S-Bahnhof:Haar zahlt, die Bahn schafft an

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Die Gemeinde Haar will eine Fußgängerunterführung am S-Bahnhof auf eigene Kosten verschönern. Doch das scheitert an immer neuen Vorgaben der Bahn.

Von Bernhard Lohr, Haar

Seit Jahren möchte die Gemeinde Haar Geld ausgeben. Aber sie darf einfach nicht. Die an unerwarteten Wendungen reiche Geschichte der geplanten Aufwertung des Bahnhofsareals ist wieder um eine Episode reicher. Es hatte sich bereits abgezeichnet, dass aus den Plänen, mit Hilfe der örtlichen Künstlerin Gabriele von Ende-Pichler die Bahnhofsunterführung neu zu gestalten, nichts wird. Schon der frühere Bauamtsleiter Rainer Wöhrl erklärte die Absicht für gescheitert, transparente, indirekt beleuchtete Glaselemente, die die Malerin gestaltet hätte, in der Unterführung zu installieren. Nun hat sich die Gemeinde nicht ganz freiwillig offiziell von dieser Idee verabschiedet, die sie auf eigene Kosten hätte umsetzen wollen.

Auch die Lärmschutzwände hat die Gemeinde bezahlt

In Haar ist die Ortsgestaltung Chefsache und bereits vor Jahren gab der damalige Bürgermeister Helmut Dworzak (SPD) die Devise aus, dass der Bahnhofszugang auch dann umgebaut werden sollte, wenn die Deutsche Bahn das nicht für notwendig erachtet. Diese verweist auf die Funktionalität des bestehenden Bahnhofs, der mit den Aufzügen auf der Südseite der Bahnsteigunterführung und auch hoch zu den Bahnsteigen barrierefrei gestaltet sei. Der Gemeinderat beschloss deshalb im Jahr 2012, die Finanzierung selbst zu übernehmen, so wie man es auch beim Bau der Lärmschutzwände auf der Südseite der Bahntrasse weitgehend gemacht hat.

Doch die Annahme, dass der, der bezahlt, auch bei der Gestaltung der mehr als 40 Meter langen Unterführung das entscheidende Wörtchen mitzureden haben würde, stellte sich nun als Trugschluss heraus. Die Bahn lässt nicht mit sich reden. Sie verlangte erst, dass die von der Künstlerin geschaffenen Glaselemente jederzeit von den Wänden entfernt werden können. Daraus ergab sich jedoch die Notwendigkeit, die Platten mit einer besonderen Technik zu befestigen, wodurch der Durchgang zu schmal geworden wäre - die Bahn verwies auf die für eine Bahnsteigunterführung einzuhaltenden Normen.

Auch beim zu verwendenden Material und bei der farblichen Gestaltung der Wände gab es schließlich keinen Spielraum mehr. Die Bahn pocht nun, wie Rathaus-Sprecherin Ute Dechent sagte, streng darauf, sich an den Materialkatalog zu halten. Es können Standardplatten angebracht werden, die Wände können verputzt oder angemalt und versiegelt werden, um Graffitisprayer davon abzuhalten, sich auszutoben. Das war es.

Auch beim barrierefreien Umbau gab es Probleme

Es ist nicht der erste Rückschlag für die Gemeinde, die mit ihren Ideen einfach nicht durchdringt. Auch die Pläne für einen barrierefreien Umbau des Bahnsteigzugangs von Norden her wurden ein ums andere Mal verschoben, weil Flächen erst angekauft oder bahnrechtlich entwidmet werden mussten. Mit der Planung auf der Südseite Richtung Ortsmitte, wo der Bahnsteigzugang ebenfalls attraktiver gestaltet werden soll, gab es immer wieder Schwierigkeiten. So nutzt die Bahn dort technische Anlagen, in die nicht eingegriffen werden darf. Das Meiste schien zuletzt geklärt. Der Südzugang könne von September an umgebaut werden, sagte Dechent. Auf der Nordseite sei der Baubeginn offen.

Die Umgestaltung des Bahnsteigzugangs soll nun in einem neuen Anlauf angegangen werden. So kamen die Gemeinderäte laut Dechent im Bauausschuss überein, an einer künstlerischen Gestaltung festzuhalten, wenngleich es Abstriche geben wird. So bereitet das Rathaus einen Wettbewerb vor, an dem sich Künstler beteiligen können. Der Siegerentwurf soll verwirklicht werden.

© SZ vom 19.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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