Neue Funde:Der lange Kampf mit dem Käfer

Lesezeit: 2 min

Immer wieder werden großflächig Bäume gefällt, wenn der Laubholzbockkäfer irgendwo auftaucht. Kritiker glauben nicht mehr an den Erfolg dieser Methode.

Von Daniela Bode, München

Neue Funde des Asiatischen Laubholzbockkäfers in München lassen die Zweifel an präventiven Baumfällungen wieder laut werden. Ist das wirklich die richtige Methode bei der Bekämpfung des aus Asien eingeschleppten Schädlings? Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg halten an der Praxis fest. Insektenexperten und der Bund Naturschutz (BN) glauben dagegen nicht daran, dass diese Ausrottungsmethode erfolgreich sein wird.

16 Baumarten müssen vorsorglich abgeholzt werden

Seit der Laubholzbock in Feldkirchen 2012 erstmals aufgetaucht ist, mussten seinetwegen auch in München schon zahlreiche Bäume fallen. Im Gewerbegebiet Ost in der Messestadt Riem sind nun an vier gefällten Ahornbäumen zehn lebende Larven, etwa 35 Eiablagen und 15 Eingangsbereiche des Käfers festgestellt worden, wie die Landesanstalt mitteilt.

Die Bäume sind im Juli gefällt worden, da sie im 100-Meter-Umkreis um Ahornbäume standen, an denen im Frühjahr Spuren des Käfers gefunden worden waren. Nach geltendem EU-Recht müssen im Umkreis von 100 Metern um einen befallenen Baum vorsorglich alle potenziellen Wirtspflanzen abgeholzt werden. Das betrifft 16 Laubbaumarten, darunter Ahorn, Buche und Birke.

Baumschädling Laubholzbock
:Die Fällungen gehen weiter

Die Landesanstalt für Landwirtschaft hält trotz neuer Funde daran fest, dass der Asiatische Laubholzbockkäfer ausgerottet werden kann. Kritiker wie der Insektenexperte Hans Mühle bezweifeln das.

Von Daniela Bode

Trotz der neuen Funde hält die Landesanstalt das Vorgehen für richtig. "Einerseits hoffen wir, nichts zu finden, andererseits bestätigen Funde die Richtigkeit der Maßnahme", sagt Sabine Weindl, Sprecherin der Landesanstalt. Über die Bekämpfung des Käfers ist die Behörde laut Weindl ständig in Kontakt mit internationalen Experten. "Da zeichnet sich keine Änderung ab, weil es immer noch ein sehr punktuelles Auftreten des Käfers ist", sagt sie.

Naturschützer kritisieren die Radikalmethode

Ohnehin geht sie davon aus, dass der Käfer sie noch lange beschäftigt. "Tatsache ist, dass wir bei der Bekämpfung einen sehr, sehr langen Atem brauchen." Nicht umsonst dürfe vier Jahre kein Befall mehr vorliegen, bis eine Quarantänezone aufgehoben wird. In einem sogenannten Befallsgebiet im Landkreis Passau habe es viele Jahre gedauert, bis der Käfer ausgerottet war. Dort war der Laubholzbock 2004 erstmals aufgetaucht. Ende vorigen Jahres wurde die Quarantänezone aufgehoben.

Hans Mühle, Vizepräsident der Münchner Entomologischen Gesellschaft und Käferexperte, fordert dagegen erneut Alternativen. "Wir haben keine Chance, den Käfer auszurotten. Außer, wir hacken alle Bäume um", sagt er. Immer wieder würden Befallsherde gefunden, es gebe eine große Dunkelziffer. "Irgendwann muss man die Strategie aufgeben", ist er überzeugt. "Man muss einen Baum rausnehmen, wenn man einen Käfer findet. Aber nicht gleich alle 16 Baumgattungen", sagt er.

Auch der Bund Naturschutz hatte zuletzt Kritik an der Ausrottungsmethode geäußert. Sie könne nicht erfolgreich sein, "solange ein Neueinschleppen des Käfers nicht zuverlässig unterbunden wird", sagte Christian Hierneis, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe München. Der Schädling wird immer wieder über Paletten aus Asien eingeschleppt.

750 Quadratmeter Holz könnten im Riemer Wäldchen fallen

Wegen des neuen Fundes hat sich die Befallszone etwas nach Osten erweitert. Es muss wieder im 100-Meter-Umkreis gefällt werden. Die wenigen betroffenen Gehölze im Zuständigkeitsbereich der Landesanstalt lagen auf öffentlichem Münchner Grund und wurden mit Einverständnis der Stadt bei den laufenden Fällungen entfernt. Da auch das Riemer Wäldchen wieder betroffen ist - dort hatte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Frühjahr ebenfalls Spuren des Käfers festgestellt -, wird die Behörde dort von Ende August an etwa 750 Quadratmeter Wald fällen lassen.

© SZ vom 02.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: