Grünwald:Ängstliche Eltern versus Helferkreis

Lesezeit: 1 min

Jan Neusiedl ist zu Gesprächen mit besorgten Bürgern bereit. (Foto: Claus Schunk)

In Grünwald herrscht große Aufregung über Flüchtlinge. Die Betreuer versuchen zu vermitteln

Von Claudia Wessel, Grünwald

"Ich kann die Vorbehalte gegen Flüchtlinge, besonders nach den Ereignissen der Silvesternacht in Köln, verstehen", sagt Ingrid Reinhart, die Sprecherin des Grünwalder Helferkreises für Asylbewerber. Sie antwortet damit auf die Unterschriftensammlung von besorgen Müttern und Vätern, die Angst vor Flüchtlingen haben, da Frauen und Mädchen von diesen in anzüglicher Form angesprochen wurden. Das beklagen sie in einem Brief an Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU).

Sie hatten Familien erwartet - nicht nur junge Männer

Unterschrieben haben diesen Brief sieben Frauen, die jedoch betont, dass der Brief die Idee von etwa 100 Menschen, meist Eltern, aus Grünwald gewesen sei. Außerdem hätten "500 bis 1000 weitere Menschen" angekündigt, ebenfalls zu unterschreiben. Sie alle seien voller Angst um ihre Sicherheit, trauten sich nachts nicht mehr auf die Straße und hätten sich mit Pfefferspray eingedeckt, so eine von ihnen. Man habe Familien in der Traglufthalle erwartet, dass jetzt 300 junge Männer dort seien, halte man für gefährlich. Ingrid Reinhart dagegen möchte sich "dagegen wehren, alle männlichen Flüchtlinge jetzt unter Generalverdacht zu stellen".

Ottobrunn
:Der Gemeinderat setzt ein Zeichen

Trotz zahlreicher Proteste stimmt Ottobrunn für die Flüchtlingsunterkunft am Kathi-Weidner-Weg mit 320 Plätzen

Von Magdalena Mock

Die Frauen des Helferkreises und des Sozialdienstes würden in der Traglufthalle "immer mit großer Höflichkeit und Respekt behandelt". Der Helferkreis wird demnächst ein weiteres Get-Together mit den Flüchtlingen veranstalten. Dazu lädt Ingrid Reinhart die Mütter und Väter herzlich ein. "Ich kann Ihnen versprechen", sagt sie an deren Adresse, "der persönliche Kontakt zu den Flüchtlingen ist die beste Möglichkeit, vorhandene Ängste abzubauen."

Bürgermeister Neusiedl empfiehlt den Frauen, bei Belästigungen durch Flüchtlinge die Polizei zu rufen. Er ist auch zu Gesprächen bereit, mit einer Gruppe von Bürgern hat er bereits einen Termin ausgemacht. Ansonsten weist er erneut darauf hin, dass mit den Flüchtlingen in der Traglufthalle Gruppengespräche über das passende Verhalten geführt werden.

Gerüchte über eine zweite Traglufthalle bezeichnet Neusiedl als "Falschinformation"

Wie schnell sie dies erlernen, werde man sehen. "Sie kommen natürlich aus einer ganz anderen Kultur", so Neusiedl. Einige Gerüchte allerdings, die ebenfalls zur Aufregung der Briefeschreiberinnen beitragen, etwa dass eine zweite Traglufthalle nach Grünwald komme ("das neueste Gerücht", so Neusiedl) möchte er erneut deutlich entkräften. Dies ist nicht geplant. "Das sind Falschinformationen, die gezielt gestreut werden."

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: