Radschnellweg:Der Umweg frisst die Zeitersparnis

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Variante 1: Das "Ypsilon", vorbei am Garchinger See. Sie würde 34 Millionen Euro kosten. (Foto: SZ)

Die favorisierte Route für den geplanten ersten Radschnellweg im Münchner Norden fällt bei den Teilnehmern einer Bürgerwerkstatt in Garching durch. Sie warnen, das Pilotprojekt könnte ein Flop werden.

Von Gudrun Passarge, Garching

Die zentrale Frage wurde gleich zu Beginn der Diskussion gestellt: "Was haben die Garchinger von diesem Radschnellweg?" Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum und das Verkehrsplanungsbüro Kaulen hatten zuvor in allen Details ein Pilotprojekt erläutert, das im Norden Münchens unter Federführung des Landkreises umgesetzt werden soll: ein vier Meter breiter, möglichst kreuzungsfreier Radweg vom Münchner Hauptbahnhof ins Garchinger Forschungsgelände. Doch mit der möglichen Streckenführung waren viele Teilnehmer der Bürgerwerkstatt nicht einverstanden. "Für Garchinger, die nach München radeln, ist das ein Riesenumweg", sagte einer.

Der Weg, um den es geht, ist einer von 14 Korridoren, die geprüft wurden. Doch Verkehrsplaner Ralf Kaulen hatte den Auftrag, nur noch diesen einen Korridor in einer Machbarkeitsstudie zu untersuchen. "Das wurde politisch beschlossen", führte er aus und erklärte die zwei geprüften Varianten, die in die nähere Auswahl gekommen sind.

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Da ist einmal das Ypsilon, das von der Ingolstädter Straße aus über die B 13 nach Unterschleißheim führt und mit dem zweiten Ast von der B 13 auf die B 471 durch Hochbrück vorbei am Garchinger See zum Forschungscampus gelangt, Kostenpunkt etwa 34 Millionen Euro. Geprüft haben die Planer auch noch die Variante 2 durch die Fröttmaninger Heide, Kostenpunkt etwa 38 Millionen Euro. Bei beiden Varianten versprechen sich die Planer etwa 9000 Nutzer täglich. Präferiert wird derzeit die Variante 1, von der Kaulen sagt: "Sie ist machbar. Sie ist auch in kürzeren Zeiten herzustellen." Er sprach davon, dass der Bau in zwei Jahren beginnen könnte.

Die etwa 50 Bürger fanden jedoch wenig Positives an dieser Planung. Bei 47 000 Fahrzeugen auf der B 13 sei es "keineswegs attraktiv" dort zu fahren, kritisierte einer. Ein anderer befürchtete, dass der Radschnellweg deshalb und wegen des Umweges nicht wie erwartet genutzt werde, und warf die Frage auf: "Was, wenn sich die erste Pilotstrecke nicht bewährt?"

Diese Argumente hatte auch Felix Ackermann schon vorgebracht. Der Sonderbeauftragte für die Belange der Fahrradfahrer in Garching vom Asta der TU München setzte sich vehement für eine andere Route ein. Am Campus seien mit Studenten und Mitarbeitern mehr als 20 000 Menschen betroffen, "wesentlich mehr als in den anderen Gebieten". Die meisten Studenten würden jedoch in der Studentenstadt und in Freimann an der Strecke der U 6 wohnen. Den Umweg über die B 13 zu nehmen, falle wohl keinem von ihnen ein, außerdem sei es ungesund, an der Schnellstraße entlang zu fahren. Er plädierte für eine Kombination aus der Route entlang der U 6 und an der Isar auf Ismaninger Seite.

Auf die Frage, warum diese Varianten nicht geprüft worden seien, sagte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD), man habe eine zusätzliche Verkehrstrasse haben wollen, auch um eine größere Motivation zum Umsteigen aufs Rad zu bieten. "Es ist nicht unser Ziel, dass sich öffentlicher Nahverkehr und Fahrradverkehr kannibalisieren", sagte Kaulen.

Variante 2 durch die Fröttmaninger Heide. Kostenpunkt: etwa 38 Millionen Euro. (Foto: SZ)

Kritisiert wurden auch fehlende Tangentialverbindungen zu Nachbarorten. Manche Bürger äußerten die Sorge, dass dafür das Geld fehlen werde. Ein Diskussionsteilnehmer warf den Planern vor: "Mit diesen Höchstkriterien sind Sie Gefangene Ihres eigenen Systems."

Bürgermeister Gruchmann nannte die Variante 1 eine "Vernunfttrasse". Garching sei dankbar über das Pilotprojekt, aber auch er sah einige Schwierigkeiten. So sei beispielsweise der vierspurige Ausbau der B 471 im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen, dann käme noch der Radschnellweg hinzu. "Das wird schon kompliziert", sagte Gruchmann. Und ohne Grunderwerb sei es nicht machbar.

Er warf auch die Frage auf, wer das alles bezahlen soll, und forderte, der Freistaat müsse hier die Anschubfinanzierung leisten. Für die Studenten stellte der Bürgermeister in Aussicht, Garching wolle die direkte Radverbindung durch Dirnismaning mit einem einseitig durchgehenden Weg ausbauen. Auch Kaulen notierte die Anregungen der Bürger. Er nehme mit, dass die momentan diskutierte Trasse für Garching "ein Stück weit suboptimal ist und Ergänzungen braucht", insbesondere auch mit der Trasse an der U-Bahn entlang.

© SZ vom 29.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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