"Snow City" in München:"Bergfeeling" begeistert nicht alle

Lesezeit: 2 min

Die Entscheidung ist gefallen: Siemens darf während der Ski-WM in der Innenstadt seine "Snow City" errichten - trotz vieler Bedenken vor allem von Anwohnern und Umweltschützern.

Sven Loerzer

Mitten in München entsteht ein alpiner Skizirkus in einer Miniaturausgabe: Siemens hat vor seiner Konzernzentrale am Wittelsbacherplatz mit dem Aufbau seiner "Snow City" begonnen. Mit einer 40 Meter langen und zwölf Meter hohen Skirampe will das Unternehmen Münchner Familien "ein einzigartiges Wintervergnügen" bieten und lädt zum kostenlosen Skifahren, Snowboarden und Rodeln ein. Das Kreisverwaltungsreferat hat die Veranstaltung gegen den Widerstand des Bezirksausschusses Maxvorstadt und der unmittelbar betroffenen Anlieger genehmigt, allerdings mit deutlichen Einschränkungen.

Trotz Bedenken hat das Kreisverwaltungsreferat die sogenannte "Snow City" in München genehmigt: Während der Ski-WM Anfang Februar darf Siemens auf dem Wittelsbacherplatz eine 40 Meter lange Skirampe mit Bühne aufbauen. (Foto: Siemens AG)

Ursprünglich wollte Siemens parallel zur Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen vom 4. Februar bis zum 20. Februar täglich von 9 bis 22 Uhr ein "authentisches WM-Erlebnis" bieten. Nun muss dies grundsätzlich bereits um 20 Uhr enden - mit Ausnahme des Eröffnungstags und des 11. Februars. An diesen Tagen darf bis 22 Uhr gefahren und gefeiert werden. Siemens verspricht eine "klimaneutrale Veranstaltung" mit "Bergfeeling" und "uriger Aprés-Ski-Almhütte".

Möglich geworden sei die Genehmigung der Veranstaltung auf öffentlichem Verkehrsgrund nur durch wesentliche Veränderungen des ursprünglich vorgelegten Konzepts, betont das Kreisverwaltungsreferat. Neben dem vorgezogenen Ende sei auch die Verkleinerung und Verlegung der Bühne dafür ausschlaggebend. Die Bühne war ursprünglich unmittelbar vor dem Arco-Palais situiert. Im Auftrag von dessen Hausverwaltung hat Rechtsanwalt Wolfgang Leitner von der Kanzlei Labbé und Partner interveniert, weil vorgeschriebene Abstandsflächen nicht eingehalten waren. Nun wird die Bühne vor dem Reiterstandbild von Kurfürst Maximilian I. aufgestellt, das dahinter fast vollständig verschwindet. Leitner will die Genehmigung und die Auflagen zum Lärmschutz erst noch eingehend prüfen und mit Gutachtern besprechen: "Wir halten uns alle Optionen offen." Allerdings habe er den Eindruck, so Leitner, dass mit den Auflagen der beklagten "Verballermannisierung" des Platzes Einhalt geboten werde. So sei tagsüber keine Musik zulässig, abends nur "dezente Hintergrundmusik und keine Partymusik". Insgesamt sei "ganz erheblich abgespeckt" und die Zugänglichkeit der Geschäfte gesichert worden.

Darüber sind die Nachbarn zwar froh, aber "das Unwohlsein bleibt", sagt Martin Merhart, Geschäftsleiter vom Einrichtungshaus "Cor Interlübke". Viele Anlieger befürchten, dass sich der Platz - nach Siemens Soccer City im vergangenen Jahr - immer mehr zur Event-Arena des Konzerns entwickelt. Dem Kreisverwaltungsreferat sei durchaus bewusst, dass jede Veranstaltung auch Beeinträchtigungen der Anlieger mit sich bringe, sagt Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle. Seine Behörde bemühe sich deshalb darum, Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. Allerdings seien "Ausnahmen mit Augenmaß zuzulassen, wenn dies im öffentlichen Interesse ist". Und dies sei gegeben, weil alle Münchner an einem zentralen Platz in der Innenstadt Gelegenheit erhalten, "Wintersport live zu erleben".

© SZ vom 25.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Zitate von Promis über München
:"Hier kann ich schillern"

Angela Merkel, Hugh Jackman, Papis Loveday und der Dalai Lama - sie alle haben begeistert von München geschwärmt. Zuletzt äußerte sich Fußballer Javi Marinez über seine Wahl-Heimat. Was gefällt Prominenten an der Stadt? Die schönsten Liebeserklärungen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: