Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Ein Viertel feiert sich und die Welt

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Die Stadtteilkulturwoche Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt umfasst mehr als 150 Veranstaltungen. Musik, Poesie, Kabarett und Exkursionen sollen die bunte Vielfalt vom Bahnhof bis zur Theresienhöhe zeigen

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Das Programm ist lang geworden: Weil es mehr als die üblichen fünf Jahre keine Stadtteilwoche mehr in der Ludwigsvorstadt und Isarvorstadt gab, hat das offenbar die Künstler, Kulturschaffenden und Vereine bewogen, sich heuer besonders engagiert zu beteiligen. Die Kulturwoche, die am Freitag, 10. Juni, beginnt, bietet mehr als 150 Veranstaltungen - Konzerte, Lesungen, Theater, Stadtführungen und mehr. Sie findet bis Donnerstag, 16. Juni, an mehr als 50 Orten rund um Gärtnerplatz, Sendlinger Tor, Hauptbahnhof und auf der Theresienwiese statt. Zentraler Treffpunkt ist die Theresienwiese mit Veranstaltungszelten, Biergarten und einem Mitmachprogramm für Kinder. Abends gibt es dort ein Bühnenprogramm, Musik und nicht zuletzt einen Feierabendtreff.

Das städtische Kulturreferat hat darüber hinaus einige Gäste eingeladen: Kabarettist Christian Springer eröffnet den ersten Abend im großen Zelt auf der Theresienwiese (nach der offiziellen Eröffnung um 19.30 Uhr), Comedien Özcan Cosar, das Percussion-Duo Double Drums und die Neuwirtbühne Großweil spielen in den Tagen darauf, auch die Fraunhofer Saitenmusik ist auf der Bühne zu erleben.

Die Stadtteilwoche lädt dazu ein, das Stadtviertel und sein Kulturangebot kennenzulernen und sich auszutauschen. Sämtliche Veranstaltungen sind gratis. Mehr als 170 Kreative und Vereine gestalten das Programm. Allein 28 verschiedene Spaziergänge führen in der Kulturwoche durch das Stadtviertel: Unter anderem gibt es Führungen durch die Medizinische Bibliothek (Samstag, 17 Uhr), durch das Hotel Deutsche Eiche oder das Paulaner Brauhaus. Man kann das Klinikviertel oder das Bahnhofsviertel unter fachmännischer Anleitung kennenlernen, die Theresienwiese, den Alten Südlichen Friedhof oder die Stadtbäche im Glockenbachviertel.

Die Geschichtswerkstatt hat sich in diesem Jahr den vielen Dichtern gewidmet, die mit Straßennamen im Viertel verewigt sind. Eines der Ergebnisse ist die Lesung beim Hirschkäfer-Verlag mit den Autoren Martin Arz, Petra Winklbauer und Dieter Weißbach (Freitag, 19 Uhr). Die multikulturelle Goethestraße hat die Geschichtswerkstatt auch zu einer Lesereihe "West-Östlicher Divan" (Sonntag und Mittwoch, 16 Uhr) angeregt, ein geschichtlicher, poetischer und musikalischer Kulturaustausch - beides in der Goethestraße. Eine der größten Veranstaltungen bei der Stadtteilwoche ist die Lesereihe "Literatur im Stiagnhaus" im Treppenhaus an der Zenettistraße 2. Sie bietet jeden Tag Einblicke in Münchens Literaturszene. Der Verein Kulturraum lädt dort zu klassischen Lesungen, vertonten Vierzeilern oder Poetry Slam. Begleitet wird diese Reihe durch einen Blog, der die Stiagnhaus-Projekte vorstellt, Raum für Diskussionen lässt und Ausblicke aufzeigt.

Am Wochenende präsentieren sich die Initiativen und Vereine auf der Theresienwiese, darunter auch die Glockenbachwerkstatt und das Deutsche Theater. Der Samstag steht unter dem Oberbegriff "Tag der interkulturellen Vielfalt". Die Künstlerin Patricia Scherer beleuchtet mit einer Installation das Thema Flucht und Zuflucht, Migrantenorganisationen sind mit Kunstprojekten auf der Theresienwiese präsent. Auch musikalisch soll es bunt werden: Afro-brasilianische Rhythmen, jiddische Musik, Reggae, russische und syrische Volksmusik verspricht das Kulturreferat. Für diesen Samstag wurden eigens leicht verständliche Plakate gedruckt. Es sollten auch diejenigen angesprochen werden, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, hieß es dazu im Kulturreferat.

Ein Mann aus dem Viertel: Hannes Beckmann (2. von re.) hat bis zu seinem Tod im März die Münchner Blaskapelle geleitet. Sie spielt am Samstag, 11. Juni. (Foto: privat)

Über das Thema Gentrifizierung in dem bei Wohnungssuchenden und -käufern ausgesprochen beliebten Stadtviertel diskutieren am Montag unter anderem Stadtbaurätin Elisabeth Merk und Maximilian Heissler vom Bündnis Bezahlbares Wohnen im Eine-Welt-Haus (19.30 Uhr). Am Dienstag lädt das in Improvisationskreisen bekannte ICI-Ensemble um 20 Uhr in die Matthäuskirche am Sendlinger-Tor-Platz. Am Donnerstag veranstaltet das Label Minga Records eine Nacht in der Glockenbachwerkstatt (21 Uhr).

Auch die homosexuelle Szene ist mit vielen Veranstaltungen im Programm. Darunter sind auch die Schwuhplattler, die erste und bisher weltweit einzige schwule Schuhplattlergruppe. Sie trifft am Dienstag auf das Ensemble der Neuwirtbühne Großweil, das auf der Theresienwiese ein Gastspiel gibt (19.45 Uhr).

Das Programm zur Stadtteilwoche Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt von Freitag, 10. Juni, bis Donnerstag, 16. Juni, ist unter www.muenchen.de/stadtteilkultur abrufbar. Alle Veranstaltungen, bis auf eine Whisky-Verkostung, sind kostenlos.

© SZ vom 07.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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