Kommentar:Schluss mit den Hallen

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Wenn das Münchner Umland nicht vollends zum Siedlungsbrei verkommen soll, muss höher gebaut werden. Das gilt nicht nur für Wohnungen, sondern auch für das Gewerbe

Von Bernhard Lohr

Es musste ja kommen. Und das, was sich jetzt zwischen Taufkirchen und Ottobrunn sowie zwischen Haar und Grasbrunn abspielt, ist auch erst der Anfang. In dem Maß, in dem der Druck auf den Landkreis zunimmt, Flächen für Wohnen und Gewerbe auszuweisen, werden die Konflikte zunehmen. Die noch zur Verfügung stehenden Flächen sind begrenzt und sie sind wertvoll. Deshalb müssen die Lokalpolitiker jetzt die Zeichen der Zeit erkennen und sich schnell zusammensetzen, um gemeinsam Lösungen zu finden, wie der Landkreis die Herausforderungen bewältigen kann, ohne - und das ist ganz wichtig - seinen Charakter zu verlieren. Chancen und Risiken liegen in der aktuellen Situation so nahe wie selten.

Jammern ist dabei völlig fehl am Platz. Der Landkreis prosperiert. Und zunächst bietet das Möglichkeiten, die man sich in anderen Regionen Deutschlands oder gar Europas wünschen würde. Doch diese können nur zum Vorteil auch des Münchner Umlands genutzt werden, wenn der Mut da ist, Neues zu wagen. Das heißt: Die Bürgermeister und Gemeinderäte müssen endlich konsequent verdichten, wo Verdichtung sinnvoll ist. Es muss in die Höhe gebaut werden, und auch Gewerbegebiete müssen künftig anders aussehen. Warum soll dort nicht auch mehrgeschossig gebaut werden? Einfach große Hallen auf die Wiese zu pflanzen, ist nicht die Lösung. Auch muss konsequent nach hochwertigem Gewerbe Ausschau gehalten werden. Die Region ist führend in Forschung und Entwicklung. Das gilt es zu stärken, darauf kann man aufbauen.

Auf keinen Fall dürfen Grünzüge zugebaut werden. Wenn das Münchner Umland erst vollends zum Siedlungsbrei verkommen ist, ist es zu spät. Die Verantwortlichen in den Rathäusern bestimmen jetzt, in was für Verhältnissen kommende Generationen leben. Jetzt sind Prinzipientreue, visionäres Denken und Verantwortungsbewusstsein gefragt.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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