks erkunden wollen: das Gelände der Dermatologischen Klinik an der Thalkirchner Straße.

Die SWM sind derzeit mit ihren Plänen auf Tour durch die Bezirksausschüsse, wo sie bislang jedoch auf wenig Verständnis stoßen. Als Ersatz für den Kohleblock im Münchner Norden wollen die SWM elf mögliche Standorte für Heizwerke untersuchen - alle mitten in der Stadt. Neben Nußbaumpark und Klinik zählen das Kreativquartier, das Heizwerk an der Theresienstraße und das ehemalige Kraftwerksgelände an der Katherina-von-Bora-Straße dazu. An vier bis sieben Standorten müssten Heizwerke realisiert werden, um nach Abschalten des Kohlekraftwerks Nord den Wärmebedarf der Münchner zu decken, so die SWM. Der Zeitplan sei knapp, bis 2022 müsse die Versorgung umgestellt sein. Noch ist das Projekt zwar eher hypothetisch, sozusagen Plan B, falls Gespräche mit der Gemeinde Unterföhring über den Bau einer großen Gas- und Dampfturbinenanlage scheitern, doch es ist mehr als ein Gedankenspiel. Man sehe keine Alternative zu den Heizanlagen, um die Fernwärmeversorgung zu sichern, heißt es von den SWM.

Die Kriterien, nach denen Standorte gesucht wurden, sind einfach: städtische Grundstücke, groß und nah genug an den Hauptleitungen des Fernwärmenetzes gelegen. Im BA Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt macht man dagegen andere Rechnungen auf: Kaum ein Viertel in München sei so dicht besiedelt wie dieses und zugleich am schlechtesten mit Grün ausgestattet. Der Park sei der einzige weit und breit, noch dazu sei er so klein, dass Bürger anderer deutscher Städte ihn nicht einmal Park nennen würden, hieß es in der Diskussion. Setzte man in ihn ein Heizwerk auf 46 mal 17 Meter, dann wäre ein Sechstel der Fläche besetzt, hat Miklosy errechnet. Paul Bickelbacher (Grüne), BA-Mitglied und Stadtrat, plädierte stattdessen für eine Lösung auf dem Gelände des Heizkraftwerks Süd. Dies solle auch nach der Umstellung auf Geothermie weiterhin für Wärmeproduktion durch Gas genutzt werden, vorerst sei die Leistung zu erweitern. So könne der Wärmebedarf zu Spitzenzeiten abgedeckt werden, was die Geothermie nicht leisten könne. Mit dem Vorschlag fand Bickelbacher die volle Unterstützung im BA.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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