München/Unterföhring:Das Kohlekraftwerk bleibt

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Stadtwerke-Geschäftsführer Stephan Schwarz macht dem Unterföhringer Gemeinderat keine Hoffnung, dass der Kohleblock im Heizkraftwerk Nord früher abgeschaltet wird - es sei denn die Klimaschutzabgabe kommt

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Ernüchterung im Unterföhringer Gemeinderat: Für einen vorzeitigen Ausstieg aus der Kohleverbrennung im Block 2 des Heizkraftwerks Nord der Stadtwerke München (SWM) gibt es kaum Aussichten. Das hat SWM-Versorgungschef Stephan Schwarz am Donnerstagabend den Lokalpolitikern der Medienkommune mitgeteilt - und ihnen damit vorerst einmal die Hoffnung genommen, dass sich der CO₂-Ausstoß der Anlage in naher Zukunft nachhaltig verringern wird. Der Gemeinderat hatte vergangenen Dezember eine Resolution an den Münchner OB Dieter Reiter (SPD) geschickt: Die Kommune will die Stadtwerke, deren Aufsichtsratschef Reiter ist, dazu bringen, mit dem Kohleausstieg nicht noch jahrelang zu warten. Unterföhring erwarte, hieß es darin, dass sich die Stadt München "aktiv einbringt bei der Umsetzung eines möglichst CO₂-armen Heizkraftwerkbetriebes".

Geholfen haben die harschen Worte aus Unterföhring nichts: Das mit Kohle befeuerte Heizwerk Nord 2 bleibt nach Beschluss des Münchner Stadtrats vom April dieses Jahres in Betrieb. Einen wie von der Rathausfraktion der Grünen/Rosa Liste verlangten schrittweisen Ausstieg aus der Kohle gibt es nicht. Eine Studie, welche die Stadtwerke und das Öko-Institut erstellt hatten, hatte Ausstiegsszenarien untersucht und davon abgeraten, Block 2 vorzeitig abzuschalten, weil dies "erhebliche betriebswirtschaftliche Nachteile" mit sich bringe und "unverhältnismäßig" sei.

Schwarz und Henle erläuterten den Unterföhringer Kommunalpolitikern die Ergebnisse: Würde das Kraftwerk, das regulär bis 2035 laufen soll, bereits 2020 vom Netz genommen werden, verlören die Stadtwerke 340 bis 600 Millionen Euro. Bei einer Stilllegung im Jahr 2030 läge der finanzielle Schaden immer noch bei 55 bis 170 Millionen Euro. Das Heizkraftwerk München Nord trage enorm zur Versorgungssicherheit bei, 42 Prozent des Fernwärme- und 45 Prozent des Strombedarfs der Landeshauptstadt würden über die Anlage in Unterföhring gedeckt, so Henle. Und: Das Heizwerk sei "ein wichtiger Bestandteil für die Münchner Energievision".

Bei diesen Worten rieben sich die Unterföhringer Gemeinderäte die Augen: Offenbar spielten vornehmlich ökonomische Belange eine Rolle, ökologische dagegen nicht, kritisierte Grünen-Gemeinderat Johannes Mecke: "Wir müssen uns also darauf einstellen, dass das Heizkraftwerk bis 2035 läuft." Er jedenfalls könne nicht verstehen, so Mecke, dass die Stadtwerke zwar viele Milliarden Euro in Windparks und Solaranlagen investierten, aber von einem klimaschonenden Betrieb im Kraftwerk und dem dazu nötigen Kohleausstieg nichts wissen wollten. SWM-Geschäftsführer Schwarz erklärte diesen vermeintlichen Widerspruch damit, dass die Stadtwerke im Wettbewerb mit anderen Energieversorgern ins Hintertreffen gerieten, wenn man aus der Kohleverbrennung aussteige. Der Geschäftsführer sicherte dem Gremium jedoch zu, dass man einen früheren Ausstieg aus der Kohleverbrennung prüfen werde, wenn sich die bundespolitischen Rahmenbedingungen ändern sollten.

© SZ vom 20.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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