Bernbacher:Made in Hohenbrunn

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140 Tonnen Teigwaren produziert Bernbacher täglich. (Foto: Claus Schunk)

Die bekannten Bernbacher Nudeln entstehen in der Fabrik im Landkreis München. Die Firma ist ein Familienbetrieb in der fünften Generation.

Von Lisa-Marie Wimmer, Hohenbrunn

Tobias Willmann trägt ein rotes Plastikhäubchen auf dem Kopf und hat einen weißen Kittel an. Er ist Geschäftsführer der Nudelfabrik Bernbacher und erklärt das Maschinenwirrwarr: "Aus diesen Rohren kommt der Hartweizengrieß", sagt er und zeigt nach oben an die Decke. "Anschließend wird der Grieß mit Wasser vermengt, die Luft wird aus dem Gemisch entzogen, der Teig wird durch Matrizen gedrückt, abgeschnitten und getrocknet." Fertig ist die Hohenbrunner Nudel. Von der Mischung des Teigs bis hin zur fertigen, trockenen Nudel vergehen sechs bis acht Stunden. Pro Tag produziert Bernbacher 140 Tonnen Teigware.

Das Betriebsklima ist angenehm, das Klima in der Produktionshalle nicht immer

Die Firma liefert ihre Produkte nach Österreich, Frankreich, Holland, Finnland, Tschechien, Polen, Schweiz, Lichtenstein und Dänemark und verlädt 70 Millionen Packungen Nudeln im Jahr.

"Wir sind ja oft gefordert, sofort zu liefern", erklärt Geschäftsführer Willmann und marschiert weiter durch die Fabrikhallen. Aber natürlich werden produzierte Nudeln auch eingelagert. Das Lager liegt direkt neben der Produktionshalle, hier ist es stockdunkel und kalt, keine Menschenseele zu sehen. "Das läuft hier alles vollautomatisch", erläutert Willmann. Über Fließbänder werden die Pakete durch die Lagerhalle gefahren, sortiert und platziert. Ein gespenstisches Spektakel.

Geschäftsführer Tobias Willmann führt Interessenten gerne durch die Nudelfabkrik in Hohenbrunn. (Foto: Claus Schunk)

Danach geht es wieder in die "Nudelsauna". Dort sitzt Hülya Barutcu und sortiert Grießnockerlpäckchen ein. Sie erzählt vom guten Betriebsklima in der Firma, das schwül-heiße Hallenklima allerdings macht ihr zuweilen zu schaffen. "Vor allem im Sommer ist es besonders schlimm", sagt sie. Vorschriften verbieten Bernbacher, Klimaanlagen in der Fabrik zu verwenden. "Letzten Sommer, als wir die 40 Grad Marke geknackt hatten, war es wirklich extrem", erinnert sich auch Willmann.

2013 zog Bernbacher von München nach Hohenbrunn

Hülya Barutcu arbeitet jetzt schon seit 25 Jahren in der Nudelfabrik. Auch sie hat 2013 den Umzug des Familienunternehmens vom Tassiloplatz in München in das Industriegebiet in Hohenbrunn mitgemacht. Laut Willmann sind damals alle Mitarbeiter bei dem Unternehmen geblieben. Er sagt: "Wir wollten den Mitarbeitern eine annehmbare Distanz bieten. Hier haben wir eine direkte S-Bahn Anbindung." Heute gehören 120 Mitarbeiter der einzigen Nudelfabrik Münchens an. Die Entscheidung umzuziehen erfolgte damals schlichtweg aus Platzmangel.

Durch einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung über die "Wohnungssuche" von Bernbacher wurde Hohenbrunn auf die Nudelfirma aufmerksam und setzte sich mit dem Unternehmen in Verbindung. 2012 folgte dann der Spatenstich zu dem modernen Produktionsgebäude. "Viele Ortsgruppen, Schulklassen oder Kindergärten aus der Umgebung haben uns in unserer neuen Fabrik schon besucht und Führungen mitgemacht", so Willmann.

Inzwischen produziert Bernbacher auch Babynahrung

Zu erzählen bei solch einer Führung gibt es einiges. Nicht nur die Herstellung der Nudeln ist dann Thema, sondern auch die Geschichte des Unternehmens. 1898 hatte der Bäckermeister Josef Bernbacher mit der Produktion der ersten Teigwaren in der Rablstraße in München begonnen. Nach zweimaligem Umzug expandiert die Familie und zieht 1935 in das Fabrikgelände am Münchner Tassiloplatz. Im Laufe der Jahre wurde das Unternehmen dann immer größer und bekannter. Bernbacher produziert inzwischen auch für die Herstellung von Babynahrung und anderen Industrieprodukten. Katrin Bernbacher und Tobias Willmann führen das Familienunternehmen in der fünften Generation.

Die Soßen kauft die Firma größtenteils in Italien ein. Wobei die Nudeln alle "Made in Hohenbrunn" sind. Das Lieblingsprodukt des Familienvaters sind die "Pfiffli" Eiernudeln. Diese werden aus reinem Hartweizengrieß und Eiern aus Bodenhaltung zubereitet. Sie sind nicht nur der Favorit des Geschäftsführers, sondern zählen auch zu den am besten verkauften Produkten von Bernbacher.

Ein QR-Code soll den Weg vom Bauern bis zum Käufer zeigen

"Wir machen uns natürlich Gedanken über Nachhaltigkeit", stellt Willmann klar. "Vor allem wollen wir auch die hiesigen Bauern ermuntern, mehr Hartweizen anzubauen." Bei den neusten Bernbacher Produkten wie den Dinkel- und Vollkornnudeln wurde schon eingeführt, dass der Verbraucher anhand eines QR-Codes auf der Nudelverpackung zurück verfolgen kann, von welchem Bauern aus der Region der Weizen kommt.

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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