Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Die neue Langsamkeit

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Auf der Hackerbrücke halten Autos oft den Sicherheitsabstand zu Fahrradfahrern nicht ein. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt will die Hackerbrücke zur Fahrradstraße werden lassen

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Die Hackerbrücke soll zur Fahrradstraße werden. Dieser Beschluss aus der Ludwigsvorstadt ist dem Kreisverwaltungsreferat und dem Stadtrat zugegangen. Motorräder und Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen sollen danach als Ausnahme zugelassen bleiben. Der Vorschlag der Fraktion Grüne/Rosa Liste wurde im Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt kontrovers diskutiert, dann allerdings stimmten die Stadtviertelpolitiker in allen Punkten mehrheitlich zu. Deutlich wurde: Für Radfahrer ist die Hackerbrücke wegen ihrer Ausmaße und der seitlichen Begrenzung durch die Leitplanken und das Stahlgerüst gefährlich, wenn sie mit Autos um den Platz konkurrieren.

Der Radfahreranteil habe sich auf der Grasserstraße, die Verbindungsstrecke zwischen Arnulfstraße und Landsbergerstraße über die Hackerbrücke, in den vergangenen Jahren erhöht, stellte die Fraktion Grüne/Rosa Liste dar; alternative Routen stehen Fahrradfahrern nur nach weiten Umwegen zur Verfügung. Inzwischen sei auch klar, dass sich der Bau des geplanten Fußgänger- und Radfahrerstegs zwischen Hackerbrücke und Donnersbergerbrücke auf unabsehbare Zeit verzögert. Das auf der Brücke geltende Tempo-30-Limit werde nur von wenigen Autos eingehalten, hieß es. Angesichts der "ungünstigen Straßenbreite" von 3,50 Meter seien die Radler allerdings auch durch die mit 30 Kilometern pro Stunde vorbeifahrenden Autos gefährdet - und zwar "permanent durch vorschriftswidrig nahe überholende Kfz". Etwa 40 Prozent der Autos würden - vor allem bei Gegenverkehr - die Radfahrer an den Rand drängen und mit einem Abstand von etwa einem halben Meter überholen, haben die Antragsteller beobachtet; vorgeschrieben sei eine Überholabstand von 1,50 Meter. Die meisten Autofahrer warten erst gar nicht ab, bis die Gegenspur frei wird, sondern drängen den Fahrradfahrer einfach ab, hieß es.

Die CSU hatte Bedenken, schließlich ist die Grasserstraße mit der Hackerbrücke nicht nur für Radfahrer eine wichtige Bahnquerung. Die CSU forderte, zumindest die Gewichtsbeschränkung von 3,5 Tonnen auf 7,5 Tonnen zu erweitern. Zwar gab es infolge ihrer Argumente eine geteilte Abstimmung, sie fand jedoch keine Mehrheit.

Der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt hatte bereits vor zwei Jahren gemeinsam mit dem BA Schwanthalerhöhe eine Degradierung der Verbindung zwischen Arnulfstraße und Landsbergerstraße zur Fahrradstraße gefordert; seinerzeit war der Antrag von der Stadt in allen Punkten abgelehnt worden. Ein weiterer Antrag aus der Ludwigsvorstadt, dann wenigstens das Tempo auf der Hackerbrücke auf 30 km/h zu begrenzen, war auch zunächst abgelehnt worden, dann wurden die Schilder doch aufgestellt.

Die Fraktion Grüne/Rosa Liste hofft dieses Mal auf Erfolg, denn inzwischen hat die Stadtverwaltung ihre Haltung zu Fahrradstraßen verändert. Seit 2013 wurden mehr als 30 neue Fahrradstraßen in München eingerichtet, inzwischen sind es 58. Damit gilt München als die Stadt mit den meisten Fahrradstraßen in Deutschland.

Bei einer Fahrradstraße bekommt die ganze Fahrbahn die Funktion eines Radweges. Das Nebeneinanderfahren mit dem Rad ist ausdrücklich erlaubt, sogar in Gruppen, das nützt auch Kindern auf dem Weg zur Schule. Die Radfahrer bestimmen auch das Tempo, Autofahrer müssen auf den Radverkehr besondere Rücksicht nehmen und gegebenenfalls ihre Geschwindigkeit verringern. Es gilt Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit. Die Lieferverkehre bleiben zugelassen, ebenso sämtliche Kraftfahrzeuge, die die Gewichtsbeschränkung erfüllen.

© SZ vom 06.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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