Grundschul-Ausbau in Haar:Klassenzimmer auf Stelzen

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Über den Parkplätzen der Jagdfeldschule soll ein Neubau für vier Züge von der ersten bis zur vierten Klasse entstehen. (Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde Haar will die Grundschule am Jagdfeld um vier Züge erweitern.

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Gemeinde Haar geht angesichts deutlich steigender Schülerzahlen eine Erweiterung der Grundschule am Jagdfeld an. Der Bauausschuss des Gemeinderats votierte gegen die Stimmen der CSU für eine solche Option und empfahl dem Gemeinderat, sich für einen Architektenwettbewerb auszusprechen.

Bereits jetzt ist es eng geworden an den beiden Grundschulen der Gemeinde, die sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr auch zu Ganztagsschulen mit größerem Raumbedarf entwickelt haben. Im Herbst werden vier erste Klassen an der Konrad- und sechs an der Jagdfeldschule erwartet. Damit sei eine Grenze erreicht, sagt Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD).

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Der Zuzug macht sich bemerkbar. So wird noch in diesem Jahr die Zahl der Grundschulkinder in Haar von 848 Schülern auf 891 Schüler steigen. Bis zum Jahr 2021 wird unter Berücksichtigung bekannter Bauvorhaben wie etwa im Jugendstilpark mit 983 Schülern gerechnet, die in der Jagdfeld-Grundschule und in der Konrad-Grundschule aktuellen Zuschnitts nicht mehr Platz finden würden. Dabei meldeten beide Schulen bereits jetzt Platzprobleme, heißt es aus dem Rathaus.

Eine weitere Ausweitung des bestehenden Ganztagsschulangebots seit möglicherweise gefährdet. Erst im vergangenen Herbst hatte die Jagdfeldschule ihren ersten Ganztags-Jahrgang aufgenommen. Bürgermeisterin Müller sagt, sie werde bei Grundschulprojekten nur noch in Ganztags-Kategorien denken. Der Bedarf sei bei Eltern eindeutig erkennbar.

Die CSU hält eine achtzügige Grundschule am Jagdfeld für zu groß

Die Notwendigkeit eines Ausbaus der Grundschulen in Haar erkennt auch die CSU im Gemeinderat an. Doch sie hat sich nach positiven Äußerungen, die es auf eine Machbarkeitsstudie des Münchner Planungsbüros M8 zur Erweiterung der Jagdfeldschule gegeben hatte, zuletzt von diesem Projekt distanziert. Der CSU ist die neue, erweiterte Schule zu groß und zu anonym. Im Bauausschuss erklärte die CSU, sie lehne eine Schule mit 900 Schülern am Jagdfeld ab, zumal ein Großteil dieser Schüler aus entfernten Gemeindeteilen jenseits der S-Bahnlinie kommen würde. Eine ganzheitliche Betrachtung sei angebracht. So könnte eventuell auf dem Gelände eines neuen Schulcampus bestehend aus Realschule und FOS/BOS auch eine Mittelschule angesiedelt werden. Dann wäre nach Auffassung der CSU das Konrad-Schulzentrum frei, um weitere Grundschüler aufzunehmen. Eine Zwischenlösung für den Übergang könnte mit einem aufgestockten Grundschulbau am Jagdfeld erreicht werden.

Letzteres war auch eine Option, die sich aus der Machbarkeitsstudie ergab, die das Architekturbüro M8 präsentiert hatte. Sowohl der Grundschul- als auch der Gymnasialtrakt könnte am Jagdfeld ein zusätzliches Stockwerk oben draufgesetzt bekommen. Die Verwaltung im Rathaus verfolgte das aber nicht weiter. Für das Gymnasium wird mit einer Entlastung durch ein zusätzliches Gymnasium in Aschheim oder Feldkirchen gerechnet. Eine mögliche Aufstockung der Grundschule würde Klassenräume für zwei weitere Züge von der ersten bis zur vierten Klasse bringen. Als Übergangslösung wäre es wohl vorstellbar, eine Lösung der Probleme brächte es aber nicht, heißt es aus der Verwaltung. Ein Neubau für zwei weitere Züge und zudem Mensa, Sporthalle und Tiefgarage würden zusätzlich benötigt.

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Ein Trakt mit Klassenräumen, eine Mensa und eine Sporthalle sind geplant

Deshalb könnte ein Neubau für vier Klassenzüge auf Stelzen über dem bestehenden Lehrerparkplatz entstehen, dazu die Mensa, Tiefgarage und Sporthalle. Der Platz dafür sei am Jagdfeld-Schulareal vorhanden, heißt es aus dem Rathaus. Der Bau würde ermöglichen, einen Grundschulzug von der Konradschule zur Jagdfeldschule umzuverlagern und an der Konradschule wieder Platz freizubekommen. Fach- und Werkräume würden wieder als solche nutzbar.

Dass solche Prognosen auf unsicherer Grundlage angestellt werden, ist den Verantwortlichen im Rathaus klar. Im Jagdfeld-Viertel und in der Musikersiedlung wird mit zusätzlichen Kindern gerechnet, die durch den Generationenwechsel in diesen Siedlungen dort dazukommen. Flüchtlingskinder dazugerechnet könnten weiteren fünf Klassen nötig werden. Mit elf Grundschulzügen, das heißt also mit 44 Schulklassen, hofft man in Haar nun klarzukommen.

Bürgermeisterin Müller sieht trotz Ausbau ausreichend Freiflächen für die Schüler

Acht Züge gäbe es an der dann doppelt so großen Jagdfeldschule und drei an der Konradschule. An dem Raumprogramm für die Jagdfeldschul-Erweiterung wird gerade gearbeitet, es soll auch je einen Gruppenraum pro Klassenzimmer für den Ganztagsbetrieb enthalten, dazu Räume für Sport, Musik, Werken und anderes.

Müller betont, dass durch die Schulerweiterung keine Einschränkungen für die Bewegungsfreiheit der Schüler zu erwarten sei. So wird überlegt, das Dach der Dreifachturnhalle begehbar zu machen. Ein Schulhaus auf Stelzen war im Gespräch. Sollte der Gemeinderat einem Architektenwettbewerb für das Projekt mit dem Arbeitstitel "Grundschuldorf" zustimmen, wird mit einer Entscheidung über das Bauvorhaben innerhalb von neun bis zwölf Monaten gerechnet.

© SZ vom 09.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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