Lärmschutz an der A995:Es bleibt bei Tempo 120

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Im Sommer 2016 demonstrierten SPD und Grüne bei Taufkirchen für mehr Lärmschutz an der Autobahn. (Foto: Claus Schunk)

Seit Jahren kämpfen die Unterhachinger und Taufkirchner vergeblich für eine strengere Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Giesinger Autobahn. Jetzt steht fest: Sie wird zumindest in den nächsten drei Jahren nicht gelockert.

Von Iris Hilberth, Unterhaching/Taufkirchen

Auch in den kommenden drei Jahren wird man auf der Giesinger Autobahn stadteinwärts nicht uneingeschränkt Gas geben dürfen. Das Landratsamt hat jetzt das seit 2011 geltende Tempolimit von 120 Stundenkilometern nochmals verlängert. Diese Nachricht erreicht die Gemeinde Unterhaching vor der ersten Gemeinderatssitzung im neuen Jahr.

An diesem Mittwoch ist das Tempolimit deshalb wieder einmal Thema in dem Gremium. Ursprünglich war die Reduzierung der Geschwindigkeit auf der Strecke zwischen dem Münchner Autobahn-Südkreuz bei Brunnthal und der Einfahrt in den McGraw-Graben versuchsweise auf ein Jahr beschränkt gewesen. Bisher konnten sich die Behörden noch auf keine endgültige Regelung festlegen. Klar ist jedoch nach wie vor: Tempo 80 wird es hier erst mal nicht geben.

Der Lärm von der Giesinger Autobahn ist mittlerweile seit Jahrzehnten ein Ärgernis im Hachinger Tal. Ebenso lange bemühen sich die Bürgermeister in Taufkirchen, Unterhaching und Oberhaching, das Tempo auf der mittlerweile recht stark frequentierten A 995 zu drosseln. Nachts gilt hier zwar ein Tempolimit von 80 für Autos und 60 für Lastwagen, doch von früh um sechs bis abends um zehn dröhnt der Verkehrslärm von der Autobahn durch die nahen Wohngebiete. Besonders Taufkirchen mit seinen Hochhäusern unmittelbar neben der A 995 ist davon betroffen.

Die Kommunalpolitiker fordern durchgehend Tempo 80

Inzwischen ist man unter Kommunalpolitikern reichlich ernüchtert, was die Forderung nach durchgängigem Tempo 80 angeht. Erst diesen Sommer hatte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zum wiederholten Male unmissverständlich in einem Schreiben klar gemacht, dass es weder aus Gründen des Lärmschutzes noch aus Gründen der Verkehrssicherheit zulässig sei, hier eine weitere Geschwindigkeitsbegrenzung anzuordnen. Die Unfallzahlen seien zu gering und der Lärm würde den Richtwert von 70 Dezibel tagsüber und 60 nachts nicht "in erheblichem" Umfang überschreiten.

Diese Argumentation gibt auch die Autobahndirektion Bayern Süd seit jeher so weiter. "Es gibt eben Gesetze", sagt deren Sprecher Josef Seebacher. Würde man trotz der Zahlen das Tempo reduzieren, müsse man sofort mit Klagen rechnen. "Es gibt immer mehr Menschen, die gegen ein Tempolimit vorgehen, als welche, die eines fordern", sagt er. So führe eine ständige Forderung nach einer weiteren Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit meist eher dazu, die bestehende auch zu kippen, so seine Erfahrung.

Auf jeder Bürgerversammlung ist der Lärmschutz Thema

Die Aussagen des Ministers machen die Bewohner des Hachinger Tals natürlich sauer. Es vergeht keine Bürgerversammlung, in der nicht die Forderung nach Tempo 80 erneut erhoben wird. Auch die vor fünf Jahren versuchsweise eingeführten 120 stadteinwärts stießen nicht auf große Begeisterung bei der Bevölkerung. Während die Kommunalpolitiker, sowohl Bürgermeister wie die damalige Landrätin Johanna Rumschöttel (SPD) froh darüber waren, wenigstens einen Teilerfolg im Ringen um das Tempolimit erreicht zu haben, konnten die lärmgeplagten Anwohner über Tempo 120 nur lachen.

Zumal stadtauswärts weiterhin gefahren werden darf, was der Motor hergibt. Als zuletzt Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) zugeben musste, dass derzeit nicht an eine weitere Reduzierung der Geschwindigkeit zu denken sei, weil es vielmehr um die Verhinderung der Verschlechterung der Situation gehe, war das Unverständnis bei den Anwohnern groß. Die Stadteinwärtsregelung stehe auf der Kippe, hatte Sander bei der Bürgerversammlung im Herbst mitgeteilt. Dieser mögliche Abbau der 120er-Schilder ist zumindest jetzt erst einmal verschoben.

"Das ist wenigstens ein klitzekleiner Schritt", sagt Unterhachings Rathaussprecher Simon Hötzl, wohl wissend, dass nur eine weitere Temporeduzierung den erwünschten Lärmschutz brächte: "Eine neue Lärmschutzwand bewirkt da viel weniger, die müsste schon sehr hoch sein."

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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