Firmenansiedlungen:Die Spirale dreht sich weiter

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Der neue Standort von Panasonic in Ottobrunn (Foto: Panasonic)

Zwei Firmen-Nachrichten zeigen es in dieser Woche wieder: Der Landkreis München ist Teil einer Boomregion. Doch das ist nicht nur Grund zur Freude.

Kommentar von Sabine Wejsada

Das Firmenregister im Landkreis München ist lang und prominent. Es liest sich wie das Who's who der erfolgreichen Unternehmen in ganz Deutschland: Allianz, Sky, Pro Sieben Sat 1, Infineon, General Electric, Linde, Airbus - die Liste ließe sich fast endlos verlängern. Viele Kommunen im Speckgürtel sind ein begehrtes Pflaster für Medien-, Versicherungs-, Elektronikkonzerne und Forschungseinrichtungen. In Gemeinden, in denen seit vielen Jahren gutes Geld verdient wird, wie etwa Unterföhring, siedeln sich weitere Unternehmen an, andere ziehen wiederum ihre auf mehrere Standorte verteilte Belegschaft in Zentralen genau dort zusammen. Es stellt sich allerdings immer mehr die Frage: Wo sollen all die Menschen wohnen?

Die Nähe zu München, zum Flughafen und natürlich der hohe Freizeitwert von Stadt, Land, Bergen und Seen macht den Landkreis zu einer begehrten Adresse für Firmenchefs und hoch qualifiziertes, gut verdienendes Personal. Jüngste Beispiele sind der neue Standort von Panasonic in Ottobrunn mit 550 Beschäftigten und die geplante Phicomm-Europazentrale mit 1100 Mitarbeitern in Unterhaching.

Ottobrunn
:Tokio, Yokohama, Ottobrunn

Der Elektronikkonzern Panasonic hat 550 Mitarbeiter im ehemaligen Bosch-Gebäude zusammengeführt. Die Konzentration verschiedener Unternehmensbereiche unter einem Dach soll Synergieeffekte bringen

Von Daniela Bode

Bei aller Euphorie über die bundesweit einzigartige Strahlkraft der Boomregion, die wahrscheinlich nicht einmal mehr groß Werbung machen muss, damit sich weitere Konzerne ansiedeln - es gibt sie sehr wohl, die sprichwörtliche Kehrseite des Erfolges: Horrende Mieten und Bodenpreise, die ihresgleichen suchen und - falls sich die Spirale weiter nach oben dreht - selbst von Besserverdienenden nicht mehr bezahlt werden können. Normalverdiener, kinderreiche Familien, Studenten, Auszubildende, Rentner, Kranke und Alleinerziehende, die über kein dickes Bankkonto verfügen, sie sind die Verlierer dieses Booms. Viele können sich das Wohnen und Leben im Landkreis bald schon nicht mehr leisten. Sie müssen entweder wegziehen oder Schulden machen.

Die Kommunen im Münchner Umland rühmen sich zwar ihrer wirtschaftlichen Erfolge - und das dürfen sie auch. Mit dem Bau von erschwinglichen Wohnungen kommen sie allerdings seit Jahren nicht mehr hinterher. Doch genau das müssen sie. Nicht zuletzt, um ihre Attraktivität zu bewahren.

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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