Unterschleißheim:Schnelle Bälle und rohe Eier

Bei der Deutschen Volleyball-Meisterschaft der U16-Frauen kann Gastgeber SV Lohhof wenige Siege verbuchen. Der Teamgeist ist trotzdem gestärkt - auch dank ungewöhnlicher Trainingsmethoden.

Von Nadja Tausche, Unterschleißheim

Jede Menge junger Sportlerinnen, Schiedsrichter, Helfer und Zuschauer bevölkern am Samstagmorgen die Sporthalle des Carl-Orff-Gymnasiums in Unterschleißheim. Der SV Lohhof richtet die Deutsche Meisterschaft im Volleyball der Frauen unter 16 Jahren aus. Die Wände der Halle sind mit den Fahnen der Bundesländer geschmückt, mit Trompeten und Querflöten eröffnet die Stadtkapelle das zweitägige Turnier. "Volleyball ist die Sportart Nummer Eins in Unterschleißheim", sagt Bürgermeister Christoph Böck unter Jubel vor den 600 Gästen.

Fanblock und Spielerinnen geben alles. Doch die Konkurrenz ist stark

Der SV Lohhof ist schon mehrmals Deutscher Meister im Volleyball geworden, zuletzt vor zwei Wochen mit der U 18-Mannschaft der Frauen. Im Wettkampf der U 16, bei dem 16 Teams aus ganz Deutschland antreten, will es die heimische Mannschaft bis ins Viertelfinale schaffen: "Ziel wäre es, unter die ersten acht zu kommen", sagt Claudia Wifling, die Trainerin. Sie weiß, dass das schwer wird bei dem Turnier. Die Konkurrenz ist stark.

Los geht es für die Gastgeberinnen mit einem Spiel gegen den Dresdner SC. Die Gegnerinnen sind mit Fanblock angereist und tragen rote Trikots. Kurz nach Anpfiff steht es schon 3:0 für Dresden, die Dresdner Fans trommeln - und die Lohhofer halten mit eigenen Trommeln und lauten Holzratschen kräftig dagegen: "Lohhof, eins, zwei, Lohhof, eins zwei...", schreit Andi Neupärtl, Spielerinnenvater und oberster Motivator des Lohhofer Fanblocks.

Die Dresdnerinnen liegen weiter vorne, aber nur noch knapp, 13:9, dann 18:15. Die Trommelschläge aus dem Lohhofer Block und die Fans treiben ihre Mannschaft an, der Schiedsrichter pfeift: Dresden hat den entscheidenden Aufschlag. Der SV Lohhof verliert den ersten Satz, als Lohhof im zweiten Satz bald mit 3:23 hinten liegt, fasst sich Trainerin Wifling am Spielfeldrand angespannt in die Haare. Dresden gewinnt auch den zweiten Satz und damit das Spiel. "War gut, vor allem der erste Satz. Im zweiten hatten wir dann Druck, weil der Punkteabstand so groß war", sagt Spielerin Sarah Ziegler. "Das heißt jetzt noch nichts", findet Neupärtl aus dem Fanblock.

300 Schnitzel und Hochstühle: Eine Meisterschaft bedeutet viel Organisation

Die Turnier-Teams treten in der Vorrunde in vier Gruppen mit jeweils vier Mannschaften gegeneinander an. Parallel zu dem Spiel des SV Lohhof gegen den Dresdner SC finden noch drei weitere statt, zwei davon am zweiten Spielort dieses Turnierwochenendes - in der nahen Turnhalle der Therese-Giehse-Realschule.

Die Helfer kümmern sich darum, dass bei dem Hochbetrieb in der Organisation nichts schiefgeht: Vor drei Monaten habe sich ein Organisationsteam zum ersten Mal für die Planung zusammengesetzt, sagt Matthias Kock, Abteilungsleiter Volleyball und Mitorganisator des Turniers. Heute tragen die Helfer T-Shirts mit der Aufschrift "Hast du Fragen? Drücke bitte hier" auf dem Rücken und übernehmen Aufgaben wie Auf- und Abbau, Hallensprecher oder Anschreiber. Sie kümmern sich um die Verpflegung der Sportlerinnen: Zum Mittagessen haben sie 300 Schnitzel plus Vegetarisches eingeplant, "und das nur am ersten Tag!", sagt Kock. Der größte organisatorische Aufwand sei es gewesen, genügend Schiedsrichterstühle zu bekommen: Zwei andere Gemeinden haben dem SV Lohhof schließlich ihre Hochstühle ausgeliehen.

Der Ausrichter ist automatisch qualifiziert - aber in einer schweren Gruppe

Trotz des Aufwands wollte der Verein die Meisterschaft unbedingt ausrichten. "Es gibt dieses Jahr viele große Talente, und man wollte ihnen ermöglichen, auf jeden Fall mitzumachen", sagt Wifling. Bei der Bayerischen Meisterschaft war der SV Lohhof Fünfter geworden und hatte sich damit eigentlich nicht für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Aber wer die Titelkämpfe ausrichtet, darf automatisch teilnehmen. Dafür starte die Mannschaft aber auf einem traditionell schwierigen Platz mit sehr guten Mannschaften in der Gruppe, sagt Wifling.

Das machte sich schließlich auch im Ergebnis bemerkbar: Der SV Lohhof konnte sich zwar gegen Paderborn durchsetzen, verlor aber zwei andere Spiele und landete auf dem 13. Platz. "Wir konnten uns in der starken Gruppe nicht durchsetzen", resümiert Wifling. Den Titel sicherte sich der starke Dresdner SC im Finale gegen Paderborn.

Zumindest sollte es nicht daran gelegen haben, dass die Spielerinnen in der Wettkampfsituation nervös waren, denn dem hat Wifling vorgebeugt: Vor einigen Wochen hat sie eine ungewöhnliche Teambuilding-Veranstaltung organisiert. Dabei sollten sich die Spielerinnen statt eines Balls plötzlich ein rohes Ei zuwerfen. "Man hat richtig gesehen, wie sie verkrampfen", sagt Wifling. Der Lerneffekt für den Wettkampf: Auch wenn es anders wirkt, es ist eigentlich das Gleiche.

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