Straßenverkehr:Poller blockieren Parkplätze

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Ralph Drewello und Edwin Ostermaier (von links) wollen, dass die Poller in der Hans-Kreß-Straße wieder verschwinden. (Foto: Claus Schunk)

Anwohner der Ottobrunner Hans-Kreß-Straße sind erbost über eine Verkehrsberuhigungsmaßnahme der Gemeinde.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Poller haben gemeinhin die Funktion, Ärger fernzuhalten. Unliebsamen Verkehr in Fußgängerzonen etwa. Die im Boden befestigten Pfähle hindern auch Stürme daran, festgemachte Schiffe einfach mitzureißen. Sie können sogar zu willkommenen Sitzgelegenheiten umfunktioniert werden. In Ottobrunn aber haben etwa 20 graue, in den Boden einbetonierte Poller einen Sturm der Entrüstung entfacht, der andauert, seit sie Anfang Dezember an der Hans-Kreß-Straße aufgestellt worden sind.

Der Bürgermeister beruft sich auf einen Beschluss aus dem Jahr 2010

In der idyllischen Wohnstraße - direkt an der Staufalle Rosenheimer Landstraße gelegen - laufen Anwohner Sturm gegen 20 Pfosten, die ihnen "in einer Nacht- und Nebelaktion vor die Nase gesetzt worden sind", wie Edwin Ostermaier bei einer Begehung sagt. "Das ist ein Schildbürgerstreich unseres Bürgermeisters, der uns sieben Parkplätze gekostet hat", sagt Ostermaier und deutet auf die grauen Stempen. Am Ende der Hans-Kreß-Straße stehen zudem seit ein paar Tagen Halteverbotsschilder samt dem Hinweis, dies sei eine Feuerwehranfahrtszone. Weitere vier Parkplätze vernichtete diese Maßnahme, sagt Ostermaier, Sprecher der erbosten Anwohner.

Rathauschef Thomas Loderer (CSU) hat sich am Donnerstag mit zwei Schreiben an Ostermaier gewandt und versucht, sein und das Handeln der Verwaltung zu erklären. Ihm sei schon bewusst gewesen, dass die Maßnahme nicht unumstritten sei, sagt Loderer. Letztlich sei es aber "ein Thema des Vollzugs". Es gebe einen Beschluss des Gemeinderats aus dem Jahr 2010, den Bebauungsplan für die Hans-Kreß-Straße zu ändern und die Straße in eine verkehrsberuhigte umzuwandeln. Die Umsetzung aber sei in den vergangenen Jahren "liegen geblieben", sagt der Bürgermeister: "Ja, uns ist aufgefallen, dass wir hier verkehrsrechtlich noch etwas nachzuholen haben."

Den Aufbau der massiven Poller bezeichnet Loderer als "radikale Maßnahme", die "leider erforderlich geworden ist". Allerdings nicht aufgrund der Nachlässigkeit der Rathausverwaltung oder seiner selbst. Vielmehr, sagt er, habe die Verwaltung versucht, die Verkehrsberuhigung teilweise mit Holzpollern zu erreichen: "Aber das hat nicht funktioniert. Die wurden immer wieder beschädigt oder gar umgefahren. Das hat uns zum Handeln gezwungen."

Die Anwohner klagen, sie fänden keinen Parkplatz mehr

Anwohner-Sprecher Ostermaier sagt indes, die Bewohner würden unter der "unverhältnismäßigen Maßnahme" leiden. "Viele von uns haben mehrere Autos. Berufsbedingt oder auch wegen der Kinder", sagt er. "Lange Zeit hat alles gut funktioniert. Aber jetzt müssen wir Parkplätze suchen und oft lange Wege in Kauf nehmen. Das versteht keiner."

Loderer kontert: "Das Argument, wer wie viele Autos hat, zählt nicht. Letztlich kommt es darauf an, dass wir Beschlüsse und geltendes Recht durchsetzen." Dazu gehöre ein Wendekreis für die Feuerwehr ebenso wie konsequent ausgewiesene und gekennzeichnete Parkplätze in einer verkehrsberuhigten Zone. Die Hans-Kreß-Straße ist dementsprechend mittlerweile eine Spielstraße.

Was Ostermaier richtig ärgert, ist wie er sagt, dass Loderer auf die Beschwerden der Anwohner nicht reagiert habe: "Da kam nichts. Das kann es eigentlich nicht sein." Loderer indes stört der "Tonfall" der Kritiker: "Und ich habe stets geantwortet. Zuletzt heute."

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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