Kultur:München bekommt zwei neue Bühnen

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Wenn "Oper für alle" lockt, kommen Tausende auf den Marstallplatz. Aber sonst findet dort wenig Leben statt. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Kultusminister Spaenle möchte den Marstall bis 2018 restaurieren.
  • Drinnen sollen zwei neue Bühnen entstehen. Eine für die Oper und eine für die Residenz.

Von Christian Krügel, München

Der Marstall der Residenz soll in den kommenden Jahren zu einem Theatergebäude mit bis zu zwei voll bespielbaren Bühnen umgebaut werden. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) kündigte im Gespräch mit der SZ an, noch in dieser Legislaturperiode des Landtags, also bis 2018, Planungen für das Projekt auf den Weg zu bringen.

Damit solle das Areal zwischen Staatsoper, Residenztheater und Kammerspielen endgültig zu einem "Theaterviertel internationaler Klasse" arrondiert werden, so Spaenle.

Die frühere Hofreitschule der Residenz, 1825 von Leo von Klenze fertiggestellt, gilt als eines der wichtigsten Gebäude des Klassizismus in München. 1970 wurde es allerdings nur äußerlich restauriert. Im Inneren diente es mal als Lagerfläche für die Oper, längere Zeit als Experimentierbühne des Residenztheaters. Ein vollständiger Innenausbau wurde diskutiert, als der Architekt Stefan Braunfels zur Jahrtausendwende Pläne für einen neuen Konzertsaal vorlegte.

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Nach jahrelanger Debatte wurde auch daraus nichts: Ein Gutachten des japanischen Akustikers Yasuhisa Toyota ergab, dass ein Konzertsaal zwar in das Gebäude passen würde, aber es an Platz für Foyers, Probenräume und sogar für Schall- und Brandschutz fehle. Seither lagen Pläne für eine Umgestaltung des Marstalls wieder auf Eis. Im Inneren wird die Situation inzwischen immer kritischer.

Das Residenztheater hat dort seine Werkstätten untergebracht - unter sehr schwierigen Umständen. Bis unters Dach arbeiten die Theater-Handwerker von Kostümschneidern bis zu den Schlossern auf extrem beengtem Raum. "Wir platzen da aus allen Nähten", hatte Intendant Martin Kušej zuletzt im Mai gewarnt. Hinzu kommt die Probensituation: Derzeit müssen die Resi-Schauspieler auf Metallcontainer ausweichen, die an der Schwere-Reiter-Straße neben dem Theaterzelt "Das Schloss" stehen. "Da sind nicht nur die klimatischen Bedingungen extrem schwierig", sagt Sabine Rüter, Pressesprecherin des Residenztheaters.

Seit langem gibt es daher den Plan für ein neues Werkstattgebäude. Das soll nun bald gebaut werden soll. Der Freistaat hat sich ein geeignetes Grundstück in Steinhausen an der Hohenlindener Straße gesichert. Doch derzeit werde erst ein Raumprogramm entwickelt, was Voraussetzung für die detailliertere Planung und einen Bauantrag sei, heißt es.

Wann das neue Werkstattgebäude errichtet und der Marstall damit zu einem großen Teil geräumt werden kann, steht also noch nicht konkret fest. Dennoch möchte Kultusminister Spaenle mit den Planungen für die Zeit danach bald beginnen. Basis sollen dabei die Wünsche von Opern- und Theaterintendanten sein.

In der Theaterszene ist man sich bereits einig

Staatsopernchef Nikolaus Bachler bekräftigte kürzlich beim SZ-Kultursalon seine Vision für das Gebäude: "Mit Martin Kušej sind wir schon vor Jahren schnell übereingekommen. Man könnte sich den Marstall teilen: Eine Seite Studiobühne für die Oper, eine Seite für das Residenztheater. Man hätte dadurch Probemöglichkeiten und Studiomöglichkeiten." Das sei "eine tolle Chance, dieses wunderbare Gebäude neu zu beleben", so Bachlers Vorstellung, "denn in dem Zustand, in dem es jetzt ist, kann es sowieso nicht bleiben."

Das sieht auch Spaenle so, der sogar noch einen Schritt weiter geht als Bachler. Er könne sich zwei vollwertige Bühnen in dem Klenze-Bau vorstellen, "die für einen richtigen Theaterbetrieb nutzbar sind", sagt der Minister, "das soll schon mehr sein als nur reine Probenbühnen." Spaenle möchte aus dem ganzen Areal eine Theaterlandschaft machen.

Insbesondere den Platz zwischen Nationaltheater und Marstall, auf dem vergangene Woche das "Oper für alle"-Konzert vor 9000 Zuschauern stattgefunden hatte, möchte er beleben. "Was in Avignon mit einem Theaterfestival vor dem Papstpalast möglich ist, sollte in München doch auch gehen", sagt Spaenle. Sein Ziel sei es, bis 2018 einen festen Plan für das Gesamtprojekt entwickelt zu haben. Im Etat des Kultusministeriums findet sich dafür sogar schon ein eigener Posten: Unter dem Stichwort "Anpassungsmaßnahmen im Marstallgebäude" sind dort 800 000 Euro eingestellt.

Die Theater betrachten Spaenles Initiative wohlwollend. "Es überrascht uns nicht und zeigt, dass unsere Not auch dem Ministerium bewusst ist", so Sabine Rüter vom Residenztheater. Und Opernintendant Nikolaus Bachler sagt: "Ich hoffe, dass ich den Umbau noch in meiner Zeit als Intendant erlebe." Bachlers Vertrag endet 2021.

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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