Kriminalität:Überfall im Drogenrausch

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  • Im Drogenrausch haben ein 25-Jähriger und sein drei Jahre jüngerer Kumpel ein Uhren- und Schmuckgeschäft in München überfallen.
  • Sie machten Beute im Wert von 13 000 Euro, kamen damit aber nicht weit.
  • Es kam zu einer turbulenten Flucht, bei der auch ein Zeuge und ein Polizist verletzt wurden.

Von Christian Rost

Sie nahmen LSD und begannen, im Rausch zu halluzinieren. Farben sahen sie und Formen, die sie an Diamanten erinnerten. Am Morgen nach ihrem Trip wollten der 25-jährige Emir S. und sein drei Jahre jüngerer Kumpel Ali Ü. dann unbedingt echte Steine haben: Sie überfielen kurzerhand ein Uhren- und Schmuckgeschäft an der Rosenheimer Straße. Unmittelbar nach der Tat wurden sie gefasst. Seit diesem Mittwoch müssen sich die beiden jungen Männer wegen schweren Raubes am Landgericht München I verantworten.

Es war am 9. Juli 2015 gegen 10 Uhr, als sich die Angeklagten vor dem Geschäft herumdrückten. Bewaffnet hatten sie sich mit Pfefferspray, und um sich Mut zu machen, warfen sie noch rasch zwei beziehungsweise vier Ecstasy-Tabletten ein. Sobald sie den Schmuckladen betreten hatten, sprühten sie dem Inhaber eine Ladung Pfefferspray ins Gesicht. Einer der Täter griff sich 30 Ringe und eine Uhr aus den Regalen im Gesamtwert von rund 13 000 Euro und verstaute die Beute in einer Tasche. Sein Komplize hielt derweil den Inhaber in Schach. Dem betagten Mann versetzte er zwei Fausthiebe ins Gesicht. Dann ergriffen S. und Ü. die Flucht. Der Geschädigte rief die Polizei.

Wenige Momente später war bereits eine Zivilstreife am Tatort. Die Beamten sahen die Räuber wegrennen. Die Aufforderung der Polizisten, sie sollten stehen bleiben, ignorierten sie. Stattdessen sprühten die Angeklagten mit dem Pfefferspray in Richtung der Verfolger und trafen einen Polizisten im Gesicht, der ein Brennen in den Augen verspürte, sich aber nicht abschütteln ließ. Zusammen mit seiner Kollegin bekam er Ü. zu fassen, der noch mit den Armen nach hinten schlug, aber doch zu Fall gebracht wurde. Derweil rannte S. weiter und sprühte noch einem Zeugen, der sich ihm in den Weg stellte, Pfefferspray ins Gesicht.

Die Verfolgungsjagd endete in einem Wohnhaus, in dem S. verschwand. Über die Treppen hastete er bis in den vierten Stock hinauf und konnte nicht mehr weiter. In seiner Not begann er noch, die Schmuckstücke im Treppenhaus zu verstecken. Die Ringe und die Uhr steckte er in Blumentöpfe oder schob sie unter Fußmatten vor den Wohnungstüren.

Als Polizisten ihn in seiner Sackgasse aufstöberten, konnte S. keinen Widerstand mehr leisten. Er war ohnmächtig geworden, offenbar infolge des Drogenkonsums in Kombination mit körperlicher Anstrengung. Nach einer Nacht im Krankenhaus konnte er sich zunächst an nichts mehr erinnern. Vor Gericht legten beide Angeklagte Geständnisse ab.

Die Schmuckstücke konnten fast vollzählig dem Händler zurückgegeben werden. Nur ein Rotgoldring im Wert von 400 Euro tauchte nicht mehr auf. Der Händler war bei dem Überfall durch die Schläge leicht verletzt worden. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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