Poller in Ottobrunn:Schweigen ist kein Argument

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Auch wenn die Anwohner der Ottobrunner Hans-Kreß-Straße sich in ihrem Kampf um Parkplätze Ton vergreifen, muss Bürgermeister Loderer sein Vorgehen inhaltlich begründen.

Kommentar von Martin Mühlfenzl

Ottobrunn ist eine Auto-Gemeinde. Wie ein Kreuz liegen mit der Rosenheimer Landstraße und der Unterhachinger beziehungsweise Putzbrunner Straße zwei der meistbefahrenen Trassen des Landkreises auf der flächenmäßig kleinsten Kommune des Landkreises - und geben den Takt vor. Parkplätze sind hier Mangelware. Fallen Stellplätze weg, kochen die Autofahrer-Seelen von Anwohnern wie Pendlern hoch. Auf lieb Gewonnenes zu verzichten, fällt schwer.

Im Konflikt um 20 neue Poller in der kleinen Hans-Kreß-Straße in Ottobrunn, die auf einen Streich sieben Parkplätze vernichtet haben, ist aber eine Eskalationsstufe erreicht worden, die bisher kaum für möglich gehalten wurde. In der Wortwahl - aber auch in dem, was bisher nicht gesagt wurde. Die Anwohner, die sich insbesondere von Bürgermeister Thomas Loderer gegängelt fühlen, bezeichnen den Aufbau der Stempen und neuer Verkehrsschilder als eine "gesellschaftliche Verrohung" und werfen dem Rathauschef vor, er würde sich nicht mehr auf seine Aufgaben "eines demokratisch gewählten Bürgermeisters" besinnen. Loderer indes verweigert bisher die Kommunikation mit den Betroffenen. Selbst eine Petition der Anwohner sowie eine Anfrage des Bayerischen Steuerzahlerbundes haben ihn bisher kaum beeindruckt. Diese sture Form des Aussitzens wird aber kaum dabei helfen, den Konflikt wieder zu befrieden.

Streit ist eines der wichtigsten demokratischen Mittel - auch zwischen Mandatsträgern und Bürgern. Streit ist Kommunikation, Dialog, Austausch. Diesen muss der Bürgermeister unbedingt führen. Selbst wenn es ihm ausschließlich darum geht, Beschlossenes umzusetzen. Dazu gehört auch, dass er Argumente aufführt. Die Anwohner haben ihre geäußert und diese - aus der eigenen Sicht - auf ihrer Seite. Dass sie zusätzlich mit der verbalen Keule, dem Steuerzahlerbund und Anwälten ins Feld zu ziehen, ist der Sache - also den Parkplätzen - allerdings wenig zuträglich.

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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