Wahl 2018:Ring frei für die nächste Runde

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Zweiter Anlauf: Eduard Boger (re.) tritt wie vor sechs Jahren an, um Bürgermeister von Putzbrunn zu werden. Der CSU-Ortsverbandsvorsitzende Alfons Meßner rüstete ihn schon mal mit Boxhandschuhen aus. (Foto: Claus Schunk)

Trotz der klaren Wahlniederlage 2012 nominiert die Putzbrunner CSU erneut Eduard Boger als Herausforderer von SPD-Bürgermeister Edwin Klostermeier.

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Als die Abstimmung vorbei ist, zieht Alfons Meßner sein Geschenk aus dem Hut: Der Putzbrunner CSU-Ortsvorsitzende überreicht Eduard Boger ein paar Boxhandschuhe. "Für einen fairen, aber harten Wahlkampf", wie Meßner betont. Dazu gibt es keinen Punching Ball, sondern eine Flasche Boxbeutel. Mit 26 von 28 Stimmen war der 46 Jahre alte Geschäftsführer des CSU-Kreisverbands zuvor von den Mitgliedern des Ortsverbands zum Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 4. März 2018 gekürt worden. Damit tritt er nach 2012 erneut gegen Amtsinhaber Edwin Klostermeier (SPD) an. Als dritter Bewerber steht schon länger Walter Hois von der Gemeinschaft pro Putzbrunn (GPP) fest.

Zu Beginn der etwa anderthalbstündigen Veranstaltung am Donnerstagabend im Gasthaus "Zur Einkehr" im Ortsteil Solalinden hatte CSU-Chef Meßner Grüße vom bekanntesten Mitglied des Putzbrunner CSU-Ortsverbandes ausgerichtet: dem Bundestagsabgeordneten Florian Hahn. Er habe nicht kommen können, weil er bei den Jamaika-Sondierungsverhandlungen in Berlin mit dabei sei. "Er war heute den ganzen Tag mit Frau von der Leyen unterwegs und ist es morgen auch", berichtete Meßner, bevor er noch einmal erklärte, warum sich die CSU entschlossen habe, einen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl zu nominieren: "Wir stellen immer noch die größte Fraktion im Gemeinderat und sind dort mehrheitsbildend", sagte Meßner und machte Boger Mut für das nicht ganz einfache Unterfangen, Klostermeier nach zwölf Jahren aus dem Sattel zu stoßen: "Der Bürgermeister hat Sympathien eingebüßt, die Chance ist da." 2012 hatte sich Klostermeier mit 70,3 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang durchgesetzt, Boger war nur auf 18,7 Prozent gekommen.

Zweiter Anlauf: Eduard Boger (re.) tritt wie vor sechs Jahren an, um Bürgermeister von Putzbrunn zu werden. Der CSU-Ortsverbandsvorsitzende Alfons Meßner rüstete ihn schon mal mit Boxhandschuhen aus. (Foto: Claus Schunk)

Noch ehe Boger selbst etwas sagen konnte, meldete sich bereits Gernot Roßmanith, langjähriges CSU-Mitglied, Orts-Chronist und Vater von Gemeinderat Bernhard Roßmanith, zu Wort. Er sei überrascht von der Nominierung, schließlich habe sich Boger "sehr, sehr bedeckt gehalten". Zuletzt habe es sogar geheißen, er trete nicht noch einmal an. "Ich hätte mir erwartet, dass den Mitgliedern in einer geschlossenen Veranstaltung die Möglichkeit für eine Meinungsbildung gegeben wird und das nicht im stillen Kämmerlein ausgekartelt wird", sagte Roßmanith.

Boger reagierte gelassen und stellte sich und seine Ziele für die nächsten sechs Jahre vor. Er sei 2012 als Quereinsteiger angetreten, habe seither jedoch, etwa zwischenzeitlich als Ortsvorsitzender und seit 2014 als Gemeinderat sowie als Mitglied des CSU-Kreisvorstandes und nicht zuletzt durch seine Tätigkeit als Geschäftsführer des CSU-Bundeswahlkreises München-Land jede Menge politische Erfahrung sammeln können und sich ein entsprechendes Netzwerk aufgebaut. Dafür spreche, dass etwa der Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch und Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl zur Aufstellungsversammlung nach Putzbrunn gekommen waren, um dort als Abstimmungsleiter zu fungieren.

Der Familienvater stieg in seiner Rede auch gleich ein in sein Programm: "Putzbrunn macht vieles gut, aber andere Gemeinden machen vieles besser", sagte Boger und verwies auf Böltls Konzept "Kirchheim 2000" und auf die Gemeinde Oberhaching, wo der dortige Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) durch geschickte Entscheidungen mehr finanzielle Flexibilität schaffe. "Stillstand ist Rückschritt", so Boger, "es ist notwendig zu erkennen, dass wir uns zukunftssicher aufstellen müssen."

Als konkrete Ziele nannte der 46-Jährige etwa den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, eine bedarfsgerechte und flexible Kinderbetreuung, bezahlbaren Wohnraum auch für junge Familien und dem demografischen Wandel entsprechende Pflegeangebote. "Außerdem möchte ich jedem Verein und allen, die sich ehrenamtlich engagieren, den finanziellen Rahmen bieten, dass sie dabei bleiben", sagte Boger. Diese Menschen prägten die "Identität unseres Dorfes". Was den immer heftiger ausufernden Individualverkehr angeht, so setzt Boger weiterhin auf das von ihm mitinitiierte interkommunale Verkehrskonzept mit Vertretern der Gemeinden Putzbrunn, Grasbrunn, Hohenbrunn und Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Allen Unkenrufen derjenigen zum Trotz, die diese Idee bereits für gescheitert halten, hofft Boger bald auf "erste Ergebnisse".

Auch an der Einnahmenschraube der Gemeinde wolle er drehen, etwa durch die Ansiedlung von deutlich mehr Gewerbe, sagte der Kandidat. "Wir müssen uns vielleicht einfach mal mehr trauen." Und dann holte er noch zum ersten Schwinger gegen den Amtsinhaber aus, zu diesem Zeitpunkt noch ohne die Boxhandschuhe. Mit Blick auf Klostermeiers Plan, einen Bürgerpark zu errichten, sagte Boger: "Ein bisschen wenig, wenn das seine einzige Vision ist."

© SZ vom 11.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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